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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 3. Abhandlung): Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Personennamen in Satzform — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41990#0011
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Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Persnnennamen, 11

Amenhotpe ausdrücklich in Verbindung mit Worten, die die Königin
bei der Empfängnis gesprochen hatte1. Sie hatte gesagt: „Wie gnädig
(htp)2 ist dein (Amons) Herz gegen meine Majestät! Dein Tau ist in
allen meinen Gliedern . . “ Und er antwortet: „Amenhotpe (Imn-
htp.w, d. h. „Amon ist gnädig“) ist der Name dieses Kindes ..
in deinem Leibe, dieser Ausspruch, der aus deinem Munde gekom-
men ist“. Wir haben hier also den Vater als denjenigen, der den
Namen des Kindes ausspricht, und die Form dieses Namens nimmt
Bezug auf Worte, welche die Mutter gesprochen hat.
Weit aufschlußreicher noch ist eine Erzählung, die auf
einem in Berlin befindlichen Papyrus aus der Zeit zwischen dem
Mittleren und Neuen Reich erhalten ist3, und in der die Geburt
der drei ersten Könige der 5. Dynastie (also von Königen des Alten
Reiches) in märchenhafter Form berichtet wird. Hier wird Fol-
gendes erzählt: Die Frau eines Priesters des Sonnengottes Re, die
„schwanger ist mit drei Söhnen des Re“, erhält in ihrer schweren
Stunde die Hilfe von drei Göttinnen — es sind Isis, Nephthys und
die Geburtsgöttin Heket4 5 — die im Aufträge des Sonnengottes zu
ihr eilen. Als fahrende Tänzerinnen verkleidet kommen sie in das
Haus des um seine Frau besorgten Priesters und bieten ihre Hilfe
an, da sie „sich aufs Entbinden verstehen“. So treten sie bei der
Kreißenden ein, verriegeln hinter sich die Tür und beginnen mit
ihrem Geschäft. „Isis stellte sich vor sie, Nephthys hinter sie, und
Heket beschleunigte die Geburt. Da sagte Isis: „Sei nicht (zu)
stark (wsr) in ihrem Leibe in diesem deinem Namen wsr-h.jh\ Da
kam dieses Kind eilends heraus6 auf ihre Hände als ein Kind von
einer Elle“ usw. Dasselbe wiederholt sich dann wörtlich bei dem
zweiten und dritten Kinde, nur daß die Worte der Isis jeweils an-
ders lauten. Beim zweiten sagt sie: „Stoße nicht an7“ (o. ä., s<h)
1 Gayet, Temple de Louxor I, Tf. 63, Fig. 204, für das Wb. kollationiert
von Sethe (nach freundlicher Mitteilung von B. v. Bothmer).
2 Der Ausdruck htp hr, der gewöhnlich „zufrieden sein mit“ bedeutet,
ist hier wohl besser wie oben zu fassen.
3 Erman, Die Märchen des Papyrus Westcar, Berlin 1890. Vgl. Sethe,
Ägyptische Lesestücke, S. 33ff. und die dazugehörigen „Erläuterungen“.
4 Die anfangs ebenfalls anwesende vierte Göttin Meschenet (der personi-
fizierte Gebärstuhl) spielt bei der Geburt selbst keine Rolle.
5 So ist gewiß mit Sethe (Erläuterungen zu den äg. Lesestücken, Leipzig
1927, S. 42) zu lesen anstatt wsr-rf, wie im Text steht.
6 Wörtlich „da floh dieses Kind“.
7 Vgl. Blackman, JEA 22, 43.
 
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