Metadaten

Salis, Arnold [Editor]; Salis, Arnold [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0027
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Neue Darstellungen griechischer Sagen: II. Picenum.

19

theus zu schildern pflegt1. Denn nicht an eine Felswand, wie später,
ist da der Dulder gefesselt, sondern an einen Pfahl, und zwar in der
Regel in hockender oder sitzender Stellung. Meistens freilich sehen
wir den Gegenstand nicht im Rücken des Mannes, sondern hinter
der Figur und großenteils von ihr verdeckt, so daß nur das obere
oder untere Ende des Pfostens oder Stammes zum Vorschein
kommt2. Aber deswegen an eine ,,Pfählung“ zu denken, wie vielfach
geschehen, geht doch wohl nicht an; wäre wirklich eine baumdicke
Stange mitten durch den Leib, Hals und — wenigstens in einem
Fall3 — sogar durch die Hirnschale hindurchgetrieben, so könnte
auch ein Herkules dem Ärmsten nicht mehr helfen! Die Worte
Hesiod Theog. 521
δήσε δ’άλυκτοπέδησϊ. Προμηθέα ποίκιλόβουλον
δεσμόΐς άργαλέοί,σι, μέσον δί,ά κίον’ έλάσσας
die an dem ganzen Unheil schuld sind4, finden, glaube ich, anstands-
los ihre Erklärung eben in dem kyrenäischen Schalenbild: hier ist
der Säulenschaft durch das Riemenzeug gleichsam hindurchge-
steckt. Mit anderen Worten, der Titan ist um den Pfahl herum ge-
fesselt. Wäre er gepfählt, so brauchte es der Fesselung nicht, denn
diese, Pfählung und Zerfleischung durch den Adler, alles aufs mal
— das wäre ein allzu grausamer und zudem völlig sinnloser Pleonas-
mus. Bisweilen ist die Umschnürung von Armen und Beinen mit
beinahe übertriebener Deutlichkeit gezeigt, vom Pfahl oder Felsen

1 Roscher III 3083lf. mit Abbildungen (dort S. 3110 auch die ältere
Literatur).
2 So auf attischen sf. Vasen: Amphora Florenz, Thiersch, Tyrrhen.
Amphoren 142 Taf. 2, 6. Amphora Karlsruhe, Schumacher, Jdl. 4, 1889,
218ff. Taf. 5, 1. la; Thiersch a. O. 156 Nr. 23. Amphora früher S. Vidoni
Neapel, AZ. 16, 1858, 165 Taf. 114, 2. Stangenhenkelkrater Berlin 1722,
O. Jahn, Arch. Beitr. Taf. 8; von Lücken, Griech. Vasenbilder Taf. 32.
3 Altatt, Scherbe aus Phaleron, früher Stift Neuburg, Benndorf,
Griech. u. sicil. Vasenbilder 105 Taf. 54 Nr. 2.
4 Zuerst Welcher, A. D. III 193. Dann Baumeister II 1409. Furt-
wängler, AZ. 1858, 226 u. Berliner Vasenkatalog S. 268 (,,P. hockt ge-
pfählt nach r., indem ihm ein dicker Pfahl durch den Nacken gesteckt ist, der
unten zum Hintern wieder herauskommt“ — schauerlich!), ihm folgend auch
Neugebauer, Führer durch d. Antiq. II S. 33. Unentschieden läßt die Frage
Schumacher a. O. 222. Gegen die Annahme der Pfählung O. Jahn, Beitr. 228.
Benndorf 106. Preller-Robert I 1, 99 Anm. 3. Bapp b. Roscher III 3087
(denkt an „Einschlagen der eisernen Fessel in eine Säule“). 3098. 3091.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften