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Bohnenstädt, Elisabeth; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 1. Abhandlung): Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.41996#0121
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Cusanus-Studien: III. Kirche u. Reich i. Schrifttum des Nikolaus von Cues. 111

zu. Und nun ist nötig, daß jeder einzelne Fürst, ja jede Grafschaft
und Gemeinde für sich selbst Sorge trage, die Straßenräuber und
was sonst belästigt, abzuwehren. Daraus entstehen große Un-
kosten, und die Untergeordneten müssen ihre Zeit mit solcher Ab-
wehr verbrauchen und können nicht mehr ihrer eigentlichen eigenen
Arbeit obliegen. Überdies herrscht an den verschiedenen Orten,
in den verschiedenen Gebieten des Reiches in Bezug auf die Schutz-
maßnahmen größte Verschiedenheit, fehlt jede Übereinstimmung.
Der Erfolg ist der, daß überhaupt keine Sicherheit und keine Zu-
versicht, kein Vertrauen mehr anzutreffen ist. Bestände aber aus
allen und für alle ein einiges allgemeines Staatsheer, den Frieden
zu wahren und zu verteidigen, dann gäbe es auch nicht so viele
unnötige und doch eigentlich nutzlose Ausgaben, und das Reich
stände nicht so entblößt und erniedrigt da. Deshalb wäre es höchst
nützlich, mit größtem Eifer und Nachdruck an eine entsprechende
Verordnung und Ordnung zu gehen, mittels mäßiger jährlicher, den
verschiedenen Reichsgebieten und örtlichen Verhältnissen angemes-
sener Beiträge ein allgemeines Heer aufzubauen. Durch dies Heer
könnte wieder für Recht und Friede gesorgt, jeder gewaltsame
Emporkömmling sowohl innerhalb des Reiches kleingekriegt wie
außerhalb vom Reiche ferngehalten werden. — Auch könnte leicht
von den Zöllen und den durch die Fürsten gebilligten Steuern
ein angemessener Teil für den Erhalt des Gemeinwohls und den
rechten Zustand des Reiches bestimmt und zurückgelegt und dann
diese Abgaben mit jenen Beiträgen in eine allgemeine Staatskasse
geleitet und etwa in Frankfurt niedergelegt werden. Auf den jähr-
lichen allgemeinen Reichstagen müßte in Gegenwart der Kurfürsten
und der anderen über das Gesammelte Rechenschaft abgelegt sowie
Verfügungen getroffen werden, daß alles gerecht und klug Vertei-
lung und Anwendung fände. Damit würden die großen Ausgaben
hinfällig, die heute die Fürsten gezwungen und nutzlos zusammen-
bringen, die verschiedenen Reichsländer würden wohlhabender, und
Reich und Kaisertum ständen wieder erhöht und gesichert da. -
Auch der Besitz der Kirche an weltlichen Gütern und
Rechten ist nicht dem Frieden vorzuziehen, vielmehr ist nach
dem Beispiel des Papstes Leo zu handeln, der im Konzil Otto I.
und dessen Nachfolgern alles zurückerstattete, weil damals, als der
Glaube ermattete und Wirrnis und Aufwiegelei sich erhoben hatten,
der Kaiser, der Verteidiger des Glaubens, notwendigst besonders
mächtig und machtbewehrt sein mußte. Wie sehr scheint es vor
 
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