Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris
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2. Zwei Epigramme Martials sollen als Gegenbeispiele zum
Parisepitaph dienen, X 53 und IX 28. Nicht lange vor dem Grab-
gedicht auf den Pantomimen hatte Martial dem Wagenlenker Scor-
pus das Epitaph zum Bild des Toten gedichtet, der mit 27 Jahren
gestorben war, nachdem er 2048 Siege davongetragen hatte, wie
wir aus einer Inschrift wissen* 1. Hier ist das Elogium einfach ge-
halten; an den (genannten) Namen schließt eine appositioneile
Substantivtriade an, die man mit den Versen 3—5 des Paris-
epigramms vergleiche:
(X 53) Ille ego sum Scorpus, clamosi gloria drei,
plausus, Roma, tui deliciaeque breves,
invida quem Lachesis raptum trieteride nona,
dum numerat palmas, credidit esse senem2.
Noch wichtiger ist mir das Gedicht auf den bei Martial oft
erwähnten Günstling Domitians, den Mimenschauspieler Latinus.
Denn hier setzen substantivische Bezeichnungen ein, ehe der Eigen-
name fällt, zu dem sie Apposition sind, und die Wortwahl ist der
im Parisepitaph sehr ähnlich:
(IX 28) Dulce decus scaenae, ludorum fama, Latinus
ille ego sum, plausus deliciaeque tuae,
qui spectatorem potui fecisse Catonern etc.
Dies Lobgedicht stand wohl unter einem Bilde des noch lebenden,
aus der Bühnenlaufbahn ausgeschiedenen Künstlers3.
3. Daß nach dem Muster dieser und ähnlicher Lobpreisungen
die Substantivreihe des Parisepigramms prima vista verstanden
werden konnte, um nicht zu sagen mußte, scheint mir offensicht-
lich. Überdies läßt sich fast jede einzelne im ,,direkten“ Elogium-
Pindars Stil 91; K. Keyssner, Gottesvorstellung im griech. Hymnus, 120ff.
Allgemein: G. Gerber, Sprache als Kunst II 60f.; fürs Lateinische genüge
der Hinweis auf M. Leumann-J. B. Hofmann, Gramm. 729.
1 CIL VI 2, 10 048, vgl. Friedländer-Wissowa 2, 26; 27f. Über X
53 vgl. Schmoock 29f.
2 Das aus gleichem Anlaß gedichtete X 50 steht in nächster Nachbar-
schaft, um die Variationskunst zu zeigen. 53 ist das Epitaph, 50 geistreicheres
Buchepigramm (eher als vom Besteller verworfener erster Entwurf Martials);
epicedium nennt es Schmoock 65f. im Unterschied zum titulus X 50.
3 Vgl. Friedländer; das Ule ego sum beweist noch nicht für ein Bild
des Lebenden (was es bei Martial selbst IX 1, 5 und CEL 892 ist), vgl. oben
das Scorpus-Elogium mit gleichem Beginn; aber der Schluß des Gedichtes
führt darauf.
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2. Zwei Epigramme Martials sollen als Gegenbeispiele zum
Parisepitaph dienen, X 53 und IX 28. Nicht lange vor dem Grab-
gedicht auf den Pantomimen hatte Martial dem Wagenlenker Scor-
pus das Epitaph zum Bild des Toten gedichtet, der mit 27 Jahren
gestorben war, nachdem er 2048 Siege davongetragen hatte, wie
wir aus einer Inschrift wissen* 1. Hier ist das Elogium einfach ge-
halten; an den (genannten) Namen schließt eine appositioneile
Substantivtriade an, die man mit den Versen 3—5 des Paris-
epigramms vergleiche:
(X 53) Ille ego sum Scorpus, clamosi gloria drei,
plausus, Roma, tui deliciaeque breves,
invida quem Lachesis raptum trieteride nona,
dum numerat palmas, credidit esse senem2.
Noch wichtiger ist mir das Gedicht auf den bei Martial oft
erwähnten Günstling Domitians, den Mimenschauspieler Latinus.
Denn hier setzen substantivische Bezeichnungen ein, ehe der Eigen-
name fällt, zu dem sie Apposition sind, und die Wortwahl ist der
im Parisepitaph sehr ähnlich:
(IX 28) Dulce decus scaenae, ludorum fama, Latinus
ille ego sum, plausus deliciaeque tuae,
qui spectatorem potui fecisse Catonern etc.
Dies Lobgedicht stand wohl unter einem Bilde des noch lebenden,
aus der Bühnenlaufbahn ausgeschiedenen Künstlers3.
3. Daß nach dem Muster dieser und ähnlicher Lobpreisungen
die Substantivreihe des Parisepigramms prima vista verstanden
werden konnte, um nicht zu sagen mußte, scheint mir offensicht-
lich. Überdies läßt sich fast jede einzelne im ,,direkten“ Elogium-
Pindars Stil 91; K. Keyssner, Gottesvorstellung im griech. Hymnus, 120ff.
Allgemein: G. Gerber, Sprache als Kunst II 60f.; fürs Lateinische genüge
der Hinweis auf M. Leumann-J. B. Hofmann, Gramm. 729.
1 CIL VI 2, 10 048, vgl. Friedländer-Wissowa 2, 26; 27f. Über X
53 vgl. Schmoock 29f.
2 Das aus gleichem Anlaß gedichtete X 50 steht in nächster Nachbar-
schaft, um die Variationskunst zu zeigen. 53 ist das Epitaph, 50 geistreicheres
Buchepigramm (eher als vom Besteller verworfener erster Entwurf Martials);
epicedium nennt es Schmoock 65f. im Unterschied zum titulus X 50.
3 Vgl. Friedländer; das Ule ego sum beweist noch nicht für ein Bild
des Lebenden (was es bei Martial selbst IX 1, 5 und CEL 892 ist), vgl. oben
das Scorpus-Elogium mit gleichem Beginn; aber der Schluß des Gedichtes
führt darauf.