Drittes Kapitel: Erläuterungen. §6.
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deutete Problem lösen will. — Neben geijt findet sich einmal
geijtlicheit zur Bezeichnung der geistigen Natur unserer Vernunft
(86, 3f.).
Abgesehen von der Bezeichnung der hymelfchen nature als
geiftlich (= spiritualis, Pr. 16, S. 30, 25) wird das Wort nur vier-
mal gebraucht: 34, 5 heißt es von Gott, daß er eyn oberjte geijt-
liche natur ist; der Gegensatz ist hier jynlich und corperlich. 50, 16
wird das wefen der verftentelicher naturen, d. h. also ihre Substanz,
als geiftlich bezeichnet. 66, 7: Christus eignet nach der Auferste-
hung geijtliche clarheit (Gegensatz: finlich; vgl. Z. 10), darum ist
er eyn geijtliche Ipijfe für unsere Seele, im Unterschied von der
liplich jpije (62, 2). Vgl. dazu auch Pr. 71, S. 110, 19f.; 112, 20. 22.
b) Verjtentelich — jynlich. Nach früher Gesagtem verstehen
wir die ziemlich häufige Verwendung von jynlich zur Kennzeich-
nung der irdischen Welt und dessen, was zu ihr gehört. Dem steht
als Gegensatz nicht immer verjtentelich gegenüber, sondern oft Um-
schreibungen, die synonym sind. So finden wir einerseits finliche
werlt (66, 5; 84, 13. 19; 86, 23 = mundus sensihilis 34, 3—6*)
und jynliche erde (86, 5; metaphorisch gebraucht!), anderseits die
hymelen der verjtentenis (34, 2 usw. = caelum intellectuale 34, 3—6*)
oder der ver/tentelichen naturen (34, 8). Synliche äugen steht 34, 5
im Gegensatz zu äugen der verjtentelichen naturen (34, 3 .= oculus
intellectus und o. intellectualis 34, 3—6*; DI 153, 10) und 66, 10
zu äugen des glaubens1. Da der glaube aber glaube des verjtentenis
ist (66, 15), so haben wir im Grund denselben Gegensatz, wie die
Parallele oculo intellectus medio luminis fidei (66, 16 — 86, 3*)
besonders deutlich macht.
Beachtung verdient die Trias jynliches leben, /. gebürt, /. tod.
Synliches leben (32, 11; 56, 2; 64, 18) hat einen genauen Gegen-
satz in verjtenieliches leben (24, 13 = intellectualis vita 36, 18*;
DI 151, 6; vgl. intellectualiter vivere DI 160, 9). Zu jynliche gebürt2
(36, 16) fehlt ein solcher terminologischer Gegensatz; die Sache
findet man 42, 18f.: geboren zu dem rijch des jridens . . . von gnaden.
Zum Terminologischen vgl. Pr. 271 n. 16, S. 134, 8ff. Zu jynlicher
1 Vgl. dazu A. Nicklas, Die Terminologie des Mystikers Heinrich Seuse,
S. 111.
2 Wir haben das Wort in der Übersetzung auch mit f Geburt’ wieder-
gegeben. Das ist ungenau. Denn gebürt entspricht natürlich hier dem latei-
nischen generatio, d. h. Zeugung. Dieses Wort ist erst Ende des 15. Jhd.s
nachweisbar.
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deutete Problem lösen will. — Neben geijt findet sich einmal
geijtlicheit zur Bezeichnung der geistigen Natur unserer Vernunft
(86, 3f.).
Abgesehen von der Bezeichnung der hymelfchen nature als
geiftlich (= spiritualis, Pr. 16, S. 30, 25) wird das Wort nur vier-
mal gebraucht: 34, 5 heißt es von Gott, daß er eyn oberjte geijt-
liche natur ist; der Gegensatz ist hier jynlich und corperlich. 50, 16
wird das wefen der verftentelicher naturen, d. h. also ihre Substanz,
als geiftlich bezeichnet. 66, 7: Christus eignet nach der Auferste-
hung geijtliche clarheit (Gegensatz: finlich; vgl. Z. 10), darum ist
er eyn geijtliche Ipijfe für unsere Seele, im Unterschied von der
liplich jpije (62, 2). Vgl. dazu auch Pr. 71, S. 110, 19f.; 112, 20. 22.
b) Verjtentelich — jynlich. Nach früher Gesagtem verstehen
wir die ziemlich häufige Verwendung von jynlich zur Kennzeich-
nung der irdischen Welt und dessen, was zu ihr gehört. Dem steht
als Gegensatz nicht immer verjtentelich gegenüber, sondern oft Um-
schreibungen, die synonym sind. So finden wir einerseits finliche
werlt (66, 5; 84, 13. 19; 86, 23 = mundus sensihilis 34, 3—6*)
und jynliche erde (86, 5; metaphorisch gebraucht!), anderseits die
hymelen der verjtentenis (34, 2 usw. = caelum intellectuale 34, 3—6*)
oder der ver/tentelichen naturen (34, 8). Synliche äugen steht 34, 5
im Gegensatz zu äugen der verjtentelichen naturen (34, 3 .= oculus
intellectus und o. intellectualis 34, 3—6*; DI 153, 10) und 66, 10
zu äugen des glaubens1. Da der glaube aber glaube des verjtentenis
ist (66, 15), so haben wir im Grund denselben Gegensatz, wie die
Parallele oculo intellectus medio luminis fidei (66, 16 — 86, 3*)
besonders deutlich macht.
Beachtung verdient die Trias jynliches leben, /. gebürt, /. tod.
Synliches leben (32, 11; 56, 2; 64, 18) hat einen genauen Gegen-
satz in verjtenieliches leben (24, 13 = intellectualis vita 36, 18*;
DI 151, 6; vgl. intellectualiter vivere DI 160, 9). Zu jynliche gebürt2
(36, 16) fehlt ein solcher terminologischer Gegensatz; die Sache
findet man 42, 18f.: geboren zu dem rijch des jridens . . . von gnaden.
Zum Terminologischen vgl. Pr. 271 n. 16, S. 134, 8ff. Zu jynlicher
1 Vgl. dazu A. Nicklas, Die Terminologie des Mystikers Heinrich Seuse,
S. 111.
2 Wir haben das Wort in der Übersetzung auch mit f Geburt’ wieder-
gegeben. Das ist ungenau. Denn gebürt entspricht natürlich hier dem latei-
nischen generatio, d. h. Zeugung. Dieses Wort ist erst Ende des 15. Jhd.s
nachweisbar.
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