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Friedrich Panzer:
Das ist genau, was der Marschall etwas mehr ins einzelne gehend
so ausdrückt1:
. . nus qui velt en pris monier
N^amera ja trop long sejor,
Ne eist ne Vama onques jor,
Ainz s^esmoveit en meinte terre
Por pris et aventure quere;
Mais souvent s'en reveneit riches;
Et il Eert pas avers ne chiches
De despendre ce kNil aveit,
Et si beal faire le saveit
Qu'a molt bien paie s'en teneient
Trestuit eil qui a lui veneient.
Das war die Lebensform, die einem Ritter anstand, der wie dieser
Marschall oder unser Dichter n'aveit rcie de terre ne rien fors sa
chevalerie:2 der kein Ackerbeet sein eigen nannte und nichts besaß
als sein ritterliches Schwert.
Daß Wolframs weitreichendes Wissen um angevinische Dinge
nicht gerade in Frankreich nur, daß es auch in Deutschland sich
erwerben ließ, ist durch das oben S. 70 Ausgeführte gesichert. Das
ist auch für die Erwerbung seiner Kenntnis französischer Dichtung
mit zu veranschlagen. Man könnte sogar nicht ohne Fug die be-
stimmtere Vermutung aussprechen, es hätten ihm da dieselben
Möglichkeiten wie Ulrich von Zazikhoven zur Verfügung gestan-
den, wenn er, wie oben nachgewiesen, ausgerechnet ein anglo-
normannisches Gedicht, wie den Ipomedon Hues de Rotelande
benutzt hat, von dem G. Gröber sagt, er sei ,,über England hinaus
leider nicht bekannt geworden“3. Woher die Kenntnis von den
ägyptischen Kämpfen König Amalrichs Wolfram zugeflossen sein
mag ? Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß sie ihm mittelbar
oder auch unmittelbar aus schriftlicher Überlieferung und das heißt
in diesem Falle aus dem Geschichtswerke des Wilhelm von TyrUo
zugekommen ist. Dies großartige, lebendige Werk, gegen 1184
fertig gestellt, hat unmittelbar nach seinem Bekanntwerden in
1 L’Histoire de Guillaume le Maröchal p. p. P. Meyer, Paris 1861,
Bd. 1, S. 70, V. 1890ff.
2 Ebd. Bd. 1, S. 77, V. 2102.
3 Grundriß der roman. Philologie, Straßburg 1898, II, 1, 586.
Friedrich Panzer:
Das ist genau, was der Marschall etwas mehr ins einzelne gehend
so ausdrückt1:
. . nus qui velt en pris monier
N^amera ja trop long sejor,
Ne eist ne Vama onques jor,
Ainz s^esmoveit en meinte terre
Por pris et aventure quere;
Mais souvent s'en reveneit riches;
Et il Eert pas avers ne chiches
De despendre ce kNil aveit,
Et si beal faire le saveit
Qu'a molt bien paie s'en teneient
Trestuit eil qui a lui veneient.
Das war die Lebensform, die einem Ritter anstand, der wie dieser
Marschall oder unser Dichter n'aveit rcie de terre ne rien fors sa
chevalerie:2 der kein Ackerbeet sein eigen nannte und nichts besaß
als sein ritterliches Schwert.
Daß Wolframs weitreichendes Wissen um angevinische Dinge
nicht gerade in Frankreich nur, daß es auch in Deutschland sich
erwerben ließ, ist durch das oben S. 70 Ausgeführte gesichert. Das
ist auch für die Erwerbung seiner Kenntnis französischer Dichtung
mit zu veranschlagen. Man könnte sogar nicht ohne Fug die be-
stimmtere Vermutung aussprechen, es hätten ihm da dieselben
Möglichkeiten wie Ulrich von Zazikhoven zur Verfügung gestan-
den, wenn er, wie oben nachgewiesen, ausgerechnet ein anglo-
normannisches Gedicht, wie den Ipomedon Hues de Rotelande
benutzt hat, von dem G. Gröber sagt, er sei ,,über England hinaus
leider nicht bekannt geworden“3. Woher die Kenntnis von den
ägyptischen Kämpfen König Amalrichs Wolfram zugeflossen sein
mag ? Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß sie ihm mittelbar
oder auch unmittelbar aus schriftlicher Überlieferung und das heißt
in diesem Falle aus dem Geschichtswerke des Wilhelm von TyrUo
zugekommen ist. Dies großartige, lebendige Werk, gegen 1184
fertig gestellt, hat unmittelbar nach seinem Bekanntwerden in
1 L’Histoire de Guillaume le Maröchal p. p. P. Meyer, Paris 1861,
Bd. 1, S. 70, V. 1890ff.
2 Ebd. Bd. 1, S. 77, V. 2102.
3 Grundriß der roman. Philologie, Straßburg 1898, II, 1, 586.