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Honecker, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 2. Abhandlung): Der Name des Nikolaus von Cues in zeitgenössischer Etymologie: zugleich ein Beitrag zum Problem der Onomastika — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42018#0011
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Der Name des Nikolaus von Cues

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liest man: 1. Νικόλαος = άφροσύνη έκκλησίας36, 2. Νικολαΐται ;-
έκκλησία άρρωστουσα ή έκκλησίας άφροσύτη37. Schließlich bietet (3)
das erste Lexicon Origenianum die Lesart Νικόλαος — άφροσύνη
άρρώστων38.
C. Die Keck sehe Etymologie Nicolaus — languentis ecclesiae
stultus ist somit ihrer Herkunft nach aus Hieronymus völlig er-
klärt. Ohne weiter nach der sprachlichen Möglichkeit dieser Namen-
erklärung zu fragen — was bei dem humanistisch gut gebildeten
Magister immerhin auffallend ist —, hat Keck die angebliche Ety-
mologie aus dem Namenverzeichnis des hochgeachteten Kirchen-
lehrers übernommen. Das enthebt uns aber nicht der Aufgabe,
dem sprachlichen Sinn dieser unsinnig erscheinenden Ableitung
nachzugehen.

5.
A. Da Hieronymus offensichtlich von seiner griechischen Vor-
lage wenig abgewichen ist, so wird es zunächst möglich und tun-
lich sein, die seinen Formulierungen entsprechenden Fassungen
seines Vorgängers zu treffen, d. h. entweder zu identifizieren oder
zu rekonstruieren.
a) Für Nicolaus = stultus ecclesiae languentis gibt es in den
erhaltenen griechischen Verzeichnissen zwei unvollständige Par-
allelen :
α) Νικόλαος = άφροσύνη έκκλησίας (s. o. Nr. 1),
ß) Νικόλαος = άφροσύνη άρροιστων (s. Ο. Nr. 3).
Daraus wird man rekonstruieren dürfen:
Νικόλαος = άφροσύνη έκκλησίας άρρωστούσης.
b) Die Erklärung Νικολαΐται = έκκλησία άρρωστουσα ή έκκλη-
σίας άφροσύνη (s. ο. Nr. 2) paßt zu dieser Rekonstruktion recht
gut. Ja, man wird auch sie, im Hinblick auf stultitia ecclesiae lan-
guentis bei Hieronymus, am Schluß durch άρρωστούσης ergänzen
dürfen. Eine zweite Lücke zeigt diese Erläuterung von Nicolaitae
36 Tischendorf, 126, Wutz (I) 392, (II) 682.
37 Tischendorf, 128, Wutz (I) 392, (II) 684.
38 Vallarsi IIIj 671; PL 23, 1239; Lagarde 196, 17 (2 S. 220); Wutz (I)
392. — Der erste Herausgeber, J. Martianay, hatte auf Grund von Cod.
(Paris.) regius 772/2282 ευφροσύνη gelesen; Vallarsi verbesserte dies an
Hand von Cod Vatican. 1456. Der Schreiber von ευφροσύνη hatte wohl
άφροσύνη im Zusammenhang mit Nikolaus als anstößig empfunden.
 
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