1. Nicolaus Cusanus und Ps. Dionysius im Lichte der Zitate
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und In Parm. IV. 115 hingewiesen werden, wo davon die Rede ist,
daß alles Sichtbare ein Symbol des Geistigen sei.
Nicolaus Cusanus nimmt diesen fruchtbaren Gedanken von
Dionysius auf. So sagt er in De non aliud (1462) c. 14 (171,
26ff.): ,,... hinc sensibilia intelligibilium similitudinem
seu imagines dicit.“ Er sucht demgemäß in der Natur und in
der Mathematik Bilder (imagines, symbola, aenigmata)aufzufinden,
die geeignet wären, um daraus Erkenntnisse über das Göttliche zu
gewinnen. So sind für ihn Zahlen und Figuren mathematische Sym-
bole: das Dreieck Symbol der Trinität, der Kreis das Symbol der
göttlichen Einheit und Einfachheit, die Kugel das Symbol der gött-
lichen Wirklichkeit. Diese mathematischen Symbole hat Nico-
laus nicht aus Ps. Dionysius geschöpft* 1. Sie haben aber, wie
0. Mahnke, Unendliche Sphäre und Allmittelpunkt, Halle
1937 gezeigt hat, ihre Geschichte und ihre Vorgänge in der geome-
trischen Mystik der neuplatonischen Geistesentwicklung. — Aus
Ps. Dionysius entnimmt er die Natursymbole: Licht, Sonne und
Feuer. Er hätte diese Symbole als solche ebensogut aus Augu-
stinus oder einem anderen Kirchenvater entnehmen können, da
sie ja in der hl. Schrift selbst Vorkommen und infolgedessen auch
der Patristik geläufig waren. Es sind übrigens die Symbole, die
auch bei Plato (Staat VI, S. 508c) und den Neuplatonikern sehr
beliebt und ebenso den antiken (Eleusinischen) Mysterien mit ihrem
Kultus des Lichtes nicht unbekannt waren. Dionysius trägt sie
natürlich in christlicher Sinngebung vor.
Neben diesen, wie wir kurz sagen wollen, Dionysischen Sym-
bolen hat Nicolaus Cusanus auch noch einige andere, von ihm
selbst aufgestellte Symbole: so z. B. die Uhr als Symbol der Ewig-
keit, ein gemaltes Bild Gottes (De vis. Dei. praef.) als Symbol des
absoluten göttlichen Sehens.
Das Symbol des Lichtes für Gott begegnet uns in der
hl. Schrift: Io. 1, 4; 3, 19; 8, 12; I Jo. 1, 5.Jac. 1, 17, um nur wenige
Stellen zu nennen. Im Neuplatonismus, besonders bei Plotin
1 Immerhin verwendet auch Ps. Dionysius DN Y, 6 das Bild des
Kreises und seiner Radien als Symbol für das Verhältnis der Geschöpfe
zu Gott und untereinander. — Über den circulus infinitus, die sphaera infinita
und das centrum infinitum bei Nicolaus Cusanus vgl. Doct. ign. [1440]
I, 12. 21. 23; II, 4. 5. 11. 12; III, 8; De coni. [1440] I, c. 14f. (I, 48v—50r);
Idiota De sap. II [1450] (35, 5ff.); Complem. theol. [1453] II, 93v—109v; De
ludo globi [1464] (I, 160v; 163v).
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und In Parm. IV. 115 hingewiesen werden, wo davon die Rede ist,
daß alles Sichtbare ein Symbol des Geistigen sei.
Nicolaus Cusanus nimmt diesen fruchtbaren Gedanken von
Dionysius auf. So sagt er in De non aliud (1462) c. 14 (171,
26ff.): ,,... hinc sensibilia intelligibilium similitudinem
seu imagines dicit.“ Er sucht demgemäß in der Natur und in
der Mathematik Bilder (imagines, symbola, aenigmata)aufzufinden,
die geeignet wären, um daraus Erkenntnisse über das Göttliche zu
gewinnen. So sind für ihn Zahlen und Figuren mathematische Sym-
bole: das Dreieck Symbol der Trinität, der Kreis das Symbol der
göttlichen Einheit und Einfachheit, die Kugel das Symbol der gött-
lichen Wirklichkeit. Diese mathematischen Symbole hat Nico-
laus nicht aus Ps. Dionysius geschöpft* 1. Sie haben aber, wie
0. Mahnke, Unendliche Sphäre und Allmittelpunkt, Halle
1937 gezeigt hat, ihre Geschichte und ihre Vorgänge in der geome-
trischen Mystik der neuplatonischen Geistesentwicklung. — Aus
Ps. Dionysius entnimmt er die Natursymbole: Licht, Sonne und
Feuer. Er hätte diese Symbole als solche ebensogut aus Augu-
stinus oder einem anderen Kirchenvater entnehmen können, da
sie ja in der hl. Schrift selbst Vorkommen und infolgedessen auch
der Patristik geläufig waren. Es sind übrigens die Symbole, die
auch bei Plato (Staat VI, S. 508c) und den Neuplatonikern sehr
beliebt und ebenso den antiken (Eleusinischen) Mysterien mit ihrem
Kultus des Lichtes nicht unbekannt waren. Dionysius trägt sie
natürlich in christlicher Sinngebung vor.
Neben diesen, wie wir kurz sagen wollen, Dionysischen Sym-
bolen hat Nicolaus Cusanus auch noch einige andere, von ihm
selbst aufgestellte Symbole: so z. B. die Uhr als Symbol der Ewig-
keit, ein gemaltes Bild Gottes (De vis. Dei. praef.) als Symbol des
absoluten göttlichen Sehens.
Das Symbol des Lichtes für Gott begegnet uns in der
hl. Schrift: Io. 1, 4; 3, 19; 8, 12; I Jo. 1, 5.Jac. 1, 17, um nur wenige
Stellen zu nennen. Im Neuplatonismus, besonders bei Plotin
1 Immerhin verwendet auch Ps. Dionysius DN Y, 6 das Bild des
Kreises und seiner Radien als Symbol für das Verhältnis der Geschöpfe
zu Gott und untereinander. — Über den circulus infinitus, die sphaera infinita
und das centrum infinitum bei Nicolaus Cusanus vgl. Doct. ign. [1440]
I, 12. 21. 23; II, 4. 5. 11. 12; III, 8; De coni. [1440] I, c. 14f. (I, 48v—50r);
Idiota De sap. II [1450] (35, 5ff.); Complem. theol. [1453] II, 93v—109v; De
ludo globi [1464] (I, 160v; 163v).