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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 1. Abhandlung): Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris: XI,13 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42020#0014
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8

Otto Weinreich:

Schluß“ bringt1. Auch das verleiht Geschlossenheit, daß der Name
der Gräberstraße im ersten, der des Toten im letzten Verse steht2.
Nur einmal noch hat Martial einem an der Via Flaminia
Bestatteten3 ein Epigramm gedichtet: VI 28, acht Jahre vorher4.
Für Martials Variationskunst5 selbst im Kleinen ist bezeichnend,
daß hier die Bauform — bei gleichem Versmaß — anders ist. Wo
Anklänge vorliegen (im Text durch Sperrung gekennzeichnet, die
Zahlen am Rand weisen auf die Verse des Paris-Epigramms), sitzen
sie in andern Gedichtteilen, nur deliciae steht beide Male im glei-
chen Vers, an gleicher Versstelle:
(VI 28) Libertus Melioris Ule notus,
tota qui cecidit dolente Roma,
cari deliciae breves patroni,
hoc sub marmore Gl au das humatus
5 iuncto Flaminiae iacet sepulchro:
castus moribus, integer pudore,
velox ingenio, de cor e felix.
Bis senis modo messibus per actis
vix unum puer adplicabat annum.
10 Qui fies talia, nil fleas, viator.

3 und 5
3
2, zum Namen 7
1 und 7
5

1

Den Stand des Toten erfährt man hier sofort, den Namen
genau in der Mitte des Gedichts, ebenso den Ort des Grabes. Durch
diese Gedichtmitte ist das Elogium von jener Art, die ich die direkte

1 Schmoock verweist u. a. auf I 39. Das ist aber auch, wie ich gegen
ihn bemerke, hellenistische Technik. Meleager von Gadara hat ein Grab-
epigramm auf Antipater von Sidon in 20 Versen geschrieben (A. P. VII 248);
der Name des Toten erklingt erst als Beginn des 20. Verses. Freilich ist er
hier „Aufschluß“ im eigentlichsten Sinn, denn das Ganze hat die Form eines
Rätselgedichtes; vgl. M. Gabathuler, Hellenist. Epigr. auf Dichter (Basler
Diss., St. Gallen 1937) 102; 104, der im Einzelkommentar S. 41 für die späte
Stellung des Namens keine Beispiele gibt. Ich meine, diese Verkiinstelung
setzt einfachere Formen von Aufsparen des Namens voraus. Es ist eine Form
der Spannung. Aeneas wird bei Virgil erst I 92 mit Namen genannt (aus-
gerechnet diese Stelle fehlt in Janells Namenregister!), Psyche bei Apuleius
erst c. 30, nachdem schon drei Teubnerseiten lang von ihr die Rede ist.
2 Ein weiteres Band ist die Art der Catullbenützung, s. u. S. 17.
3 Inschriftlich: tu qui via Flaminea transis, resta ac perlege, GEL 1125, 5.
4 Über VI 28 vgl. Schmoock 13ff., der keinen Vergleich mit XI 13
durchführt.
5 Zu diesem Gesichtspunkt vgl. meine S. 6 A. 5 genannten Studien
sowie die Arbeit meines Schülers A. Dolderer, Martials Epigr. auf Ärzte
(Diss. Tübingen 1933).
 
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