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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 3. Abhandlung): Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Personennamen in Satzform — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41990#0013
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Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Personennamen. 13
isch Ü'lirp „Jahwe ist erhaben“ neben ägyptisch hj-imn „Amon ist
erhaben“, hebräisch VU1/T „Jahwe hat gegeben“ neben ägyptisch
bnn-ir-dj-sw „Amon ist es, der ihn gegeben hat“, hebräisch
„Gott ist mein Fels“ neben ägyptisch ntr.j-n.j-m-dw „mein Gott
ist mir ein Berg“.
Von den zahlreichen Berichten über Namengebung bei den
Israeliten, die sich in verschiedenen Büchern des Alten Testamentes
finden1, greife ich nur drei Beispiele heraus, um ihre Art zu kenn-
zeichnen. Gen. 29, 32 heißt es von Lea, der ersten Frau Jakobs:
„Und Lea ward schwanger und gebar einen Sohn und nannte seinen
Namen Re’ü-ben (Rüben), denn sie sagte: angeschaut (ra ah) hat
Jahwe mein Elend -— nun wird mein Mann mich liebgewinnen!“
Gen. 41, 50ff. wird erzählt: „Dem Josef wurden zwei Söhne ge-
boren. . . ., die ihm gebar Asnat, die Tochter Potiphars, des Prie-
sters von On. Und Josef nannte den Namen des Erstgeborenen
Menase (Manasse), 'denn (so sprach er) Gott hat mich vergessen
lassen (nassani) alle meine Mühe und das Haus meines Vaters’. Und
den Namen des zweiten nannte er Efrajim, 'denn (so sprach er:)
Gott hat mich fruchtbar gemacht (hifrdni) im Lande meines
Elends.’“ Endlich Gen. 38, 29f., wo die Geburt der Zwillinge der
Tamar berichtet wird. Der zuerst zum Vorschein Kommende zieht
seine Hand wieder zurück. Als dann der andere zuerst heraus-
kommt, ruft die Hebamme: „Was hast du für dich für einen Riß
gemacht (parasta)l Daher nannte sie ihn Peres.“
Aus diesen Stellen geht dasselbe — oder nahezu dasselbe —-
hervor, was wir aus dem ägyptischen Märchen erschlossen haben.
Der Name wurde auch im alten Israel dem Kinde bei oder unmittel-
bar nach der Geburt gegeben, und er wird — von dem späten Er-
klärer — in Verbindung gebracht mit einem Ausspruch oder Aus-
ruf, der bei der Geburt gefallen ist. Nur in der Person des Namen-
gebers sind Unterschiede festzustellen. Während es im ägyptischen
Märchen die (göttliche) Hebamme ist, die — zunächst einen Zauber-
spruch und im Anschluß an ihn —- den Namen des Kindes aus-
spricht -—-, führt die israelitische Überlieferung nur in einem Falle
den Namen des Kindes auf einen Ausspruch der Hebamme zurück2.
1 Vgl. M. Lohr, Die Stellung des Weibes zu Jahweh-Religion und -Kult
(Beitr. z. Wiss. v. Alten Test., Heft 4, Leipzig 1908), S. 24ff.
2 Gen. 38, 29 und 30 ist das „sie nannte“ des Samaritanus im masoreti-
schen Text in „er nannte“ geändert worden, obwohl von dem Vater hier gar
nicht die Rede ist. Die Benennung durch die Hebamme erschien also wohl an-
 
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