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Walt μ Elt Köhler:
war der Schritt vom einen zum anderen, so bedeutungsvoll er war,
so fernliegend ? Wo die römische Gemeinde und ihr Bischof den
Kraftquell des Petrusgrabes besaß? Wem die Kraft der Apostel
konzediert war, konnte der nicht auch die Kraft des Apostels
nutzen? War das so „praesumptuös ?“ Wenn man in Rom, wie
Lietzmann (18) formuliert, „bis 190 mit dem Martyriumsort des
Petrus theologisch nichts anzufangen wußte“, so wurde das jetzt
anders. Unabhängig von Kallist beschäftigt sich etwas später ja
auch Origenes mit der „εξουσία Petri“ und ihrer Fortwirkung,
schreibt sie freilich jedem zu, der das Bekenntnis des Petrus ab-
legt127, vollzieht aber unzweideutig die Gleichsetzung des glauben-
den Nachfolgers mit Petrus selbst: „(wir glaubenden) γινόμεθα.
Πέτρος128“, also credentes=Petrus ipse. Derselbe Origenes beschäf-
tigt sich in De oratione XIV, 6 (Koetschau 333) mit dem Kult der
Märtyrer; er gestattet ihn (die δέησις) unter einer Voraussetzung:
,,εΐ τις εύρε-9-είη Παύλος ή Πέτρος, wenn sich unter ihnen ein Paulus
oder Petrus befände“. Und was werden sie leisten? „Damit sie
uns nützen, indem sie uns würdigen, die ihnen gegebene Macht
(εξουσία!), die Sünden zu vergeben, zu erlangen129“. Hier erscheinen
Paulus und Petrus offenbar als die τύποι der Märtyrer, die die δύ-
ναμις (εξουσία) προς τα αμαρτήματα άφιέναι besitzen und dieselbe
weiterzugeben vermögen, (άξιους ποιοΰντες του τυχεΐν τής δεδομένης
αύτοΐς έξουσίας προς τα άμαρτήματα άφιέναι), natürlich in dem
Sinne, daß den Bittenden die Sünden vergeben werden. Aber das
ist ein τυχεΐν an der εξουσία προς τά άμαρτήματα άφιέναι. Kallist
in der derivatio potestatis geht weiter. Die dort in thesi gesetzte
Möglichkeit ist bei ihm Wirklichkeit: er hat die Gräber des
Paulus und Petrus und damit ihre εξουσία. Und nun nutzt er die
des Petrus προς τά άμαρτήματα άφιέναι130.
Und hatte nicht die Kraft des Apostelgrabes bereits einmal
gespielt in der Hand eines römischen Bischofs ? Gegen H. Koch
dürfte es doch das Wahrscheinlichste sein, daß im Osterstreite mit
E. Kohlmeyer: „Zur Ideologie des ältesten Papsttums, Succession und
Tradition“ (Theol. Stud. u. Krit. 1931, 230ff.).
127 In Mt. XII, 14: ορα δέ, όσην έχει εξουσίαν ή πέτρα·
128 ib. 10, Vgl. 14: λέλεκται τω Πέτρω καί παντί Πέτρω.
129 Der Text bei Ε. Lucius: „Die Anfänge des Heiligenkults“, 1904,
73, Anm. 10, Delehaye 109.
130 Diese ganze Reflexion soll nur verdeutlichen, daß die Dinge gewisser-
maßen in der Luft lagen.
Walt μ Elt Köhler:
war der Schritt vom einen zum anderen, so bedeutungsvoll er war,
so fernliegend ? Wo die römische Gemeinde und ihr Bischof den
Kraftquell des Petrusgrabes besaß? Wem die Kraft der Apostel
konzediert war, konnte der nicht auch die Kraft des Apostels
nutzen? War das so „praesumptuös ?“ Wenn man in Rom, wie
Lietzmann (18) formuliert, „bis 190 mit dem Martyriumsort des
Petrus theologisch nichts anzufangen wußte“, so wurde das jetzt
anders. Unabhängig von Kallist beschäftigt sich etwas später ja
auch Origenes mit der „εξουσία Petri“ und ihrer Fortwirkung,
schreibt sie freilich jedem zu, der das Bekenntnis des Petrus ab-
legt127, vollzieht aber unzweideutig die Gleichsetzung des glauben-
den Nachfolgers mit Petrus selbst: „(wir glaubenden) γινόμεθα.
Πέτρος128“, also credentes=Petrus ipse. Derselbe Origenes beschäf-
tigt sich in De oratione XIV, 6 (Koetschau 333) mit dem Kult der
Märtyrer; er gestattet ihn (die δέησις) unter einer Voraussetzung:
,,εΐ τις εύρε-9-είη Παύλος ή Πέτρος, wenn sich unter ihnen ein Paulus
oder Petrus befände“. Und was werden sie leisten? „Damit sie
uns nützen, indem sie uns würdigen, die ihnen gegebene Macht
(εξουσία!), die Sünden zu vergeben, zu erlangen129“. Hier erscheinen
Paulus und Petrus offenbar als die τύποι der Märtyrer, die die δύ-
ναμις (εξουσία) προς τα αμαρτήματα άφιέναι besitzen und dieselbe
weiterzugeben vermögen, (άξιους ποιοΰντες του τυχεΐν τής δεδομένης
αύτοΐς έξουσίας προς τα άμαρτήματα άφιέναι), natürlich in dem
Sinne, daß den Bittenden die Sünden vergeben werden. Aber das
ist ein τυχεΐν an der εξουσία προς τά άμαρτήματα άφιέναι. Kallist
in der derivatio potestatis geht weiter. Die dort in thesi gesetzte
Möglichkeit ist bei ihm Wirklichkeit: er hat die Gräber des
Paulus und Petrus und damit ihre εξουσία. Und nun nutzt er die
des Petrus προς τά άμαρτήματα άφιέναι130.
Und hatte nicht die Kraft des Apostelgrabes bereits einmal
gespielt in der Hand eines römischen Bischofs ? Gegen H. Koch
dürfte es doch das Wahrscheinlichste sein, daß im Osterstreite mit
E. Kohlmeyer: „Zur Ideologie des ältesten Papsttums, Succession und
Tradition“ (Theol. Stud. u. Krit. 1931, 230ff.).
127 In Mt. XII, 14: ορα δέ, όσην έχει εξουσίαν ή πέτρα·
128 ib. 10, Vgl. 14: λέλεκται τω Πέτρω καί παντί Πέτρω.
129 Der Text bei Ε. Lucius: „Die Anfänge des Heiligenkults“, 1904,
73, Anm. 10, Delehaye 109.
130 Diese ganze Reflexion soll nur verdeutlichen, daß die Dinge gewisser-
maßen in der Luft lagen.