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Nikolaus [Editor]; Baur, Ludwig [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 4. Abhandlung): Nicolaus Cusanus und Ps. Dionysius im Lichte der Zitate und Randbemerkunge des Cusanus — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42023#0046
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46

Ludwig Baur Cusanus-Texte: III. Marginalien

als sein Gleichnis und Gegenstück in der sichtbaren Welt erzeugt
hat. Was das Gute im Reich des Intelligiblen, das ist die Sonne im
Reiche des Sichtbaren. Reide machen nicht nur in ihrem Gebiete
alles durch ihr Licht erkennbar, die Sonne für das Auge, das Gute
für die Vernunft, sondern beide geben auch allem die ihrem Gebiete
entsprechende Wirklichkeit, jene das Entstehen und Wachsen, wie
es den immer im Werden befindlichen Dingen der Sinnenwelt zu-
kommt; dieses das wesenhafte Sein, wie es dem allem Werden ent-
nommenen idealen Sein zukommt1“. Von hier aus nimmt dieses
Symbol der Sonne für die Gottheit seinen Weg durch die neuplato-
nische und christliche Literatur der Patristik und Scholastik.
Philo, De somn. I, 13( I, 631), Plotin, Enn. I, 7 1 (die Sonne
das Bild der göttlichen Güte, der alles entgegenstrebt), Proklus
In Parm. IV, 34 u. In Crat. p. 103. — Hier schließen sich die Aus-
führungen des Ps. Dionysius DN IV, lff. an: Wie unsere Sonne
durch ihr Sein selbst alles erleuchtet was für die Aufnahme ihres
Lichtes geeigenschaftet ist, so sendet das Gute, dessen Abbild die
Sonne ist, seine Strahlen über alles Seiende in analoger Weise, wo-
durch die νοητά! καί νοεραί πάσαι καί ούσίαι καί δυνάμεις καί ένέργειαι
ihre Existenz erhalten und die gütigen Gaben den unter ihnen
Stehenden weiter übermitteln in der Stufenfolge der Engel, der
ιεροί νόες, der Seelen, der Tiere, der Pflanzen, der himmlischen Be-
wegungen und Ordnungen der Gestirne. Die geistige Sonne aber
reinigt das Auge des Geistes von der Finsternis der Unwissenheit
und wird dadurch zum Prinzip der Einheit2.
Den Sinn dieses Symbols der Sonne als Bild der göttlichen
Güte entwickelt Dionysius in DN IV, 1—6 und V, 8. Von der
Sonne sagt er hier (DN IV, 4: ,,καί άείφωτος ήλιος κατά πολλοστόν
απήχημα τ’ αγαθού καί πάντα, όσα μετέ/ειν αύτοϋ δύναται, φωτίζει“
und DN V, 8 (PG 3, 824b—c) gibt er zugleich den Grund an, wes-
halb auf Gott diese Beziehung angewandt wird: ,,άλλά καί φωτίζει
τα δυνάμενα πάντα καί δημιουργεί, καί ζωοι καί συνέχει“.
Nicolaus Cusanus nimmt den Faden der Tradition wieder
von Ps. Dionysius auf. In der Predigt (CCXLIII „Michael et
angeh eius“ vom 29. September 1456, Brix n sagt er: ,,. . . Intellec-
tualis natura non capitur a nobis nisi per assimilationem. Nam uti
Dionysius nos docet, sol iste visibilis, qui elios Graece dicitur,
1 Cl. Baeumker, Witelo 361. Vgl. auch F. J. Dölger, Die Sonne der
Gerechtigkeit und der Schwarze, Münster 1919 und Sol salutis, Münster 1920.
2 H. Koch, a. a. O. 237f.
 
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