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Honecker, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 2. Abhandlung): Der Name des Nikolaus von Cues in zeitgenössischer Etymologie: zugleich ein Beitrag zum Problem der Onomastika — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42018#0010
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10

Martin Honecker:

Damit erklärt sich also zwanglos Cus(a) = tenebrosus iste
secundum beatum Jeronimum.
B. Die Frage nach der Richtigkeit dieser Namenserklärung
erübrigt sich wohl. Denn es handelt sich in Wirklichkeit gar nicht
um eine Erklärung, geschweige denn eine Etymologie30. Der hebrä-
ische Eigenname Käs ist aus dem ägyptischen kas (auch
kes) gebildet; die Ägypter bezeichneten damit ihre südöstlichen,
südlichen und westlichen Nachbarländer, insbesondere Nubien, und
deren Bewohner. Die Hebräer gebrauchten die Bezeichnung küs
teils in dem gleichen Sinne (;= Aethiopia und Aethiops), teils in
besonderer Bedeutung als Name des Sohnes Chams, der als Stamm-
vater einer Reihe afrikanischer und arabischer (also „äthiopischer“)
Völker galt31.

4.
A. Lassen wir uns für die andere Namenserklärung Nicolaus
= languentis ecclesiae stultus von der Vermutung leiten, auch bei
ihr sei Hieronymus als Quelle anzusprechen, so bestätigt sich diese
Annahme bei näherer Nachforschung im Hieronymus-Onomastikon.
Wir finden dort zu Act. Apost. 6, 5 (wo ein Diakon Nikolaus
aus Antiochien genannt ist): Nicolaum .= stultum ecclesiae lan-
guentis32. Eine ähnliche, nur etwas reichhaltigere Erklärung bietet
Hieronymus für den Apoc. 2, 6 und 2, 15 vorkommenden Namen
der Sekte der Nikolaiten: Nicolaitarum = ejfusio (alias33: efflu-
xio) sive ecclesia languens vel stultitia ecclesiae languentis3i.
B. Werfen wir im Vorübergehen auch einen Blick auf die
griechischen Onomastika35, so ergeben sich folgende Fassungen:
Im Onomasticon Tischendorf (Cod. Coislin. 224, X. oder XI. Jhd.)
an die dunkle Hautfarbe der Aethiopier zugrunde, und zwar im Zusammen-
hang mit dem Verbum α’ίθω ich verbrenne, wovon es αί,'9-αλος Ruß, αίθαλόεις
rauchig, rußig, schwarz und αίθαλίων schwarzbraun gibt. Also ΑίΑίοψ aus
αΐ-9-ω und ώψ ist der Mensch mit dem dunkel gebrannten Gesicht.
3° Wutz bemühte sich indessen um eine Etymologie (I 427).
31 Vgl. S. Euringer und F. Schühlein, Artikel Aethiopien im Lexikon
für Theologie und Kirche I (1930), 771ff.; F. Schühlein, Artikel Chusch,
ebd. II (1931), 961.
32 Vallarsi IIR 102; PL 23, 849; Lagarde 70, 13 (2 S. 104).
33 So zwei Codd.: Cod. Frising. (saec. VIII. exeuntis), hodie Monacensis
6228\ Cod. Babenberg. B IV 19 (saec. IX. exeuntis). Siehe Lagarde 2S. 115.
34 Vallarsi IIR 118; PL 23, 858; Lagarde 80, 29 (2 S. 115).
35 Vgl. ob. S. 7 ff.
 
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