1. Nicolaus Gusanus und Ps. Dionysius im Lichte der Zitate
41
hier um einen Lehrpunkt, den Ps. Dionysius selbst wieder von
Proklus (Theol. Plat. II, 5. 6. 10. 11. und In Parmenidem VI, 54f.)
übernahm. Dieser seinerseits verweist auf Plato, der einen doppel-
ten Weg einschlage: St,’ αναλογίας und SO άποφάσεως, von denen der
eine zum Begriff Gottes als des Guten, der andere zum Begriff Got-
tes als des Einen führe.
Die symbolische Theologie
Nicolaus Gusanus kennt wie Ps. Dionysius eine symboli-
sche Theologie, d. h. eine Theologie, die ihre Erkenntnisse über
das Göttliche aus Bildern (imagines, similitudines, aenigmata), aus
sinnfälligen Dingen zu gewinnen sucht, nicht durch einen logischen
Kausalschluß, sondern durch Analogie, indem sie unseren Geist
von den Abbildern Gottes, seinen Geschöpfen, auf Grund ihrer
Ähnlichkeit mit dem Urbild zu diesem, zur absoluten Wahrheit,
zur absoluten Ursache hinwenden will, freilich ohne sie zu begreifen
und verstandesmäßig so zu fassen, wie sie an und für sich ist, son-
dern immer nur im Spiegelbilde und als Analogie. So sagt Nicolaus:
,,Spiritualia per se a nobis inattingibilia symbolice investi-
gantur.“ (Doct. ign. I, 2) und ebendaselbst: ,,Ad divina non nisi
per symbola accedendi nobis via.“ — In De beryllo [1458] c. 10
zitiert Nicolaus die Dion Ysius-Stelle DN V, 8 (PG 3, 821) in der
TRAVERSARi-Übersetzung mit diesen Worten: „Nihil itaque alienum
a nostro instituto facimus, si per exiles (άμυδρών) imagines ad
auctorem omnium ascendentes purgatissimis et mundo superioribus
oculis inspiciamus omnia in omnium causa et invicem contraria uni-
formiter et coniuncte.“ — In De non aliud [1462] c. 14 führt Nico-
laus eine lange Reihe von Stellen aus Ps. Dionysius an, die zeigen
sollen, daß es unmöglich sei, zu der Erkenntnis geistiger Dinge ern-
porzusteigen, ohne die Führung der sinnlichen Formen, so daß man
die sichtbare Schönheit als Bild und Abglanz der unsichtbaren er-
faßt. Infolgedessen nenne Dionysius die sinnlichen Dinge „Ähn-
lichkeiten“ und ,Bilder“ der intelligiblen. — De ven. sap. [1463]
c. 36 (I 216r) heißt es: „Sensibile est veri similitudo, quia intelligi-
bilis imago, ut recte dicebat Dionysius, quod et Plato prius
viderat.“ Und c. 37 (I, 216r): „Individua vero sensibilis naturae
imitantur intelligibilia exemplaria et ut dicit Dionysius sunt
ipsorum imagines.“
. Wir haben es hier mit einer alten Tradition zu tun, die in ihrer
christlichen Linie auf Paulus zurückweist (Rom. c. 1 und I. Cor.
41
hier um einen Lehrpunkt, den Ps. Dionysius selbst wieder von
Proklus (Theol. Plat. II, 5. 6. 10. 11. und In Parmenidem VI, 54f.)
übernahm. Dieser seinerseits verweist auf Plato, der einen doppel-
ten Weg einschlage: St,’ αναλογίας und SO άποφάσεως, von denen der
eine zum Begriff Gottes als des Guten, der andere zum Begriff Got-
tes als des Einen führe.
Die symbolische Theologie
Nicolaus Gusanus kennt wie Ps. Dionysius eine symboli-
sche Theologie, d. h. eine Theologie, die ihre Erkenntnisse über
das Göttliche aus Bildern (imagines, similitudines, aenigmata), aus
sinnfälligen Dingen zu gewinnen sucht, nicht durch einen logischen
Kausalschluß, sondern durch Analogie, indem sie unseren Geist
von den Abbildern Gottes, seinen Geschöpfen, auf Grund ihrer
Ähnlichkeit mit dem Urbild zu diesem, zur absoluten Wahrheit,
zur absoluten Ursache hinwenden will, freilich ohne sie zu begreifen
und verstandesmäßig so zu fassen, wie sie an und für sich ist, son-
dern immer nur im Spiegelbilde und als Analogie. So sagt Nicolaus:
,,Spiritualia per se a nobis inattingibilia symbolice investi-
gantur.“ (Doct. ign. I, 2) und ebendaselbst: ,,Ad divina non nisi
per symbola accedendi nobis via.“ — In De beryllo [1458] c. 10
zitiert Nicolaus die Dion Ysius-Stelle DN V, 8 (PG 3, 821) in der
TRAVERSARi-Übersetzung mit diesen Worten: „Nihil itaque alienum
a nostro instituto facimus, si per exiles (άμυδρών) imagines ad
auctorem omnium ascendentes purgatissimis et mundo superioribus
oculis inspiciamus omnia in omnium causa et invicem contraria uni-
formiter et coniuncte.“ — In De non aliud [1462] c. 14 führt Nico-
laus eine lange Reihe von Stellen aus Ps. Dionysius an, die zeigen
sollen, daß es unmöglich sei, zu der Erkenntnis geistiger Dinge ern-
porzusteigen, ohne die Führung der sinnlichen Formen, so daß man
die sichtbare Schönheit als Bild und Abglanz der unsichtbaren er-
faßt. Infolgedessen nenne Dionysius die sinnlichen Dinge „Ähn-
lichkeiten“ und ,Bilder“ der intelligiblen. — De ven. sap. [1463]
c. 36 (I 216r) heißt es: „Sensibile est veri similitudo, quia intelligi-
bilis imago, ut recte dicebat Dionysius, quod et Plato prius
viderat.“ Und c. 37 (I, 216r): „Individua vero sensibilis naturae
imitantur intelligibilia exemplaria et ut dicit Dionysius sunt
ipsorum imagines.“
. Wir haben es hier mit einer alten Tradition zu tun, die in ihrer
christlichen Linie auf Paulus zurückweist (Rom. c. 1 und I. Cor.