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Salis, Arnold [Editor]; Salis, Arnold [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0053
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Neue Darstellungen' griechischer! Sangen: II. Picenum.

'4S

Norrköpping1, wo ein rechteckig gerahmtes „'Netzt4 von Männern, che
in weitem Abstand voneinander aufgestellt sind, an einem mächtigen
Tau gezogen wird2. Indessen, von irgendwelcher Zug- oder Hebe-
vorrichtung fehlt auf der sauberen Zeichnung der Stele jede Spür3. Es
scheint mir im Gegenteil klar, daß sich die drei Personen auf das mit
eingeritzten Zickzacklinien gefüllte Viereck zu bewegen; dabei' wird
die mittlere Figur, in gebückter Haltung und sichtlich widerstre-
bend, von dem in Vorderansicht gezeichneten Mann am Arm ge-
packt, vom hinten folgenden aber gewaltsam geschoben: der eine
Arm des letzteren geht nach dem Nacken des Delinquenten, die
andere, gesenkte Hand stößt ihm ins Gesäß. Es gilt nur zu berück-
sichtigen, daß hier Innenzeichnung nicht angebracht ist, der rechte
Kontur des Armes also fehlt.
Wir sagten, des „Delinquenten“, denn augenscheinlich wird
hier ein hilfloses Opfer seinem Verhängnis zugeführt, sachlich ge-
sprochen: ins Wasser geworfen. Da ist ein Teich, von oben gesehen,
auf allen vier Seiten gradlinig umgrenzt, wie wir das von ägypti-
schen Darstellungen schon des Alten Reiches kennen4. Stets wird
dort eine Wasserfläche, ob Fluß, See oder bescheidener Gartenteich,
in reiner Aufsicht gegeben, also in Grundrißform und rechteckig
gerahmt, während die umgebende landschaftliche Szenerie sowie die
figürliche Staffage im Profilbild erscheinen. Das unmittelbare
Nebeneinander verschiedener Ansichten, ein komplettierendes Ver-
fahren lediglich zum Zweck des Deutlichmachens, nimmt sich jede
naiv veranschaulichende Naturwiedergabe als selbstverständliches
Recht heraus. Und ebenso gehört die Rezeichnung des Wassers
durch parallele Wellenlinien, die in strenger Stilisierung, und zwar
meistens in senkrechter, nicht in der Längsrichtung die ganze Fläche
gleichmäßig bedecken, zu den festen Gewohnheiten der ägyptischen

1 Norden, a. O. 54 Abb. 57, 184 Abb. 16, 205 Taf. 51; Almgren 153
Abb. 101.
2 Sicher nicht „an einer langen Stange befestigt“ getragen, wie der zu-
letzt genannte Forscher meint, gemäß seiner oben erwähnten Erklärung des
Gegenstandes als eines Schlagnetzes.
3 Die Bedeutung der Felsbilder bleibt immerhin strittig. Zu vergleichen
wäre aber das Wandgemälde Schäfer, Von ägyptischer Kunst3 175 Abb. 146:
Fang von Wasservögeln mit dem Netz, das drei Männer aus dem Papyrus-
dickicht schleppen.
4 An die Wand eines hochragenden Baukörpers zu denken, dem sich die
Gruppe nähern würde, verbietet m. E. schon die Tatsache, daß sich Gegenstand
und menschliche Figuren nicht auf gleicher Bodenhöhe halten.
 
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