Neue Darstellungen griechischer Sagen: I. Kreta.
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bei den heutigen Ruderkähnen, obwohl dieses zunächst einfach zur
Versteifung des Ganzen dienen soll.
So möchte, glaube ich, auch der ,,Tritt“ auf unserer Vase aus
Knossos zu verstehen sein, es ist ein Aufbau am Heck. Die Frau
hat das Schiff bereits betreten. Der Gedanke an eine Abfahrts-
szene, wie sie ein anderes kretisches Werk der gleichen Stilstufe, die
Bronze aus der Idäischen Grotte1 zeigt, drängt sich ohne weiteres
auf. Auch dort hat man in der xoanonartig steifen Weibsgestalt
irrtümlich ein Götterbild sehen wollen2; und doch ist es fraglos eine
Frau aus Fleisch und Blut, deren Entführung geschildert wird. Sie
steht noch auf dem erhöhten Boden, der als Brettereinlage ganz
deutlich gekennzeichnet ist; der Herr des Fahrzeugs dagegen,
schon in seiner kriegerischen Ausrüstung dem unsrigen ähnlich
sehend, etwas tiefer. Die Mannschaft aber legt sich in die Riemen,
das Schiff sticht in See.
Ist es nun wirklich gar zu kühn, wenn man sich angesichts die-
ser kretischen Denkmäler aus Knossos und aus der Idagrotte, die
augenscheinlich desselben Inhalts sind, an die Abfahrt der knossi-
schen Prinzessin erinnert ? Sichere Beispiele dafür, freilich aus viel
jüngerer Zeit, habe ich a. 0. Abb. 14—16 und Tafel I zusammen-
gestellt. Aber daran möchte ich, nach dem Vorgang anderer, fest-
halten, daß schon auf dem häufig abgebildeten geometrischen
Krater aus Theben3 nicht ein beliebiger ,,Frauenraub“ geschildert
werden soll, sondern eben die Flucht der Minostochter mit ihrem
Geliebten. Dieser Deutung hatte vormals auch Wilamowitz klar
und entschieden das Wort geredet: „selbst die Hilfe der Ariadne
ist dem Altertum wohl schon im achten Jahrhundert bekannt ge-
1 Mus. ital. II Atlas Taf. 11. ThuA. 15 Abb. 13 (S. 17 Anm. 2 u. Nachtrag
S. 42 die Literatur).
2 So noch v. Duhn, Jdl. 3, 1888, 370: „Artemis oder eine der ihr
wesensverwandten Gottheiten, die ja in vielen kretischen Städten verehrt
wurden“. Er hält die Figur für ein statuarisches Bild der Schutzgottheit auf
dem Ilinterkastell des Schiffes. Aber wozu umfaßt sie dann der Mann ? Besser
jedenfalls Karo, ARW. 8, 1905 Beiheft 63 Anm. 1 u. Text zu Maraghiannis,
Antiq. Cret. I Taf. 42 S. 13 (2. Aufl.). Die nicht weniger starr gebildete Frauen-
gestalt eines durchbrochenen Goldplättchens, gleicher Zeit und Herkunft,
Annuario 10—12, 1927—29, 708 Abb. 670, ist ja auch kein Xoanon, sondern
die leibhaftige Göttin zwischen zwei Männern (Adoranten? nach Doro Levi
709).
3 Pfuhl, Muz. Abb. 15; Winter, KiB. 2112, 3; ThuA. 12 Abb. 10;
L. Curtius, Antike Kunst II 72 Abb. 67 A.
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bei den heutigen Ruderkähnen, obwohl dieses zunächst einfach zur
Versteifung des Ganzen dienen soll.
So möchte, glaube ich, auch der ,,Tritt“ auf unserer Vase aus
Knossos zu verstehen sein, es ist ein Aufbau am Heck. Die Frau
hat das Schiff bereits betreten. Der Gedanke an eine Abfahrts-
szene, wie sie ein anderes kretisches Werk der gleichen Stilstufe, die
Bronze aus der Idäischen Grotte1 zeigt, drängt sich ohne weiteres
auf. Auch dort hat man in der xoanonartig steifen Weibsgestalt
irrtümlich ein Götterbild sehen wollen2; und doch ist es fraglos eine
Frau aus Fleisch und Blut, deren Entführung geschildert wird. Sie
steht noch auf dem erhöhten Boden, der als Brettereinlage ganz
deutlich gekennzeichnet ist; der Herr des Fahrzeugs dagegen,
schon in seiner kriegerischen Ausrüstung dem unsrigen ähnlich
sehend, etwas tiefer. Die Mannschaft aber legt sich in die Riemen,
das Schiff sticht in See.
Ist es nun wirklich gar zu kühn, wenn man sich angesichts die-
ser kretischen Denkmäler aus Knossos und aus der Idagrotte, die
augenscheinlich desselben Inhalts sind, an die Abfahrt der knossi-
schen Prinzessin erinnert ? Sichere Beispiele dafür, freilich aus viel
jüngerer Zeit, habe ich a. 0. Abb. 14—16 und Tafel I zusammen-
gestellt. Aber daran möchte ich, nach dem Vorgang anderer, fest-
halten, daß schon auf dem häufig abgebildeten geometrischen
Krater aus Theben3 nicht ein beliebiger ,,Frauenraub“ geschildert
werden soll, sondern eben die Flucht der Minostochter mit ihrem
Geliebten. Dieser Deutung hatte vormals auch Wilamowitz klar
und entschieden das Wort geredet: „selbst die Hilfe der Ariadne
ist dem Altertum wohl schon im achten Jahrhundert bekannt ge-
1 Mus. ital. II Atlas Taf. 11. ThuA. 15 Abb. 13 (S. 17 Anm. 2 u. Nachtrag
S. 42 die Literatur).
2 So noch v. Duhn, Jdl. 3, 1888, 370: „Artemis oder eine der ihr
wesensverwandten Gottheiten, die ja in vielen kretischen Städten verehrt
wurden“. Er hält die Figur für ein statuarisches Bild der Schutzgottheit auf
dem Ilinterkastell des Schiffes. Aber wozu umfaßt sie dann der Mann ? Besser
jedenfalls Karo, ARW. 8, 1905 Beiheft 63 Anm. 1 u. Text zu Maraghiannis,
Antiq. Cret. I Taf. 42 S. 13 (2. Aufl.). Die nicht weniger starr gebildete Frauen-
gestalt eines durchbrochenen Goldplättchens, gleicher Zeit und Herkunft,
Annuario 10—12, 1927—29, 708 Abb. 670, ist ja auch kein Xoanon, sondern
die leibhaftige Göttin zwischen zwei Männern (Adoranten? nach Doro Levi
709).
3 Pfuhl, Muz. Abb. 15; Winter, KiB. 2112, 3; ThuA. 12 Abb. 10;
L. Curtius, Antike Kunst II 72 Abb. 67 A.