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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 1. Abhandlung): Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris: XI,13 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42020#0020
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14

Otto Weinreich:

Ersatz. Der gesamte Vers hätte dann eine gute Parallele bei Anti-
pater von Sidon A. P. VII 14, wo er, Lesbos apostrophierend,
Sappho nennt Έλλάδι μέν τέρψιν, σοί δέ κλέος; vgl. auch Leonidas
von Tarent A. P. XI 13, der Alkman als Σπάρτας μεγάλαν χάριν
bezeichnet. Alles dieses wäre unbedenklich im direkten Elogium;
so aber geht sales Nili nicht auf den Mann, sondern auf die von
ihm vertretene ars, die mit ihm begraben ist. Und in der Tat ist
Alexandria ein Hauptsitz des Pantomimus gewesen. Bier sucht
dort den Ursprung der ganzen Gattung, um 30 v. Chr., was der
Zeit nach falsch und von L. Robert schon widerlegt ist. Ich
glaube, mittels Dioskorides XI 195 bereits um 250 v. Chr. für Ale-
xandrien Pantomimenstücke nachweisen zu können1. Auf die ars
bezogen, gewinnt sales durch den Kontrapost zu dolor noch einen
besonderen Wert, der sich uns nachher ergeben wird (u. S. 16).
Drittens: was meint Romani decus et dolor theatri?
Die Antwort ist vom 'falschen Geleise’ aus leicht: den Mann, der
die Zierde der römischen Bühne war (wie auch der pompejanischen,
wo ihn einer als ,,Nummer Eins der Bühne“ pries, Paris unio
scaenae2), und dessen Tod Ursache zur Trauer um ihn gab. So heißt
es VI 52 vom toten Pantagathus: domini cura dolorque sui, und so
ist auch an fast allen Stellen zu verstehen, wo im Lateinischen der
Stabreim decus dolor vorkommt. Da Friedländer mit Verweis
auf L. Müller, de re metr. 4543 nur notiert: „die Alliteration wie
in vielen ähnlichen Verbindungen nicht unbeabsichtigt“ und Ed.
Wölfflin in seiner bekannten Arbeit über die alliterierenden Ver-
bindungen4 decus dolor nur aus Apollinaris Sidonius (s. u.) und
dolor decus gar nicht belegt (dolor desiderium hat er), so lege ich
das Material vor; lediglich mit einem Verweis auf den Thes. 1. L.
6, 243 wäre es für unsere Zwecke nicht getan.
Die Reihe setzt ein mit der Totenklage um Pallas, Virgil
Aen. 10, 507:
o dolor atque decus magnum rediture parenti,
haec te prima dies bello dedit, haec eadem aufert.
1 Vgl. einstweilen —■ bis zum Erscheinen meiner Epigrammstudien —
die im Hermes demnächst kommende Miszelle: Varro und die Geschichte des
Pantomimus.
2 CIL IV 3867, dazu Bier a.a.O. 85.
3 = 2566, wo unter andern zweigliedrigen stabreimenden Wendungen
decus et dolor nur aus unserer Martialstelle belegt ist.
4 Sitz.-Ber. Bayer. Akad. 1881 II 52, 54 = Ausgewählte Schriften 257.
 
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