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Arnold von Salis:
lung verhindert werden soll1. Allein die Möglichkeit ist nicht von
der Hand zu weisen, daß sie inhaltlich zu der Szene am Teich zu
rechnen wären: abermals disiecta membra eines einstigen sinnvollen
Zusammenhangs. Und das konnte alles andere als eine scherzhafte
Geschichte gewesen sein.
Blutiger Ernst jedenfalls ist das, was uns die dritte der
figürlich verzierten Novilara-Stelen (Abb. 2) vor Augen führt.
Der Stein befindet sich heute gleichfalls im Museo Preistorico
in Rom2, wie die angeblich aus Fano, wahrscheinlich jedoch3
aus der Nekropole von S. Nicola di Valmanente stammende
Stele Tafel 1. Für das in Frage stehende Denkmal nimmt Brizio
a. 0. 176 dieselbe Herkunft an; es soll schon drei Jahre vor Beginn
der staatlichen Ausgrabungen in Novilara aufgetaucht sein, doch
war Genaueres über die Fundumstände nicht mehr zu erfahren. So-
viel aber darf als gewiß gelten, daß das Stück technisch und stili-
stisch von den beiden übrigen nicht zu trennen ist. MitderFano-
Stele insbesondere hat es die eigenartige Verzierung der Vorderseite
gemeinsam: die Umrahmung der (hier zwölfzeiligen) Inschrift mit
fortlaufendem Spiralhand und derber Zickzacklinie; in der Mitte
ist über der obersten Zeile hier wie dort, und in gleicher Weise in das
Rahmenmuster einschneidend, ein fünfspeichiges Rad — ein richti-
ges Rad mit rundem Nabenloch ! — angebracht. Die bildliche Deko-
ration der Rückseite aber ist wiederum in horizontale Zonen geglie-
dert, diesmal in zwei, deutlich voneinander getrennte. Die untere
1 Die literarischen Nachrichten über die verschiedenen Arten der Fuß-
fessel im Altertum, als Strafmittel, oder um das Entlaufen zu verhüten, findet
man zusammengestellt bei Becker-Göll, Charikles III 38 und Gallus II 173.
Neben den einfachen πέδοα gibt es auch massivere Formen, wie die ποδοκάκκη,
ein Holz, in das die Füße geschlossen werden. Eine solche Vorrichtung könnte
natürlich auch mit den starr geraden und balkenartig breiten Streifen unseres
Bildes gemeint sein. Zur Fesselung oder Züchtigung der Sklaven vgl. ferner
Thalheim, RE. V 1786; Weiss, RE. III A 554 u. vor allem Keramopullos,
Ό άποτυμπανισμός (1923) 16 ff.
2 Helbig, Führer3 Nr. 1660 (II 280, Reisch); Brizio, MonAntLinc. 5,
1895, 173ff. Abb. 29 (Inschrift), 30 (Bild); Montelius, Civilis, prim, en Italie
707Taf. 143, 4, 5; Gutscher, 34. Jahresbericht des k. k. zweiten Staatsgymna-
siums in Graz 1903, 12; v. Sydow, Die Kunst der Naturvölker u. der Vorzeit
(Propyläen-Kunstgesch. I) 460 Abb. 1, 2, 545; Hoernes-Menghin, Urge-
schichte d. bild. Kunst 461 Abb. 2 (Bild), 468; Norden, Alt-Germanien 221,
238, 305ff. Taf. 3, 1 (Inschrift). Unsere Abb. nach Photographie Alinari
Nr. 28 378. Höhe 0,64, Breite 0,41—0,45 m.
3 Siehe oben S. 6.
Arnold von Salis:
lung verhindert werden soll1. Allein die Möglichkeit ist nicht von
der Hand zu weisen, daß sie inhaltlich zu der Szene am Teich zu
rechnen wären: abermals disiecta membra eines einstigen sinnvollen
Zusammenhangs. Und das konnte alles andere als eine scherzhafte
Geschichte gewesen sein.
Blutiger Ernst jedenfalls ist das, was uns die dritte der
figürlich verzierten Novilara-Stelen (Abb. 2) vor Augen führt.
Der Stein befindet sich heute gleichfalls im Museo Preistorico
in Rom2, wie die angeblich aus Fano, wahrscheinlich jedoch3
aus der Nekropole von S. Nicola di Valmanente stammende
Stele Tafel 1. Für das in Frage stehende Denkmal nimmt Brizio
a. 0. 176 dieselbe Herkunft an; es soll schon drei Jahre vor Beginn
der staatlichen Ausgrabungen in Novilara aufgetaucht sein, doch
war Genaueres über die Fundumstände nicht mehr zu erfahren. So-
viel aber darf als gewiß gelten, daß das Stück technisch und stili-
stisch von den beiden übrigen nicht zu trennen ist. MitderFano-
Stele insbesondere hat es die eigenartige Verzierung der Vorderseite
gemeinsam: die Umrahmung der (hier zwölfzeiligen) Inschrift mit
fortlaufendem Spiralhand und derber Zickzacklinie; in der Mitte
ist über der obersten Zeile hier wie dort, und in gleicher Weise in das
Rahmenmuster einschneidend, ein fünfspeichiges Rad — ein richti-
ges Rad mit rundem Nabenloch ! — angebracht. Die bildliche Deko-
ration der Rückseite aber ist wiederum in horizontale Zonen geglie-
dert, diesmal in zwei, deutlich voneinander getrennte. Die untere
1 Die literarischen Nachrichten über die verschiedenen Arten der Fuß-
fessel im Altertum, als Strafmittel, oder um das Entlaufen zu verhüten, findet
man zusammengestellt bei Becker-Göll, Charikles III 38 und Gallus II 173.
Neben den einfachen πέδοα gibt es auch massivere Formen, wie die ποδοκάκκη,
ein Holz, in das die Füße geschlossen werden. Eine solche Vorrichtung könnte
natürlich auch mit den starr geraden und balkenartig breiten Streifen unseres
Bildes gemeint sein. Zur Fesselung oder Züchtigung der Sklaven vgl. ferner
Thalheim, RE. V 1786; Weiss, RE. III A 554 u. vor allem Keramopullos,
Ό άποτυμπανισμός (1923) 16 ff.
2 Helbig, Führer3 Nr. 1660 (II 280, Reisch); Brizio, MonAntLinc. 5,
1895, 173ff. Abb. 29 (Inschrift), 30 (Bild); Montelius, Civilis, prim, en Italie
707Taf. 143, 4, 5; Gutscher, 34. Jahresbericht des k. k. zweiten Staatsgymna-
siums in Graz 1903, 12; v. Sydow, Die Kunst der Naturvölker u. der Vorzeit
(Propyläen-Kunstgesch. I) 460 Abb. 1, 2, 545; Hoernes-Menghin, Urge-
schichte d. bild. Kunst 461 Abb. 2 (Bild), 468; Norden, Alt-Germanien 221,
238, 305ff. Taf. 3, 1 (Inschrift). Unsere Abb. nach Photographie Alinari
Nr. 28 378. Höhe 0,64, Breite 0,41—0,45 m.
3 Siehe oben S. 6.