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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 3. Abhandlung): Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Personennamen in Satzform — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41990#0021
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Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Personennamen. 21

spd.t-ij.tj „Sothis ist gekommen!“ (306, 23)
htp-lmn ,,Amon sei gnädig!“ (258, l)1
Neben diesen Namen, die sich ohne weiteres als Ausrufe2 bzw.
Aussprüche bei der Geburt verstehen lassen, gibt es eine große An-
zahl solcher, die erst bei dieser Annahme einen wirklich überzeugen-
den Sinn erhalten.
Was sollen z. B. die auf -— 'nh.w ausgehenden Männernamen
und die auf — 'nh.tj ausgehenden Frauennamen bedeuten, die man3
gewöhnlich mit ,,der NN (oder die NN) lebt“ übersetzt hat? So
z. B. mw.t.j-'nh.tj „meine Mutter lebt“ (148, 20), Itf.s-'nh.w „ihr
Vater lebt“ (51, 13), sn.j-'nh.w „mein Bruder lebt“ (308, 14),
sn.tj -'nh.tj „meine Schwester lebt“ (312, 3) •— oder Namen wie
ipj-nh.w „Ipj lebt“ (22, 16), bb-'nh.w ,,bb lebt“ usw., wobei an-
statt „mein Bruder“ oder „meine Schwester“ bestimmte Personen
genannt werden, von denen es heißt, daß sie „leben“ ? Die Vorstel-
lung wird sofort lebendig, wenn wir die betreffenden Verbformen
nicht mit „lebt“, sondern — wie das grammatisch durchaus zu-
lässigist — mit „ist lebendig“ bzw. „ist (wieder) lebendig geworden“
„ist (wieder) aufgelebt“ übersetzen4. Die Mutter erkennt in dem
1 Die letzten Namen erinnern fast wörtlich an die oben zitierten Ausrufe
nubischer Frauen bei der Geburt. Wie das „0 Mohammed!“ — so hier
,,o Bastet!“ Wie dort „warum kommst du nicht...“ und „komm uns zu
Hilfe!“ so hier: Die Gottheit „ist gekommen“ und hat den Ruf der Kreißenden
gehört. Wie dort: „0 Sejid, o Schagazid. .., seht Eure Tochter (gnädig) an!“
— so hier: „Amon sei gnädig!“
2 Hierher wird auch eine Gruppe von Namen gehören, die nicht aus wirk-
lichen Sätzen bestehen, die aber auch nicht attributiv gefaßt werden können
und nur dann einen befriedigenden Sinn ergeben, wenn wir sie als Ausrufe bei
der Geburt auffassen. Ich meine Namen wie rnp.t-nfr.t „ein gutes Jahr!“
(224, 11), hrw-nfr „ein guter Tag“ (231, 4), bw-njr „etwas Gutes!“ (94, 6),
lib-', „ein großes Fest!“, smd.t(?)-nfr .t „ein guter smd.t(?)-Tag\“ (308, 4), dwi
j.t-nfr.t „ein schöner Morgen!“ (398, 25), h\w-njr „gute Zeit!“ (229, 2), sp-nfr
„ein gutes Mal“, s)h-v,-njr „gute Landung!“, rh'-nfi• „eine schöne Lebenszeit!“
(71, 1), wpw.t-nfr.t „gute Botschaft!“ (78, 9) und vielleicht auch hw-nfr „ein
gutes Alter!“ (6, 10), sfh-nfr „ein schönes Lösen (=Entbinden)!“ (306, 24),
ih.t-n-nb(./) „eine Sache für meinen Herrn!“ (416, 5), phr. t-nfr.t. „ein gutes
Heilmittel“ (136, 5), mdw-jnr „eine gute Rede!“ (167, 27).
3 So auch ich selbst, z. B. PN 148, 20.
4 Bestärkt wird diese Auffassung durch die Beobachtung, daß -'nh.w
bzw. -'nh.tj in Verbindung mit Gottheiten als Personennamen außerordentlich
selten sind. Bedeuteten diese Worte wirklich „er (oder sie) lebt“, so würde
man sie gerade als Aussage von Göttern besonders häufig erwarten. Und in
 
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