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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 2. Abhandlung): Vier Predigten im Geiste Eckharts — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41989#0133
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5. Loquimini ad petram (n. 14—15).

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ist, gerecht. Daher verlangt der gerechte Petrus nicht nach der
Gerechtigkeit des Paulus; denn dem Gerechten fehlt nichts an
der Gerechtigkeit. Das geistige Wasser sättigt nicht zeitlich, weil
es weder zeitlich noch sichtbar ist, sondern ewig und unsichtbar.
Es wird zu einem Quell, ,,der ins ewige Lehen springt“. Ein sprin-
gender Quell ist lebendig: er ergießt sich immer in den immer
Dürstenden. ,,Er wird nicht dürsten“, in dem Sinne, als ginge ihm
dieses Wasser aus, er wird aber wohl wieder dürsten, insofern er
niemals von einer so lieblichen Erquickung genug bekommen
kann. Also ist jenes Springen das ewige Leben; denn es kommt
aus unerschöpflichem Quell.
15. Wenn einer sich vorstellt, das geschöpfte Wasser verwandle
sich in seinem Inneren in einen springenden Quell, der versteht
das Gleichnis von dem geistigen Quell, und da ihr bei anderer Ge-
legenheit durch mich davon gehört habt, übergehe ich es hier. Nur
dies beachte — er sprach nämlich von dem Geist, den die Glau-
benden empfangen: der Geist ist wie ein Quell, daher empfängt
man ihn nicht wie Wasser aus der Quelle, sondern wie den Quell
(selbst). Wer sinnfälliges Wasser trinkt, trinkt nicht den Quell;
könnte er den Quell trinken, so würde er nimmermehr dürsten,
weil in ihm ein lebendiger Quell wäre. Wer den Geist trinkt, trinkt
einen sprudelnden Quell. Denn der Geist ist wie ein Funke von
dem Feuer Gottes, der ,,ein verzehrendes Feuer“ genannt ward.
Wird er auf die Erde gesandt, so wird er zu einem Quell, der Feuer
hervorströmen läßt; denn er brennt in dem unverzehrbaren Geist.
Es ist ähnlich, wie bei jedem Feuerfunken: fällt er auf brennbaren
Stoff, so wird er aus eigener Kraft zu lebendigem Feuer, das dauernd
wächst, wenn ihm nicht der Brennstoff ausgeht. So ist es auch
beim Wasser. Denn lebendiges Wasser ist durch sein Leben auch
dem Feuerfunken ähnlich: es wird zu einem Quell, der sich selbst
unaufhörlich vielfältig mitteilt.
in: Biblia Sacra cum Glossa Ordinaria et Postilla NIC. LYR., Lugduni 1590,
V 1088 not. 14.
7—9. cf. THOMAS In loh. 4 lect. 2, XIX 808b: „Aqua vero spiritualis
causam perpetuam habet, scilicet spiritum sanctum, qui est fons vitae nun-
quam deficiens; et ideo qui ex ea bibit, non sitiet in aeternum; sicut qui
haberet in ventre fontem aquae vivae, non sitiret unquam.“
8. c/. Ioh. 7, 38.
10. c/. Sermo „Si quis non amat dominum Iesum“ (1456; V2 160vb
usque ad 162va; p 136r — 137r). 11. Dixit etc. cf. Ioh. 7, 39.
16. Deut. 4, 24. — in terram etc. cf. Luc. 12, 49.
 
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