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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0009
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Messerbräuche. Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde

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Das Messer nimmt dabei auch an dem Rechtsbrauch des cartam
levare1 teil, wobei die Urkunde mit Tintenfaß und allen Wahr-
zeichen vom Boden aufgehoben und dem Notar übergeben wurde2:
cartam cum calamare et cultellum et festuca notata et gazonem de
terra cum ramis arborum et vinearum de terra levavi et tibi tabel-
lioni . . . scribendum rogavi.
Zu dieser ravennatischen Urkunde vom Jahre 896 vergleiche statt
vieler die paduanische aus dem Jahre 955:3
haue membranam simul cum calamo et atramentario et pinna
atque cultellum et duas wantos totum insimul manibus nostris
justa lege nostra salicha de terra levavimus et Ingelbertus notarius
tradidimus ad scribendum.
In Italien war nach dem Gartularium Langobardicum4 der
Messerbrauch bei der Landübereignung Stammesrecht der Franken,
Goten und Alamannen. Miniero Ricci5 berichtet, daß im König-
reich Neapel während der Herrschaft der Anjou das Messersymbol
ganz allgemein im Gebrauch gewesen sei, und zwar nicht nur bei
Landschenkungen, sondern auch bei Eiden und Eheverträgen; er
erwähnt namentlich das cultellum flexum. Soweit es sich um die
Eheschenkung, das dotarium, handelte, galt die Sitte als französi-
sches Adelsrecht6. In dem Ehevertrag, den 1262 Peter von Ara-
gonien mit Constanze, der sizilischen Königstochter, in Montpellier
abschloß, heißt es:7
per cultellum flexum et per hoc praesens scriptum . . . tradimus
vobis D. Constantiae dilectae uxori nostrae in dotarium et pro
dotatione civitatem Gerundae integre.
Als Karl II. von Anjou eine bourbonische Prinzessin heiratet, und
zwar more regalium et Francorum jure8, da bestellt er ein Wittum
1 E. Goldmann, cartam levare / Mitteilungen des Instituts für österr.
Geschichtsforschung 35 (1914) lff. — Vgl. oben S. 7 die Stelle aus dem
Cartularium Langobardicum.
2 Goldmann S. 8.
3 Brunner, Rechtsgeschichte der römischen und germanischen Urkunde
I (1880) 111.
4 S. oben S. 7.
° Camillo Minieri Riccio, Saggio di Codice diplomatico I (1878) 57,
Anm. 1.
6 Neumeyer, Die gemeinrechtliche Entwicklung des internationalen
Privat- und Strafrechts bis Bartolus I (1901) 291 ff., dessen Ausführungen ich
mich anschließe, um so mehr als die feudistische Literatur mir nur teilweise
zugänglich war.
7 Du Cange IV 414.

Neumeyer 292.
 
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