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Salis, Arnold [Hrsg.]; Salis, Arnold [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0038
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Arnold von Salis:

teter Form, glauben wir im Vorstehenden gezeigt zu haben. Allein,
wie ist die Tatsache der Übernahme selber zu erklären ? Wenn es
sich um mehr als ein vereinzeltes, vielleicht zufälliges Vorkommnis
handeln soll, so müßten uns Spuren einer wirklichen Berührung mit
dem benachbarten Osten in der picenischen Grabmalkunst auch
sonst entgegentreten, der hellenische Einschlag kann nicht wohl
auf das einzige Beispiel beschränkt sein. Stammt nicht noch anderes
aus dieser Quelle ? Zumindest auf denjenigen Monumenten werden
wir Ähnliches erwarten dürfen, die unserem Denkmal in ihrer ganzen
Haltung besonders nahestehen. Und wenigstens in einem Fall ist
das noch mit Bestimmtheit nachzuweisen.
Die Grabstele Tafel 2, im Museo Oliveriano zu Pesaro1, wurde
um 1860 in der Nähe des Dorfes Novilara entdeckt, auf jenem alten
Friedhofgelände bei S. Nicola di Valmanente, das aber erst später
systematisch untersucht worden ist; ein zuverlässiger Fundbericht
liegt nicht vor. Das Stück, aus demselben ziemlich weichen Sand-
stein wie die übrigen Stelen, ist Fragment, der Fuß der nach unten
leicht verjüngten Platte fehlt2. Vorderseite ist in diesem Fall zweifel-
los die mit den Bildern bedeckte; die Rückseite verziert ein die
ganze Fläche füllendes Spiralnetz. Die Stele ist das zuerst bekannt
gewordene, wohl auch heute noch das bekannteste Exemplar der
Reihe. Die Beschreibung, welche der norwegische Forscher J. Und-
set freilich erst geraume Zeit nach der Auffindung von dem Denk-
mal gegeben hat3, ist unseres Wissens die einzige wirklich eingehende
geblieben, seitdem auch kaum durch neue Beobachtungen verbes-
sert, als Ganzes jedenfalls keineswegs überholt. Wir setzen sie noch-
mals im Wortlaut her4; der Leser möge dann selber entscheiden, ob
unsere im einzelnen abweichende Auslegung einen Fortschritt be-
deute oder nicht.
1 Undset, Zeitschrift f. Ethnologie 15, 1883, 209ff. Taf. 5, 1—3; Brizio,
MonAntLinc. 5, 1895, 98 Abb. 3a (94 Abb. 2a Schmalseite, 95 Abb. 3 Rück-
seite); Montelius, Civilis, prim, en Italie 7061 Taf. 143, 2 a, b; Gutscher,
34. Jahresbericht des k. k. zweiten Staats-Gymnasiums in Graz 1903, 12;
v. Sydow, Die Kunst der Naturvölker u. der Vorzeit (Propyläen-Kunstgesch. 1)
461 Abb. 1, 2, 545; Hoernes-Menghin, Urgeschichte d. bildenden Kunst 461
Abb. 1, 466; Norden, Alt-Germanien 221, 238ff., 305ff. Taf. 4 (danach unsere
Tafel); Möbius, RE. III A 2322.
2 Höhe des Erhaltenen 0,90, Breite 1,46—1,48, Dicke 0,11 m.
3 Erwähnt wird es, soviel ich sehe, erstmals von G. Hirschfeld, Ann.
Inst. 1872, 168; die erste Veröffentlichung durch Odorici, 1873 (s. Undset
a. O. 211, Anm. 2) hat kaum weitere Beachtung gefunden.
4 Abgedruckt auch bei Hoernes-Menghin und Norden.
 
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