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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 1. Abhandlung): Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris: XI,13 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42020#0019
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Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris

13

Ende seines Trugschlusses gewahr zu werden. Denn hier, und
nur hier in all seinen Büchern greift der Dichter zum in-
direkten Elogium, das so viel gewählter wirkt. Damit wird
Paris über einen Scorpus und Latinus hinausgehoben. Diese Form
erlaubt es Martial auch, als Gipfel des συναθροισμός von abstrak-
ten Substantiven die konkreten mythologischen Namen ans Ende
der Reihe zu setzen, die man entweder gar nicht oder nur mit
starker Hyperbel als höchstgesteigerten Ersatz des Begriffs venustas
appositiv oder prädikativ für einen der homines venustiores im
direkten Elogium hätte verwenden können. Hier schon mochte
der prima vista-Leser stutzen, bis ihn der nächste Vers vollends
aufklärte.
Ehe wir uns dem sonstigen Vorkommen des indirekten Elo-
giums zuwenden, sind noch einige Fragen sachlicher und formaler
Art zu klären.
Erstens: der Aufbau dieses Teilstücks. In v. 3—6
herrscht schön ausgewogene Anordnung in Paaren. Ghiästisch ist
v. 3 gebaut, mit Orbis und Nili sind die deliciae salesque weltweit
umrahmt. Ein Doppelpaar steht in v. 4; v. 5 ist äußerlich ähn-
lich geordnet wie v. 3, nur daß nicht ein Chiasmus die flexions-
reimende Umrahmung der stabreimenden Mitte bildet. V. 6 schließt
die Gruppe ab und so, daß der paarige Ausdruck die zweite Vers-
hälfte füllt. Die letzte Zeile des Gedichts bringt einen Dreiklang;
die syntaktisch zusammengehörigen Worte hoc, quo, sepulchro bil-
den Anfang, Mitte und Ende des Verses. Das ist jene feine Wort-
architektur, die in einer andern Sprache mit andern Wortstellungs-
gesetzen gar nicht nachzubilden ist.
Zweitens: was besagt salesque Nili neben Urbis deli-
ciae? Eine schlagende Parallele kenne ich nicht; in W. Schinks
Dissertation De Romanorum plurali poetico (Diss. Jena 1911) fehlt
sales. Friedländer sagt unter Verweis auf IV 42, 3f. „die Ale-
xandriner waren durch Witz berühmt“, scheint also anzunehmen,
daß Paris in Alexandria geboren war. Zeugnisse für seine Her-
kunft fehlen. Aber nicht wenige Pantomimen stammen aus Ale-
xandria, vorab Bathyllus; die andern zählt Bier a. a. 0. 91 auf.
In einem Grabepigramm erwartet man auch Auskunft über das
qualis et unde genus?, und da Rom für Paris der Platz des größten
Erfolges und seines Todes war, könnte Ägypten sehr wohl das
Heimatland gewesen sein. Vor nackten Angaben hütet sich Mar-
tial hier, wie oben schon gesagt, die versteckte Anspielung böte
 
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