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Bohnenstädt, Elisabeth; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 1. Abhandlung): Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.41996#0051
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Cusanus-Studien: III. Kirche u. Reich i. Schrifttum des Nikolaus von Gues. 41

gleichsam an und hinauf, Gott entgegen, wie der Magnetstein das
Eisen in die Höhe zieht, auch wenn andere Dinge dazwischen liegen.
Und wie der Magnet dem Eisen, so teilt Christus dem vernünftigen
Geiste in der Verbindung mit seinem Wesen seine eigene Wirkkraft
mit, den an ihn und damit zu Gott emporziehenden Geist, so daß
der zur Vereinigung mit ihm Herangezogene wieder andere heran-
zuziehen vermag, die durch ihn Christus, der eigentlich anziehen-
den, Gott entgegerihebenden Kraft, verbunden werden. — Und wie
die Kirche in ihrem alles umfassenden Hingewendetsein zu dem
einen Gott hier im Wandel die in Christus umschlossene Fülle ab-
bildhaft auseinanderfaltet, so folgt sie ihm, der die Himmel durch-
drang, auch im Hinaufsteigen zur Herrlichkeit.Was hier auf der Erde
nicht voll verwirklicht wird: in der Vollendung und Herrlichkeit
wird voll und ganz die eine Menschheit Christi in allen Menschen
sein wie der eine Geist Christi in allen geistigen Wesen, daß ein
Christus aus allen sei. Dann wird die Einigung der Kirche in die
von allem Einschränkenden freie göttliche Einung hinein gebunden,
von der sie ihren Ausgang hat. Doch ist es nicht so, daß dann die
Menschen, endliche Wesen, in Gott, den Absoluten und Unend-
lichen, eingingen. Nicht wie Christus, der Gottessohn, sondern mit
ihm, der zur Rechten des Vaters sitzt, werden wir sein. Und ist
die wesenhafte göttliche Einung der hl. Geist selbst, so wird dann
auch die göttliche heimholende Umfassung des Alls, das Reich der
Glückseligkeit, d. h. die Freude und Liebe im hl. Geiste, vollendet
sein40.
Weil also nur, wer gläubig ist, d. h. in der Liebe feststehend
Gottes Willen wirkt, das Rekenntnis Jesu in abbildlich ausfalten-
der Weise aufrechthält und in der Welt weiterbaut und dem ge-
heimnisvoll in dieser Welt verbleibenden Christus im Geiste ver-
bunden ist, gehören zur eigentlichen Kirche nur, die in der Gnade
rechter Ausrichtung leben. Nur diese werden im Geiste von neuem
geboren. Der eine Glaube ist die eine Wiedergeburt, die eine Kind-
schaft, die nicht sichtbar, nicht sonst sinnlich wahrnehmbar ist.
Sie ist vielmehr notwendig rein geistig, in der Vernunft sich ver-
wirklichend, gemäß dem, daß und wie die eine Wahrheit in vielen
vernunftgeleiteten Wesen aufgenommen zu werden vermag. Und
der durch den Glauben im Worte Wiedergeborene wird auch anders
nicht denn durch das Wort selbst genährt. Aus was wir nämlich
sind, aus dem werden wir auch ernährt. Durch das eine Wort wer-
den wir wiedergeboren und durch dieses eine Wort werden die
 
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