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Bohnenstädt, Elisabeth; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 1. Abhandlung): Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.41996#0049
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Cusanus-Studien: III. Kirche u. Reich i. Schrifttum des Nikolaus von Cues. 39

nach letztlich in sich ruhender Maßstäbliclikeit besiegt werden, sich
gefangen geben muß, auf daß die Einsicht durch den Glauben
wieder mit Gott verbundene, wieder 'religiöse’ Einsicht werde39.
Das freieste Ja jedes einzelnen zu Christus und in Christus,
was er ja einzig will, zum Vatergott, ist in der sich selbst ein-
körpernden Hinwendung zu dem einen Ziele aller das Ja zur
Kirche. Daß wir im Schoße der Kirche wiedergeboren werden
heißt nichts anderes, als daß in uns die Kirche geboren wird, deren
einer Hohepriester Christus ist, der das Opfer seines Blutes und
seines Geistes dargebracht hat. Er steht der einen Kirche aller
vernunftbegabten Wesen vor, deren Aufbaugesetz es ist, die Wahr-
heit zu verehren und zu erstreben, wird auch die geistige Einheit
dieser Religion in mannigfaltiger Verschiedenheit auf genommen.
Und auch die eine Fülle der segnenden Gnade Christi wird ent-
sprechend der teilnehmenden Natur, der Bedingtheit der Menschen
nur in vielfältiger Andersheit ausgefaltet. — Wie also einerseits in
der ursprünglichen Gegründetheit alles Seienden im Worte Gottes
und dem naturgemäßen Hinstreben der Schöpfung zu dem Schöp-
fer, der auch das Endziel, der letzte Zweck all seiner Werke ist,
so wird auch in dem durch die Sünde bedingten erlösenden wie
ethisch geforderten Sinne der (Wieder-)Vereinigung mit Gott die
Kirche aufgebaut in der Einung mit dem Worte Gottes, mit Jesus
Christus. In dieser Kirche, die von jeher bestand, auch ohne ge-
schriebenes Wort, ist sowohl alles umschlossen, was an rechtem
Streben der Menschwerdung des göttlichen Wortes voranging, wie
auch die Fülle aller kommenden Zeiten. In der wesensaufbauenden
Verbundenheit der Kirche mit Christus ist dieser gleichsam der
beseelende Geist in ihr als dem Körper. Hierbei bezeichnete der
Körper die Gesamtheit der vernunfthaft Lebenden. Wie nämlich
die eine menschliche Seele sich durch den ganzen Körper ausdehnt
■— wobei ihre Ausdehnung die Einung ist — und doch in jedem
Gliede, jedem Teil des Körpers anders und wieder anders auf-
genommen wird und wirkt, so erstreckt sich der eine Geist der
Wahrheit, der Geist Christi, über alle bereiten Seelen, die ganze
Kirche, die er in all ihren Gliedern erleuchtet, belebt, heiligt, von
denen er doch stets anders und wieder anders aufgenommen wird.
Es eint also der Geist Christi in vielfältiger und jedesmal besonderer
Weise in sich viele zur Einheit des Lebens aus Gott, so daß alle
Seelen in diesem Geiste, in gläubiger Liebe, eine Seele sind. Und
je stärker und wirkhafter diese allumfassende Einung ist, desto
 
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