Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Cusanus-Studien: III. Kirche u. Reich i. Schrifttum des Nikolaus von Cues. 27

keit gestaltendem Wachsein in sich umschließt. Lebendig gefördert
vom fast gesamten geistigen Entwicklungsstrom des mittelalter-
lichen Wägens und Forschens ist Cusanus auch weitgehend ver-
haftet in dessen Sprache und Bild; und doch kann er nicht umhin,
bisher umschließende Schalen zu sprengen, vorzustoßen in Welten-
räume weiteren, freieren Erlebens und Erfassens, als sie dem mittel-
alterlich hierarchischen ordo-Empfinden und or^o-Denken vertraut
waren, in der traditionsverbundenen Ausdrucksweise seines leben-
digen Denkens vermag man manchmal nicht zu trennen, was durch
eigenes Sinnen, was durch Anregung und Vordenken anderer ge-
weckt, was von Meinungen anderer übernommen ist; doch ist auch
sein eigentlicher Durchbruch in den verschiedenen Gebieten zu-
weilen nur als Ansatz, nur in Wenigem greifbar: um nichts weniger
leibhaftig, wirklich, kraftgeladen der Zukunft entgegengehalten
und entgegendrängend steht sein Wollen da.