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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 2. Abhandlung): Vier Predigten im Geiste Eckharts — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41989#0037
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Einfluß Eckharts auf De Docta Ignorantia?

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sich zunächst mit Sicherheit, daß er dessen Rechtfertigungsschrift
schon vor 1439 kennengelernt hat; denn Johannes Guldenschaf,
bei dem er sie in Mainz, sah, starb bereits in dem genannten Jahre1.
Wann er die übrigen Schriften in den Bibliotheken gesehen, und
wann er sie studiert hat, ist nicht gesagt. Daß er sie 1449 bei Ab-
fassung der Apologie schon gut kannte, ergibt sich aus dem ganzen
Abschnitt über Eckhart zur Genüge.
Zeigt nun De Docta Ignorantia bereits Eckhart sehen Einfluß ?
Die Herausgeber weisen bei einigen Stellen auf Eckhart hin, ohne
ihn freilich — wenn ich sie recht verstehe — jeweils als Quelle für
die im Text stehenden Worte bezeichnen zu wollen2. Zunächst
scheiden die Stellen 25, 11 und 66, 11 aus, wo bei den Sätzen 2
und 14 des pseudo-hermetischen Liber XXIV philosophorum dar-
auf hingewiesen wird, daß auch Eckhart diese Sätze anführt. Nun
werden aber manche von diesen 24 Sätzen seit dem 13. Jahrhundert
so oft zitiert3, daß Cu sanus sie auch aus anderen Quellen kennen
konnte, wenn man nicht annehmen will, daß er das Büchlein selbst
gelesen hat. Zu dem 76, 4 erwähnten Satz ,,quodlibet esse in quo-
libet“ wird auf Eckharts Auslegung von Eccli. 24, 23 verwiesen.
Nun bezeichnet aber Cu sanus den Satz als ein Dictum des Anaxa-
goras, während er bei Eckhart aus Liber De causis prop. 12 ab-
geleitet ist4. Außerdem aber hat der Satz nach Eckhart einen viel
1 a. a. O. 25, 5 und die zugehörige Anmerkung.
2 Um Mißverständnisse zu vermeiden, möchte ich ausdrücklich bemer-
ken, daß ich nicht etwa eine Kritik des ausgezeichneten Apparates zu De Docta
Ignorantia beabsichtige. Die dort gebotenen Hinweise auf die Eckhart-Stellen
sind durchaus berechtigt, und jeder Leser wird für sie dankbar sein. Es fragt
sich nur, ob sie als Quellen oder Parallelen zu werten sind.
3 Z. B. prop. 2 (,,Deus est sphaera infinita [oder: intelligibilis], cuius
centrum ubique, circumferentia vero nusquam“) steht als regula 7 in des
Alanus ab Insulis Regulae theol., PL 210, 627; sie wird zitiert von
Alexander von Hales, S. theol. I q. 36 (ed. Quaracchi p. 60a); Bonaven-
tura Sent. I d. 37 p. 1 a. 1 q. 1 (ed. Quaracchi p. 639b).
4 „Primorum omnium quaedam sunt in quibusdam per modum quo licet
ut sit unum eorum in alio“. Ygl. O. Bardenhewer, Die pseudoaristotelische
Schrift über das reine Gute, 1882, 175 (§ 11). Daß Eckhart den Satz ,Quod-
libet est in quolibet“ hieraus ableitet, ergibt sich aus folgendem Text: „Nota:
simplicibus et in simplicibus idem est adhaerere et inhaerere .... Spiritibus
ergo adhaerere est mutuo se totis penetrare, quodlibet esse in quolibet. Et
hoc est quod in De causis dicitur: 'primorum omnium quaedam sunt in quibus-
dam5 etc.“ In Ioh. n. 320 (107rb). — Zu diesem und den übrigen Zitaten
aus den Schriften Eckharts bemerke ich Folgendes: Um das Zitieren zu er-
leichtern, hat die EckhartKommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft
 
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