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Elisabeth Bohnenstädt:
zen, als ob sie etwa durch das Leben bedingt sei, das sie dem Fuße
zuweist. Und wir wissen, daß Petrus nicht mehr an Binde- und
Lösegewalt von Christus erhielt als die übrigen Apostel. Nichts
nämlich an Gewaltgebendem ward zu Petrus gesprochen, das nicht
auch zu den anderen Aposteln gesagt worden wäre. Daher sagen
wir zu Recht, daß alle Apostel in ihrer Gewalt dem Petrus gleich
waren. Und weil die heutige kirchliche Amtsgewalt jene damalige
fortsetzt, in der die Bischofsgewalt der Priestergewalt schlechthin
entsprach, so sind alle Bischöfe, vielleicht alle Priester, in Hinsicht
auf die wesentliche priesterliche Gewalt, die Priestergnade, wie sie
von Gott her verliehen wird, gleich, von gleicher Wirkgewalt und
Vollmacht (potestas und iurisdictio).
2. Verwaltung und Vorstandschaft.
Wohl aber scheint die eine Binde- und Lösegewalt in ihrer
gliedartigen Verteilung, von der Seite der teilnehmenden Glieder,
deren verschiedener leitender Ausübung her gesehen, eine andere
und wieder andere, eine größere oder geringere zu sein. Das heißt:
Verwaltung und Ausüb ung (administratio und exercitiuin) sind
unter festgesetzten Begrenzungen verschiedenartig einge-
schränkt. ln dieser Hinsicht gibt es im Priestertum der Kirche,
d. h. genauer in der Priesterschaft vom obersten Bischof, dem
Papste, bis zum Laien, eine in mannigfaltiger Ordnung gestufte
Amtsbesetzung und vielfältige Aufteilung der Leitungssorge, und
in diesem Sinne eine verschiedene Weise der Lebensvermittlung.
Dabei verhält sich in etwa das Papsttum gleichsam wie die Seele
im Haupte, das Patriarchentum wie die Seele in den Augen und
Ohren, das Amt des Erzbischofs wie die Seele in den Armen, das
Bischofsamt wie die Seele in den Fingern, das Pfarramt wie die
Seele in den Füßen, und wie sonst man zu deuten versuche. — Die
Vorstandschaft wurde von Christus, dem eigentlichen Haupte, ein-
gerichtet und mittels der Kirche ausgefaltet, auf daß Spaltung
vermieden, Friede und Eintracht gewahrt bleibe. Darum hat sie
ihre Abstufung abbildlich der Art der weltlich Herrschenden. Wie
Petrus den Aposteln Vorstand, so sind den Priestern die Bischöfe,
den Bischöfen die Erzbischöfe, den Erzbischöfen die Patriarchen,
den Patriarchen der Papst vorgeordnet. Hierbei ist der Stand der
Bischöfe grundsätzlich einer, wie sehr auch die einen den andern
vorgezogen und vorgeordnet sein mögen. In solcher Gliederung
soll auch die Priesterschaft, der priesterliche Körper in sich ge-
Elisabeth Bohnenstädt:
zen, als ob sie etwa durch das Leben bedingt sei, das sie dem Fuße
zuweist. Und wir wissen, daß Petrus nicht mehr an Binde- und
Lösegewalt von Christus erhielt als die übrigen Apostel. Nichts
nämlich an Gewaltgebendem ward zu Petrus gesprochen, das nicht
auch zu den anderen Aposteln gesagt worden wäre. Daher sagen
wir zu Recht, daß alle Apostel in ihrer Gewalt dem Petrus gleich
waren. Und weil die heutige kirchliche Amtsgewalt jene damalige
fortsetzt, in der die Bischofsgewalt der Priestergewalt schlechthin
entsprach, so sind alle Bischöfe, vielleicht alle Priester, in Hinsicht
auf die wesentliche priesterliche Gewalt, die Priestergnade, wie sie
von Gott her verliehen wird, gleich, von gleicher Wirkgewalt und
Vollmacht (potestas und iurisdictio).
2. Verwaltung und Vorstandschaft.
Wohl aber scheint die eine Binde- und Lösegewalt in ihrer
gliedartigen Verteilung, von der Seite der teilnehmenden Glieder,
deren verschiedener leitender Ausübung her gesehen, eine andere
und wieder andere, eine größere oder geringere zu sein. Das heißt:
Verwaltung und Ausüb ung (administratio und exercitiuin) sind
unter festgesetzten Begrenzungen verschiedenartig einge-
schränkt. ln dieser Hinsicht gibt es im Priestertum der Kirche,
d. h. genauer in der Priesterschaft vom obersten Bischof, dem
Papste, bis zum Laien, eine in mannigfaltiger Ordnung gestufte
Amtsbesetzung und vielfältige Aufteilung der Leitungssorge, und
in diesem Sinne eine verschiedene Weise der Lebensvermittlung.
Dabei verhält sich in etwa das Papsttum gleichsam wie die Seele
im Haupte, das Patriarchentum wie die Seele in den Augen und
Ohren, das Amt des Erzbischofs wie die Seele in den Armen, das
Bischofsamt wie die Seele in den Fingern, das Pfarramt wie die
Seele in den Füßen, und wie sonst man zu deuten versuche. — Die
Vorstandschaft wurde von Christus, dem eigentlichen Haupte, ein-
gerichtet und mittels der Kirche ausgefaltet, auf daß Spaltung
vermieden, Friede und Eintracht gewahrt bleibe. Darum hat sie
ihre Abstufung abbildlich der Art der weltlich Herrschenden. Wie
Petrus den Aposteln Vorstand, so sind den Priestern die Bischöfe,
den Bischöfen die Erzbischöfe, den Erzbischöfen die Patriarchen,
den Patriarchen der Papst vorgeordnet. Hierbei ist der Stand der
Bischöfe grundsätzlich einer, wie sehr auch die einen den andern
vorgezogen und vorgeordnet sein mögen. In solcher Gliederung
soll auch die Priesterschaft, der priesterliche Körper in sich ge-