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J. Koch und H. Teske Gusanus-Texte: I. Predigten, 6.
bezeichnet im Gegensatz zur liebde aller lieblicheit in Gottes Reich;
42, 25 wird die Zeit vergenclich genannt im Unterschied zu jenem
Reich, insofern es zukünftig ist. Ähnlich wird dieses Leben als
vergencklich (86, 18) und zijtlich (86, 7. 17) bezeichnet. Vnuergent-
lich nennt Cusanus die Speise, die wir in der Lehre Christi haben
(24, 10 .= cibus incorruptibilis 18, 5), und das höchste Gut (84, 16).
c) Stede — vnjtetlich (wandelber). Dieser Gegensatz ist nah ver-
wandt mit dem vorigen: als jtede (= stabilis 84, 16*; 17—86, 9*;
DI 150, 16) wird das höchste Gut (84, 16. 21) und die ewige Freude
(88, 3) bezeichnet. Aber auch der Glaube (26, 13) und die Hoff-
nung (76, 7) sollen die Eigenschaft der jtedicheit haben. Vnjtetlich
ist aller irdische frijd (40, 22) im Gegensatz zum ewigen Frieden
des Reiches Gottes (40, 20). Wandelber kommt nur 66, 3 vor und
wird von der Zeit ausgesagt.
d) Warhefftig — jchynend (fchynber, onwar). Hier haben wir
nochmals ein Gegensatzpaar, das für die platonische Grundauffas-
sung sehr bezeichnend ist: Wahrheit und Schein. Das verjtentenis
ist zu der wairheit geneiget, wie Cusanus mehrfach mit Betonung
feststellt (26, 12; 50, 17; 52, 8), und der wille zu dem gueden
(50, 18). Diese Neigung bedeutet, daß der Wille nichts begehrt
als was gut ist (52, 5). Demgegenüber findet sich in der sinnlichen
Natur die verhängnisvolle Neigung zu dem onwaren jchynenden guede
(52, 14 .= apparens bonum 82, 19*). In ähnlicher Weise wird der
Gegenstand des sinnlichen Begehrens 84, 3f. als das bedrogen
(= mendosus 84, 13*) fchynber (apparentiale bonum 84, 17— 86, 9*)
gut bezeichnet. Der Unterschied zwischen onwar (bedrogen) und
jchynend (fchynber) ergibt sich wohl aus der Beziehung des so
gekennzeichneten irdischen Gutes zum sinnlichen Erkennen und
zum sinnlichen Begehren. Analog wird das höchste Gut als war-
hefftig vnd ungemenckt bezeichnet (84, 12).
Das Ergebnis ist also folgendes: die beiden Welten der hymelen
und des ertrichs werden im Laufe der Auslegung durch eine Reihe
von Adjektiven in ihrem wesentlichen Gegensatz gekennzeichnet.
Was zu jener Welt gehört, ist hymelijch, geijtlich, verjtentelich,
vnjichtlich, vndoitlich, vnuergentlich, jtede, ihr zentrales Gut war-
hejjtig. Was zu dieser Welt gehört, ist erdijch, jynlich, corperlich,
jichtlich, doitlich, jleijchlich, vergentlich, zijtlich, vnjtetlich, wandel-
ber; ihre Güter Jchynend, jchynber, onwar, bedrogen. Dabei haben
wir noch nicht einmal die Adjektiva berücksichtigt, welche die
irdische Welt als durch die Erbschuld verderbt kennzeichnen.
J. Koch und H. Teske Gusanus-Texte: I. Predigten, 6.
bezeichnet im Gegensatz zur liebde aller lieblicheit in Gottes Reich;
42, 25 wird die Zeit vergenclich genannt im Unterschied zu jenem
Reich, insofern es zukünftig ist. Ähnlich wird dieses Leben als
vergencklich (86, 18) und zijtlich (86, 7. 17) bezeichnet. Vnuergent-
lich nennt Cusanus die Speise, die wir in der Lehre Christi haben
(24, 10 .= cibus incorruptibilis 18, 5), und das höchste Gut (84, 16).
c) Stede — vnjtetlich (wandelber). Dieser Gegensatz ist nah ver-
wandt mit dem vorigen: als jtede (= stabilis 84, 16*; 17—86, 9*;
DI 150, 16) wird das höchste Gut (84, 16. 21) und die ewige Freude
(88, 3) bezeichnet. Aber auch der Glaube (26, 13) und die Hoff-
nung (76, 7) sollen die Eigenschaft der jtedicheit haben. Vnjtetlich
ist aller irdische frijd (40, 22) im Gegensatz zum ewigen Frieden
des Reiches Gottes (40, 20). Wandelber kommt nur 66, 3 vor und
wird von der Zeit ausgesagt.
d) Warhefftig — jchynend (fchynber, onwar). Hier haben wir
nochmals ein Gegensatzpaar, das für die platonische Grundauffas-
sung sehr bezeichnend ist: Wahrheit und Schein. Das verjtentenis
ist zu der wairheit geneiget, wie Cusanus mehrfach mit Betonung
feststellt (26, 12; 50, 17; 52, 8), und der wille zu dem gueden
(50, 18). Diese Neigung bedeutet, daß der Wille nichts begehrt
als was gut ist (52, 5). Demgegenüber findet sich in der sinnlichen
Natur die verhängnisvolle Neigung zu dem onwaren jchynenden guede
(52, 14 .= apparens bonum 82, 19*). In ähnlicher Weise wird der
Gegenstand des sinnlichen Begehrens 84, 3f. als das bedrogen
(= mendosus 84, 13*) fchynber (apparentiale bonum 84, 17— 86, 9*)
gut bezeichnet. Der Unterschied zwischen onwar (bedrogen) und
jchynend (fchynber) ergibt sich wohl aus der Beziehung des so
gekennzeichneten irdischen Gutes zum sinnlichen Erkennen und
zum sinnlichen Begehren. Analog wird das höchste Gut als war-
hefftig vnd ungemenckt bezeichnet (84, 12).
Das Ergebnis ist also folgendes: die beiden Welten der hymelen
und des ertrichs werden im Laufe der Auslegung durch eine Reihe
von Adjektiven in ihrem wesentlichen Gegensatz gekennzeichnet.
Was zu jener Welt gehört, ist hymelijch, geijtlich, verjtentelich,
vnjichtlich, vndoitlich, vnuergentlich, jtede, ihr zentrales Gut war-
hejjtig. Was zu dieser Welt gehört, ist erdijch, jynlich, corperlich,
jichtlich, doitlich, jleijchlich, vergentlich, zijtlich, vnjtetlich, wandel-
ber; ihre Güter Jchynend, jchynber, onwar, bedrogen. Dabei haben
wir noch nicht einmal die Adjektiva berücksichtigt, welche die
irdische Welt als durch die Erbschuld verderbt kennzeichnen.