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Arnold von Saus;
symmetrischen Anlage des Rankenzierates doch zu erwartende
Gegenstück auf der anderen Seite der Bildecke fehlt, so wird sein Auf-
tauchen gerade an dieser Stelle wohl nicht sinn- und zwecklos sein1. Da
wäre das Paar also wieder, Raubtier und Nachtvogel im Gezweig, von
dem unsere Betrachtung ihren Anfang nahm. Ist es aber auszuden-
ken, daß ein Weg aus der lichten Sagenwelt des griechischen Archa-
ismus bis in die dunstige Atmosphäre des römischen Amphitheaters
führt ? Die Wege der antiken Kunst sind, auch für uns Neunmalweise,
noch vielfach unerforschlich und wunderbar.
Wir kommen zum Schluß, und suchen wieder nach festem
Boden für unsere Füße. Der Fall Novilara scheint uns ganz beson-
ders dazu angetan, vor abenteuerlichen Streifzügen in nebelhafte
Fernen nachdrücklichst zu warnen. Daß die Anlage der Nekropole
und die Errichtung der Gedenksteine über den Gräbern gleichzeitig
sein müßten, ist nicht erwiesen; die Stelen — von keiner der hier
behandelten hat sich die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Grabe
feststellen lassen — könnten jünger sein. Auf alle Fälle aber sind
sie jung! So lange die Sprache der Inschriften, und was immer sie
enthalten mögen, für uns ein Buch mit sieben Siegeln bleibt, müssen
die Steine selber reden. Und diese, ihre Schmuckformen und figür-
lichen Bilder reden, dünkt uns, laut und vernehmlich genug. Ein
fester terminus post quem wird sich wohl nicht so bald ergeben2.
1 Auch einfach als glückverheißendes Augurium, als Zeichen des Ge-
lingens kommt ja die Eule nicht selten vor. Wellmann, RE. VI 1070;
Studniczka, Zur Ara Pacis 29 (Abh. Leipz. 27, 927). In doppelter Eigen-
schaft, als Vorzeichen und als Attribut der Athena zugleich, vielleicht
auf dem schönen Silberteller mit der Tötung der Medusa AA. 1910, 334
Abb. 26; KiB. 347, 6.
2 Vielleicht , daß antiquarische Beobachtungen hier einmal weiter führen.
P. Jacobsthal macht mich brieflich darauf aufmerksam, daß auf einer der nur
ornamental verzierten Stelen aus Novilara eine Sonnenuhr angebracht ist,
die er für ursprünglich halten möchte. dall’Osso, Guida illustr. del Museo
Naz. di Ancona S. 174 Abb. S. 169, 170; v. Duhn bei Ebert RV. IX 125. Für
eine Datierung würde das freilich wichtig sein; in Rom fällt die Einführung der
Sonnenuhr erst ins Jahr 263 v. Chr. (Mommsen, Röm. Geschichte I 932).
A. Rehm, den ich um seine Ansicht bat, schreibt mir, ihm scheine das Ding,
das doch zweifellos eine Uhr sei, überhaupt nicht nach dem Schema der antiken,
sondern nach dem der mittelalterlichen (u. modernen) Sonnenuhren konstru-
iert zu sein, bei denen der Gnomon parallel zur Himmelsachse läuft; nur dann
gibt es diese Strahlen aus einem Zentrum. Dann käme man in byzantinische
Zeit. ,,Ob die Uhr doch erst mittelalterlich oder modern angebracht sein sollte ?“
Siehe den Artikel „Horologium“ von Rehm, RE. VIII 2416-—2433.
Arnold von Saus;
symmetrischen Anlage des Rankenzierates doch zu erwartende
Gegenstück auf der anderen Seite der Bildecke fehlt, so wird sein Auf-
tauchen gerade an dieser Stelle wohl nicht sinn- und zwecklos sein1. Da
wäre das Paar also wieder, Raubtier und Nachtvogel im Gezweig, von
dem unsere Betrachtung ihren Anfang nahm. Ist es aber auszuden-
ken, daß ein Weg aus der lichten Sagenwelt des griechischen Archa-
ismus bis in die dunstige Atmosphäre des römischen Amphitheaters
führt ? Die Wege der antiken Kunst sind, auch für uns Neunmalweise,
noch vielfach unerforschlich und wunderbar.
Wir kommen zum Schluß, und suchen wieder nach festem
Boden für unsere Füße. Der Fall Novilara scheint uns ganz beson-
ders dazu angetan, vor abenteuerlichen Streifzügen in nebelhafte
Fernen nachdrücklichst zu warnen. Daß die Anlage der Nekropole
und die Errichtung der Gedenksteine über den Gräbern gleichzeitig
sein müßten, ist nicht erwiesen; die Stelen — von keiner der hier
behandelten hat sich die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Grabe
feststellen lassen — könnten jünger sein. Auf alle Fälle aber sind
sie jung! So lange die Sprache der Inschriften, und was immer sie
enthalten mögen, für uns ein Buch mit sieben Siegeln bleibt, müssen
die Steine selber reden. Und diese, ihre Schmuckformen und figür-
lichen Bilder reden, dünkt uns, laut und vernehmlich genug. Ein
fester terminus post quem wird sich wohl nicht so bald ergeben2.
1 Auch einfach als glückverheißendes Augurium, als Zeichen des Ge-
lingens kommt ja die Eule nicht selten vor. Wellmann, RE. VI 1070;
Studniczka, Zur Ara Pacis 29 (Abh. Leipz. 27, 927). In doppelter Eigen-
schaft, als Vorzeichen und als Attribut der Athena zugleich, vielleicht
auf dem schönen Silberteller mit der Tötung der Medusa AA. 1910, 334
Abb. 26; KiB. 347, 6.
2 Vielleicht , daß antiquarische Beobachtungen hier einmal weiter führen.
P. Jacobsthal macht mich brieflich darauf aufmerksam, daß auf einer der nur
ornamental verzierten Stelen aus Novilara eine Sonnenuhr angebracht ist,
die er für ursprünglich halten möchte. dall’Osso, Guida illustr. del Museo
Naz. di Ancona S. 174 Abb. S. 169, 170; v. Duhn bei Ebert RV. IX 125. Für
eine Datierung würde das freilich wichtig sein; in Rom fällt die Einführung der
Sonnenuhr erst ins Jahr 263 v. Chr. (Mommsen, Röm. Geschichte I 932).
A. Rehm, den ich um seine Ansicht bat, schreibt mir, ihm scheine das Ding,
das doch zweifellos eine Uhr sei, überhaupt nicht nach dem Schema der antiken,
sondern nach dem der mittelalterlichen (u. modernen) Sonnenuhren konstru-
iert zu sein, bei denen der Gnomon parallel zur Himmelsachse läuft; nur dann
gibt es diese Strahlen aus einem Zentrum. Dann käme man in byzantinische
Zeit. ,,Ob die Uhr doch erst mittelalterlich oder modern angebracht sein sollte ?“
Siehe den Artikel „Horologium“ von Rehm, RE. VIII 2416-—2433.