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Salis, Arnold [Editor]; Salis, Arnold [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0075
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Neue Darstellungen griechischer Sagen: II. Picenum.

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Und die mythologischen Szenen spielen eine auffallend große Rolle,
Episoden der griechischen Heldensage, wie Rückführung der
Alkestis, Herakles und Hesione, Orpheus und Eurydike, Orpheus
unter den Tieren, Phaedra und Hippolytos, Tereus, Raub der
Persephone, Hektors Lösung; auch Hektors Schleifung fehlt dar-
unter nicht* 1. Die Veränderungen des Vorbilds betreffen die Bild-
erscheinung als solche, den Stil und etwa auch Äußerlichkeiten in
Tracht und Gebaren; der Sinn der Geschichte selber bleibt zweifel-
los gewahrt.
Daß dies bei unseren Novilara-Stelen schon nicht mehr der
Fall ist, darin möchten wir nicht etwa das Sonderbare und Ent-
scheidende erblicken. Die Entstellung und Zersetzung des ursprüng-
lich klaren Sachverhalts unter den Händen von Nichtgriechen
kann ja nicht verwundern, wenn man bedenkt, was in dieser Hin-
sicht bereits am grünen Holz der frühesten griechischen Kunst ge-
schieht. Läßt sich doch schon an Werken der geometrischen Periode
das rasch fortschreitende Verwildern fester Bildtypen verfolgen2,
ebenso das Zerreißen eines bildlichen Zusammenhangs bis zu einem
Grade, der nur als völlige Verständnislosigkeit, zumindest Gleich-
gültigkeit dem Vorwurf gegenüber aufzufassen ist3. Hier jedoch
Abb. 17—19; Moretti, II guerriero italico di Capestrano (Opere d’Arte 6,
1936) Taf. 1—3. Die Parierstange des vor der Brust hängenden Schwertes
Tat. 6, 3 (S. 6) zeigt, in roher Reliefausführung und rot bemalt, zwei hinterein-
anderlaufende Füchse. Die wohl nicht zufällige Übereinstimmung der Grab-
statue mit dem reifarchaischen Kurostypus hat Brendel betont; unser Detail
aber bedeutet, was noch nicht bemerkt zu sein scheint, in dem höchst fremd-
artigen und bizarren Kostüm das einzige griechische Element.
1 Hekler, ÖJh. 15, 1912, 174 Abb. 110 (S. 186); Schober, ebenda 26,
1930, 25 Abb. 16 (S. 26 Anm. 34). Im übrigen vgl. die von Hekler, Strena
Buliciana 114 Anm. 1 angegebene Literatur.
2 Z. B. Hydrakampf des Herakles auf der Plattenfibel in Philadelphia
(AJA. 15, 1911, 3 Abb. 2; Schweitzer, Herakles 163ff. Abb. 32; Hampe,
Sagenbilder 41 Nr. 135 Taf. 8) und die völlige Verzerrung desselben Bildsche-
mas auf einem anderen Exemplar in Heidelberg (Schweitzer, Abb. 34;
Hampe, Nr. 72). Das fortschreitende „Verblöden“ bei mehrfachem Nachzeich-
nen zeigt sehr anschaulich das Experiment mit dem grasenden Renntier von
Thayngen bei Verworn, Zur Psychologie der primitiven Kunst (Naturwiss.
Wochenschr. N. F. 6, 1907) SA. 36ff. Abb. 35 a—i.
3 Auf der Fibel Brit. Mus. 3205 (Hampe 50 Nr. 101 Taf. 2, 3) scheinen
die andringenden Krieger der einen Seite zu dem, jetzt isolierten, trojanischen
Pferd auf der anderen Seite zu gehören. Ebenso zu beurteilen ist vielleicht die
Fibel Jdl. 31, 1916 Taf. 18, 1, wo ein fehlendes Mittelstück sicher zu ergänzen
wäre.
 
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