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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0053
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Cusanus-Studien: II. Nikolaus von Gues und die griechische Sprache. 45
Nikolaus von Cues bemerkt dazu:
46. Alibi legitur „in interiori homine“ et plus placet. Graeci sic debent habere
prout in textu, quia carent ablativo.
Pred. „Remittuntur ei peccata multa“ (1445?) — V1 81v131.
Der Cusaner meint also, Paulus habe zwar jenen Sinn im Auge
gehabt, der lateinisch mit der Wendung in interiore homine wieder-
zugeben ist, habe aber im Griechischen die Akkusativ-Konstruktion
benützen müssen, da das Griechische den Ablativ nicht kenne. -—
Daran ist richtig, daß die griechische Sprache den Ablativ schon
sehr früh verloren hat. Allein daß sie ihn durch den Dativ ersetzt
hat und daß der vom Cusaner gemeinte Sinn durch έν mit dem
Dativus hätte ausgedrückt werden können — das scheint dem Cusa-
nus unbekannt gewesen zu sein132.

5.
Schreibweise des Griechischen.
Zum Abschluß unserer Betrachtung jener Faktoren, die für
eine Elementarkenntnis des Griechischen in Frage kommen, sei noch
ein kurzer Blick auf die bei Nikolaus von Cues feststellbare Schreib-
weise gestattet.
Falls Nicolaus Cusanus — was nach unseren Ausführungen
zweifelhaft bleiben muß -—- griechische Texte gelesen hat, wird er
naturgemäß auch mit der griechischen Schrift vertraut gewesen
sein müssen. Unmittelbare Beweise dafür, daß er sie selbst gehand-
habt habe, besitzen wir nicht. Cod. Cus. 9 (mit dem bekannten
doppelsprachigen Psalterfragment) weist auf Fol. 63v ein griechi-
sches Alphabet in griechischer Schrift auf, dessen einzelnen Buch-
staben die (byzantinische) Aussprache in lateinischer Schrift gegen-
übergestellt ist; daran schließt sich eine (oben schon genannte)
Liste der griechischen Zahlwerte an. Ob diese Seite von Nicolaus

131 Diese Quellangabe ist nicht ganz gesichert, da der Text bei Vansteen-
berghe in dieser Hinsicht nicht restlos klar ist.
132 Selbst Yansteenberghe, der sonst geneigt ist, dem Cusaner gute
griechische Sprachkenntnisse zuzuschreiben, sieht sich angesichts der ange-
führten Stelle zu folgender Äußerung veranlaßt: „La remarque, on l’avouera,
ne suppose pas une connaissance bien profonde de la syntaxe grecque ni une
claire intelligence du texte“ (57, 26, 3).
 
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