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Bohnenstädt, Elisabeth; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 1. Abhandlung): Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.41996#0132
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122

Elisabeth Bohnenstädt:

1935 (G. Ivallen); für Gedanken und Forderungen, die das Reich und seine
Reform betreffen, auf: Nikolaus von Cues als politischer Erzieher von G. Kal-
ten, Leipzig 1937; zum Vergleich mit der Staatsauffassung des Aeneas Silvius
(die er später als Papst auch weitgehend auf die Kirchen Verwaltung anwandte)
auf: Aeneas Silvius Piccolomini als Publizist von G. Kallen, Köln 1938.

II. Ecclesia ipsa.
80 Die C.C. gibt in wesentlicher Abhebung von allem späteren, d. h.
allem übrigen Schrifttum des Nikolaus von Cues fast nicht nur ein damals
übliches Kompendium, sondern schier ein Mosaik, zusammengestellt aus
,,Autoritäten“ der ganzen kirchlichen Entwicklung. Es soll daher für diese
Arbeit grundsätzlich — auch für das andere cusanische Material — auf Quellen-
nachweise und Klarstellung vertretener oder anklingender Theorien verzichtet
werden. Die im Druck befindliche lateinische Ausgabe der C.C. durch die
Heidelb. Akad. (G. Kallen) wird diese wissenschaftliche Lücke im wesentlichen
ausfüllen. In der Wiedergabe verschiedener überlieferter Meinungen wie auch
da, wo Cusanus über Wiedergabe und Bericht hinausgeht, handelt es sich in
der C.C. nicht sowohl um ein ausgewogenes Werk eines abgeklärten Mannes,
sondern abgesehen von der fast in Fleisch und Blut übergegangenen unge-
fähren Bibelbeherrschung einmal um vertrauende Anführung der Autoritäten,
wenn auch dies Vertrauen für die eigene Überlegung nicht immer selbstver-
ständlich ist; zum zweiten, aber nur manchmal sich vordrängend, um Aus-
einandersetzungen auch mit sich selbst, zuweilen in mehr wägendem, zögern-
dem, manchmal in mehr wagendem oder gar leidenschaftlichem Ausdruck auch
eigener Stellungnahme, eigenen Vermutens und Urteilens. Grundsätzlich aber
will Cusanus in der C.C. keine persönlichen Meinungen auseinanderlegen, son-
dern nur Wiedergeber, Vertreter sein von Anschauungen in Kirche und Volk
seiner Zeit.
31 Im philosophischen Ausdruck ist Gott für Cusanus die complicatio
explicans, die absolute und eine eigentliche Einfaltung, die aus sich die Welt
ausfaltet. Hierbei aber ist, wie wir dies in Ähnlichkeitsweise in der abbild-
lichen Ebene vor allem unseres Geisteslebens erfahren können, die explicatio
auf einer anderen, einer niederen Seinsebene — und bei Gott überhaupt von
einem Sein zu reden, ist nur die uns einzig mögliche menschliche Gleichnis-
sprache — als das complikative, sie ausfaltende Sein. Das Ausgefaltete erreicht
nie und in keiner Weise das es Ausfaltende; und doch ist die Einfaltung die
Einheit, die alles was sie ausfaltet, urbildlich in ihrer Einung umschließt, nicht
aus dieser herausläßt. Sie ist die unerreichbare Einheit als Grund dafür, daß
wir ein Eines, schließlich das konkret unendliche Eine, das LTniversum in seiner
Vielheit und Mannigfaltigkeit unendlicher Reihen und Stufenbildungen er-
fahren oder doch erfassen. Dessen Wesensgesetzlichkeit aber wird bei der
durchgehenden Gleichartigkeit des einen explizierten Seins trotz aller Ver-
schiedenheit nur in den Unterschieden eines stetigen Mehr und Minder gekenn-
zeichnet. Der Kosmosbegriff wie überhaupt der Begriff der ihm in dieser
grundlegenden Erfassung und Anwendung ureigenen explicatio ist bei Nik.
v. Cues noch mehr als bei den Alten und in gewis|§r Abhebung zum schola-
 
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