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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 3. Abhandlung): Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Personennamen in Satzform — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41990#0026
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26

Hermann Ranke:

ganz selten wird man schwanken können, wie das Suffix auf-
zufassen ist1.
Zu den oben auf gestellten vier Forderungen möchte ich end-
lich noch eine fünfte hinzufügen, zu deren Begründung ich freilich
noch etwas weiter ausholen muß.
Wir haben gesehen, daß imn-htp.w etwa als „Amon hat sich
gnädig erwiesen“ o. ä. zu verstehen ist. Es ist klar, daß htp-imn
(keilschriftlich hatpimunu) etwas anderes bedeuten muß als imn-
htp.w (keilschriftlich amanhatpi). Aber was ist seine genaue Be-
deutung ? Wie sollen wir die vor dem nominalen Subjekt stehenden
Verbalformen, die in zahlreichen Namen begegnen, wiedergeben ?
Theoretisch bleiben für htp-imn zunächst drei grammatische
Möglichkeiten offen. Man kann übersetzen „Amon ist gnädig“
(eigentlich „fängt an, gnädig zu sein“2) oder „Amon möge gnädig
sein“ oder — unter der Annahme, daß ein Imperativ vorliege —-
„sei gnädig, Amon!“3 Wie sollen wir uns hier verhalten ? Da sichere
Imperativformen in den ägyptischen Satznamen außerordentlich sel-
ten sind4, möchte ich diese dritte Möglichkeit zunächst ausschalten.
Auch die keilschriftliche Umschreibung von htp-imn — freilich des
einzigen in Betracht kommenden Falles ■— spricht für die sdm.f-
Form5. Bleibt die Frage, ob wir uns für den Indikativ oder für den
Optativ entscheiden sollen.
Hier scheint mir ein eigentlicher Zwang zur Entscheidung für
das Eine oder für das Andere nicht vorzuliegen. Namen wie s.mnh-
wj-pth, hsj-sw-nb.fi hwj-sw-wh können an sich ebensogut übersetzt

1 Nicht entscheiden möchte ich z. B. ob in den Namen 'i-sj „sie ist groß“
(58, 9), sdm.s-n.j „möge sie auf mich hören!“ (323, 23), rn.f(s)-m-ib(.j) „sein
(ihr) Name ist in meinem Herzen“ (223, 14. 21) von dem Kinde oder von einer
Gottheit die Rede ist.
2 Vgl. Erman, Gramm.4 (1928) § 287.
3 Eine Übersetzung von lj-[nfr.t etc.) durch „ist gekommen“ (Junker,
Giza II, 165) ist grammatisch nicht zulässig.
4 Ich kenne nur die folgenden: Imj-imn „gib Amon!“. (25, 4) mi-rt „komm
doch!“ (145, 28), sh’,-m-nfr.t „gedenke an Gutes!“ (319, 2), st\-ir.t-bln.t „ent-
ferne den bösen Blick!“ (323, 1) und vielleicht dbi-s.t „ersetze sie!“ (406, 10).
Ob dw\-pth „preise den Ptah!“ zu übersetzen ist, ist sehr zweifelhaft. — Im
Babylonisch-Assyrischen, das uns die Vokalisation erkennen läßt, sind sichere
Imperativformen häufiger, und es könnte natürlich sein, daß wir bei einer
Überlieferung der Vokalisation auch in den ägyptischen Namen mehr Impera-
tivformen entdecken würden.
5 Vergl. Erman, Gramm.4 (1928), § 287a A.
 
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