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Bohnenstädt, Elisabeth; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 1. Abhandlung): Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.41996#0046
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36

Elisabeth Bo ha en städt:

Gottebenbildlichkeit und die Angelegtheit auf das Wort Gottes, es
blieb das geistige Auge unserer Vernunft mit seinem Sehenwollen,
seiner Sehnsucht nach Vollendung, nach Wahrheit und echtem
Leben, und dem Wissen um das ewige Gesetz. Was die rechte Ord-
nung und ihre Verkehrung ist, daß wir im letzten Gott heben sollten,
welche Pflichten wir jeweils zu erfüllen haben, vermögen wir, so-
weit nicht die Sünde im einzelnen uns da noch besonders ver-
dunkelt und schwächt, im Licht unserer Vernunft zu erkennen.
Aber nicht genügt ihr Licht allein, das höchste Vermögen, die
erhabenste Kraft der vernünftigen Natur zu erfassen: ihre Fällig-
keit zur glaubenden Vereinigung mit dem Worte Gottes und durch
dies mit der reinen Wahrheit in sich, dem echten Leben in sich,
der vollkommenen Gerechtigkeit in sich, dem alles und alle ver-
wirklichenden, erhaltenden und ordnenden Gott. Die Verbindung,
die wir von uns aus in freiem Wollen abgerissen haben, können wir
nicht von uns allein aus wieder hersteilen. Nichts Irdisches, so
auch nicht die menschliche Vernunft, kann von sich aus zu seinem
Grund und Ursprung Vordringen; vermag doch z. B. in unserer
Abbildsphäre auch der Verstand mit seiner Erkenntnis von mannig-
faltigem Sich-widersprechendem nicht, die sich selbst unterord-
nende, ja sich selbst — als in einem abschließenden und abgeschlos-
senen Eigen-Sinne stehend — aufgebende Hingabe an die Einsicht,
deren Zusammenschau in überrationalem Grunde, von sich allein
aus zu vollziehen37.
Deshalb wurde das wesenhaft göttliche Wort, der Logos,
Fleisch, der göttliche Inbegriff der ganzen Schöpfung wurde Ge-
schöpf, wurde Mensch im höchsten und voll erfüllten Sinn und
Maß des eigentlichen Menschseins, und damit auch erscheinungs-
gebunden Zusammenfassung und Erfüllungsmaß der ganzen Schöp-
fung. In diesem zu allem Seienden in umfassendster und vollendet-
ster Weise bezogenen und verwandten Menschsein wurde Gott und
Welt, Schöpfer und Schöpfung aufs vollkommenste geeint. Und so
erreicht in der Vollkommenheit und Fülle von allem alles Erschaf-
fene seine Vollendung, in der das All über sich hinaus seinem letzten
Ziele entgegengehoben wird. Und der Sohn Gottes ward Sohn der
Menschen, auf daß, wie durch einen Menschen Abfall und Tod, so
durch einen Menschen Genugtuung und Wiederverbindung mit der
Quelle des Lebens, das Leben selbst in die Welt komme, der
Mensch durch das Mittlertum eines Menschen, in der Verbindung
mit dessen Menschheit, wieder mit Gott verbunden werde. —^ Die,
 
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