Metadaten

Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 2. Abhandlung): Vier Predigten im Geiste Eckharts — Heidelberg, 1937

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41989#0089
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4. Ubi est qui natus est rex Iudaeorum (n. 4).

89

Denn an seinem Ort ist alles in Ruhe, und außer seinem Ort ist
alles in Unruhe, weil es nicht da ist, wohin es strebt. Wie nach
Salomons Einsicht alle Flüsse ,,zu dem Ort zurückkehren, von dem
sie ausgehen“, so kehren alle Wesen zu dem Ort zurück, von dem
sie ausgegangen sind. Alle Wesen aber sind, sofern sie sind, von
der Wesenheit, wie das Weiße von der Weiße, das Gute von der
Güte und das Wahre von der Wahrheit. Die Wesenheit also, von
der alles, was ist, ausgegangen ist, ist der Ort, zu dem alles hin-
strebt. Auf Grund dessen nämlich, daß ,,alle Wesen außerhalb
ihres Ortes unruhig sind“ und ,,alle zu ihrem Ort hinstreben und
zurückeilen“, ,,an ihrem eigenen Ort aber geschützt sind, sicher
sind und ruhen“, kann Gott nicht mit Unrecht der Ort genannt
werden, nicht in der Weise, die der Sinn des Wortes nahelegt, son-
dern in einer Weise, die unsern schwachen Begriff übersteigt.
So läßt Johannes in der Geheimen Offenbarung das Wort Gottes
sagen: ,,Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das
Ende“; ,,aber das Ende, die Ruhe und das Gute sind dasselbe“.
Daß Gott aber der Ort der Seele sei, sagt der Psalmist an vielen
Stellen, und Augustinus gesteht es im Verlaufe seiner Bekennt-
nisse, und mit ihm andere. Weil aber Gott <die Quelle) ist, aus
der alle Wesen ihr Sein empfangen — denn das, was nicht ist, ruft
er zu sich, daß es sei; das Sein aber ist das, wozu alles gerufen
wird, daß es sei, und außerhalb des Seins ist alles unruhig; denn
das, was nicht ist, erstrebt nur, daß es sei, wo es dann ruht, —
das Sein also, welches der Ursprung von allem ist, ist zugleich das
Endziel, der Ort oder die Ruhe für alles, wie wir bei allem, was
De arrha animae (ed. K. Müller p. 25, 17—23); AUGUSTINI Confess. IV
c. 10 n. 15 (76, 1); c. 11 n. 16 (77, 6—8); X c. 40 n. 65 (276, 14—17).
15 — 90, 6. cf. ECHARDUS In loh. n. 204—205 (lOOrh; CUS. in marg.:
„racionem ponit probantem Deum locum omnium, quia est esse in quo quies-
cunt omnia entia“): ,,. . . .restat secundo ostendere unica ratione evidenter
quod Deus est ubi et locus omnium entium universaliter, quin immo ad se,
utpote ad locum, 'vocat etiam ea, quae non sunt, tanquam ea, quae sunt5, Rom. 4.
Est autem ratio talis: Deus ipse est ipsummet esse et principium omnium,
et per consequens ab ipso accipiunt esse suum omnia, quae citra sunt, et certe
immediate; inter esse enim et ens ut ens nullum cadit medium. Et haec est
maior rationis. Sed esse est, extra quod inquieta sunt omnia et ipsum appe-
tunt omnia et quae non sunt, ut sint. Iterum tertio in ipso quiescunt singula.
Haec est minor. Concludo ergo quod Deus ipse est ubi et locus omnium. Maior
manifesta est, minor declaratur in omnibus quae naturae sunt et artis.“ Se-
quitur exemplum domus (CUS. in marg.: exemplum).
16. cf. Rom. 4, 17.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften