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Bohnenstädt, Elisabeth; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 1. Abhandlung): Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.41996#0129
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Cusanus-Studien: III. Kirche u. Reich i. Schrifttum des Nikolaus von Cues. Ii9

22 Die Gegenstellung Vernanis beleuchtet M. Grabmann in seiner Anm. 20
zitierten Schrift.
23 Nicht der heutige Bestand der Bibliothek zu Cues und nicht ein
quellenbezeichnender Hinweis läßt uns bisher erkennen, ob Cusanus Dantes
Monarchia besessen, ob er sie während seiner italienischen Studienzeit oder
bei seinen Quellenforschungen für die Concordantia catholica oder wann sonst
kennengelernt. (Wohl heißt es gelegentlich bei Erwähnung von Schriftstellern
über den Staat nach Aufzählung einiger: „und andere“.) Es mag zu bedenken
sein, daß einerseits Dantes Monarchia seit 1329 auf dem Index Uhr. proh.
stand und daß andererseits Cusanus doch dieselben Fragen nur noch durch-
greifender wieder der Allgemeinheit vorlegen und zu klären versuchen wollte,
daß zudem die Monarchia seit dem Konstanter Konzil unter den deutschen
Gelehrten jedenfalls bekannt war; wurde sie doch dort besprochen und glos-
siert. Ygl. F. Wagner, Dante in Deutschland, Dante-Jhrb. 16. Bd. N. F.,
7. Bd. 1934. -— Zu bemerken ist vor allem, daß schon Dante die innere
Richtigkeit und Gültigkeit z. B. einer päpstlichen Übertragung des Kaiser-
tums auf die deutschen Könige, einer Konstantinischen Schenkung — die er
für formal wirklich vollzogen hält —, einer Besitzgewalt in Schädigung des
Reiches usw. in Frage stellt. — In das Volk hinein gerichtete Klage über
Schuld und Verhängnis der ''Konstantinischen Schenkung5 hatte z. B. auch
schon Walther von der Vogelweide erhoben.
24 In dem reichen Schrifttum über das ausgehende MA. beleuchtet z. B.
J. Hashagen, Staat und Kirche vor der Reformation, Essen 1931, besonders
Fragen und Gebiete, in denen sich Staatliches und Kirchliches berühren;
W. Andreas, Deutschland vor der Reformation, Stuttgart/Berlin 1932, gibt
eine umfassende Vergegenwärtigung des Lebens in seinen verschiedenen Be-
reichen.
25 Ein starker neuer Antrieb zu religiöser Lebensverwirklichung zeigte
sich unter den Kartäusern; sehr bald nach der Buchdruck-Erfindung wurden
sie in religiösem wie wissenschaftlichem Dienst die Herausgeber manchen wert-
vollen Schrifttums jener Zeit, das besonders sie von jeher in ihren H.S.S. ge-
sammelt und überliefert haben. Vgl. Joseph Greven, Die Kölner Kartause
und die Anfänge kath. Reform in Deutschland, Münster i. W. 1935 (Vereins-
S.S. d. Ges. z. Hrsg. d. Corpus Caiholicorum 6). Auf Wiedererstarkung alter
Zucht und Gemeinschaftsarbeit besonders an der Jugend waren die regulierten
Augustiner Chorherren bedacht, die sich in der Windesheimer Kongregation
zusammenschlossen. Sie standen zu den Brüdern vom gemeins. Leben —
wie diese nicht "Mönche5 — in eng verbundener Mitarbeit. Immer zahlreichere
Benediktinerklöster einigten sich in der Bursfelder Union in tatkräftigem
inneren Reformwillen, teilweise beeinflußt von Kartäuserkreisen. Von volks-
bedachtem Erneuerungsstreben mancher Weltgeistlichen künden uns religiöse
Belehrungs- und Aufklärungsschriften jener Zeit. (Vgl. z.B. J. Janssen, Ge-
schichte d. deutschen Volkes seit dem Ausgang des MA.s I u. VIII, Freiburg
i. Br. 1883 u. 1884.)
26 Manche Kloster-IJss. gerade des 15. Jahrhunderts sind über weite
Teile hin oder auch ganz Textsammlungen aus den Meistern christlicher Innen-
erfahrung, zuweilen aus der ganzen Tradition. Unter der Gruppe längerer
und kürzerer Anweisungen und Regeln des Lebens lassen vor allem die mehr
 
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