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Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0013
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Neue Darstellungen griechischer Sagen: II. Picenum.

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Problemen äußern müssen, ob ihr die Sache gelegen komme oder
nicht. Und sie müßte dazu auch imstande sein. Gewiß ist die ganze
Situation reichlich verworren und kompliziert. Aber auf einige der
brennendsten Fragen gibt es schließlich doch nur ein klares Ja oder
Nein. Knüpfen die Bilder dieser Stelen tatsächlich an die Gewohn-
heiten vorgeschichtlicher Kunstübung an ? Oder liegt nicht vielmehr
jene Entwicklung dazwischen, die aus dem Kinderstammeln einer
naiven Frühzeit längst die formensichere und überlegene Bilder-
sprache der hellenischen Kunst herausgelöst hat ? Wir bekennen
uns zu der letzteren Auffassung. Kein Nordlicht, sondern Licht vom
Osten ist es, was das mysteriöse Dunkel in diesem abgelegenen Win-
kel immerhin etwas zu erhellen vermag. Aus dem nahen Osten: denn
es wimmelt hier geradezu von Brocken, die von den Tischen des
Griechentums gefallen sind, und die der Wind, irgendwann einmal,
vom jenseitigen Ufer her über die Adria getrieben hat. Das darzutun,
soll die Aufgabe der folgenden Untersuchung sein1.
Der Verfasser wäre von sich aus kaum darauf verfallen, sich
gerade mit diesen Dingen zu befassen; die Anregung dazu gab ihm
ein Vortrag, den 0. Begenbogen in einer Sitzung der Akademie
über die Novilara-Stele mit dem Segelschiff (Tafel 2) gehalten hat2.
Obwohl wir uns seine geistreiche und bestechende Erklärung jenes
Denkmals nur cum grano salis, man verzeihe, zu eigen machen
könnten, so sind wir doch der Überzeugung, daß der von ihm ge-
wiesene Weg zum Verständnis der Bilder der richtige ist. Jedenfalls
gebührt ihm das Verdienst, den entscheidenden Schritt getan zu
haben. Nicht als ob eine Lösung des Novilara-Problems als solchen,
das heißt der Frage nach der Herkunft des picenischen Volkes und
nach den Quellen seiner augenscheinlich recht rückständigen Da-
seinsformen, damit gefunden wäre. Auch liegt es keineswegs in der
Absicht dieser Arbeit, den gesamten Fragenkomplex erneut aufzu-
rollen; dazu würde es einer ganz anderen Vertrautheit mit den
Problemen italischer Vor- und Frühgeschichte bedürfen, als sie
dem Verfasser zu Gebote steht. Es wird im Gegenteil der Versuch
gemacht, unter möglichster Ausschaltung der bisher geführten Dis-
kussion die Sache von einer völlig neuen Seite anzupacken.

1 Also im Gegensatz zu v. Duhn, der „keinerlei Anzeichen, daß fremdes
Beispiel auf die Künstler gewirkt hat“, erkennen will (Ebert, RV. IX 125).
2 SBHeid. Jahresheft 1934/35 S. XII (Sitzung d. philos.-histor. Kl. vom
4. Mai 1935).
 
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