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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 1. Abhandlung): Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris: XI,13 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42020#0009
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Unter dem Dutzend von Gedichten Martials, die die aus-
gesprochene Form eines Grabepigramms aufweisen1, zeichnet sich
dasjenige auf Paris durch Feinheit der Gestaltung und durch
besonderen geschichtlichen Wert aus. Da die stilistischen Vorzüge
für Friedländers allzu knappen Kommentar keine Rolle spielen2,
und man in der geschichtlichen Einordnung m. E. weiter kommen
kann als Schmoock3 in seiner tüchtigen Dissertation, und da bei
beiden der Vergleich mit der griechischen Typologie der Epi-
gramme auf große Künstler des Pantomimus ganz fehlt, scheint
eine neue Behandlung nicht unnütz zu sein.
1 Die Abgrenzung zwischen der Form des Epitaphs und Epicediums ist
nicht überall eindeutig. Zu ersteren rechne ich mit R. Schmoock, De M. Val.
Martialis epigrammatis sepulcralibus et dedicatoriis (Diss. Leipzig 1911) I 114;
116; V 34; VI 28; 52; 76; VII 96; X 53; 61; XI 13; 69; 91. Etwas anders
grenzt K. Prinz, Martial u. d. griech. Epigramm 17f. ab. Für unrichtig halte
ich seinen Satz S. 18: „Natürlich war keines dieser Epigramme dazu bestimmt,
wirklich auf das Grabmal eines der Verstorbenen geschrieben zu werden“,
sie seien alle nur „als poetische Nachrufe“ aufzufassen. Als ob Martial, der
immer in Geldnöten steckt, der um eine Mahlzeit, um einen Rock, um etwas
Bargeld bettelt, nicht mitunter gern die Gelegenheit benützt hätte, für ein
schönes Epitaph ein Honorar einzuheimsen oder sich die Hinterbliebenen zu
verpflichten. Prinz betrachtet die Gedichtpaare unter den Sepulcralia als
Beweis für seine Auffassung, wo das eine Epitaph, das andere Epicedium sei.
Umso eher können wir m. E. das eine als den Text des wirklichen Grabepi-
gramms, das andere als Buchepigramm betrachten. Man kann auch an ver-
schiedene, zur Auswahl vorgelegte Fassungen denken; eine wählte der Be-
steller, der Dichter nahm beide ins Buch auf, das dient ja nur zur Empfeh-
lung. Man soll den „Sitz im Leben“ nicht zu gering veranschlagen; Martial
ist kein Lessing, seine Epigramme nicht schlechthin Sinngedichte. LTnd
Bestelltes ins Buch zu nehmen entehrt keineswegs. Als Grillparzer — da
spielt freilich die Honorarfrage keine Rolle — die Grabschrift für Franz
Schubert liefern sollte, machte er nicht weniger als fünf „Aufschriften“. Eine
davon (meines Bedünkens nicht die beste) kam auf den Stein, aber alle fünf
stehen in den „Gedichten“ (Werke ed. Sauer-Backmann 1. Abt., Bd. 12,
Teil 3, S. 35f.).
2 Er verweist für das Geschichtliche auf seine Sittengeschichte (L. Fried -
Länder-G. Wissowa9 1, 62; 2, 289), was nicht viel ausgibt, und erklärt z\vei
sprachliche Einzelheiten.
3 a.a.O. 17—19.
 
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