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Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0035
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Neue Darstellungen griechischer Sagen: II. Picenum.

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kennt ja auch andere Tymbostypen, und auf einer „tyrrhenischen“
Amphora im British Museum mit der Opferung der Polyxena ist
das Grabmal Achills ein niedriger Hügel verwandter Form, doch
oben abgeflacht, und mit einem Schachbrettmuster bedeckt, dessen
Felder abwechselnd rot und schwarz gemalt und mit kleinen weißen
Kreuzen und Punkten verziert sind1. Ob diese Flächengliederung
rein ornamental zu verstehen ist, oder etwa ein aus Steinen errich-
tetes Monument bedeuten soll, dürfte schwer zu sagen sein. Immer-
hin ist sie etwas anderes als das Rautenmuster des tymbosgestalti-
gen ,,Bomos“ auf der gleichfalls tyrrhenischen Amphora mit der
Ermordung des Troilos2; denn da ist doch wohl der apollinische
Omphalos im Tempel zu Thymbra gemeint, und das schräglaufende
Netz stellt natürlich das aus Binden geknüpfte Agrenon dar, in
Nachahmung jenes Geflechts, mit dem der echte Nabelstein im
Adyton des delphischen Apollontempels bekleidet war. Aber gerade
diesen Unterschied hätte Roscher3 nicht übergehen dürfen, denn
er betrifft eine Wesensverschiedenheit der dargestellten Objekte
selbst. Wenn der „gegitterte Überwurf“ des Omphalos nicht bloß
dekorative, sondern sachliche Bedeutung hat, so wird für die Qua-
drierung des Grabtumulus auf einem Gefäß derselben Gattung wohl
das gleiche zu gelten haben. Tatsächlich kehrt nun auch das Qua-
dermuster wieder am Tumulus der tyrrhenischen Amphora aus
Sammlung Bourguignon4; es soll also wohl eine Schichtung aus
Steinen oder Erdziegeln bezeichnen. Und so möchte ich es aller-
dings für wahrscheinlich halten, daß der Gegenstand auf unserer
Stele von Fano, der dieses eingeritzte Viereckmuster aufweist, der
Rest eines solchen Grabhaues sei.
Wenn wir in dem Lenker des Gespanns Achilleus selber er-
blicken dürfen, so würde das Bild sich noch genauer an die Schilde-
rung der Ilias halten, als es die attischen schwarzfigurigen Vasen
tun, denn auf diesen ist er abgestiegen und läuft neben oder hinter
dem von Baton gelenkten Wagen her. Zu dieser älteren Fassung
1 Η. B. Walters, .JHS. 18, 1898, 282ff. Tai. 15; Roscher III 2738
Abb. 12; Roscher, Omphalos (Abh. Sachs. Ges. 29 Nr. 9) 116 Taf. 4, 1.
2 München J. 124; Thiersch 154 Nr. 3 Taf. 1; Baumeister III 1902
Abb. 2001; Roscher III 2738 Abb. 12. V 1226; derselbe, Omphalos 106f.
Taf. 4, 2 u. Neue Omphalosstudien 58.
3 Omphalos 116 Anm. 210.
4 Hauser, Jdl. 8, 1893, 98 Taf. 1; Roscher III 2739 Abb. 13; Pfuhl
Abb. 207 (zur Deutung — nicht Opferung der Polyxena, sondern Muttermord
des Alkmaion — S. 249, 251.
 
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