1. Nicolaus Gusanus und Ps. Dionysius im Lichte der Zitate
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mit ,,optime splendesc re“, oder mit ,,bonum perspicuum“, RB 427 f
heißt es: „In pulchro requiritur proportio et claritas; consonantiain
pulchro est ut subiectum, claritas ut essentia.“ Dionysius handelt
über die Schönheit in DN IV, 7 unter Verwendung der einschlägigen
Ausführungen in der Rede der Diotima über das Schöne in Platos
Symposion 211a—b. Gott ist die absolute Schönheit (υπερούσιον
καλόν κάλλος) und die Quelle alles Schönen. Schönheit der geschaffe-
nen Dinge ist Teilnahme an jener höchsten Ursache, die alles Schöne
schön macht. Gott aber heißt Schönheit, weil von ihm jedem
Wesen nach seiner Eigenart Schönheit mitgeteilt wird, weil er
Ursache der harmonischen Ordnung und des Glanzes aller Dinge
ist, weil er alles zu sich ruft (καλεΐ — κάλλος) und weil er alles in
allem in eins zusammenführt. Das Schöne ist als hervorbringende
Ursache, die alles bewegt, Urbeginn von allem, Endabschluß von
allem, Ziel von allem. Es ist die vorbildliche Ursache und das form-
gebende Prinzip für das Formlose, daher identisch mit dem Guten.
Aus ihm ist alle Wesenheit, alles Leben sowohl des Geistes als
der Seele. Aus ihm sind alle Größenverhältnisse der Natur, alle
Maße, die analogen Züge in den Dingen, die Harmonie der Dinge.
Vgl. dazu Plotin Enn. I, 6 und V, 8 und Proclus Plat. Theol.
I, 24 p 59ff. Die von Nicolaus gemeinte Stelle dürfte wohl DN
IV, 7 (PG 3, 704b) sein und sich auf die von Kratylos herstam-
mende Definition beziehen (Plato, Ivratylus 416c).
Die Identität des Guten und Schönen in Gott spricht
Nicolaus Ps. Dionysius folgend an vielen Stellen aus. So läßt
er De non aliud c. 16 (180, 30ff.) den Mitunterredner Ferdinand
sagen: „Bonum sicut est non aliud a pulchro, ut ait Dionysius,
sic nec ab omni existenti hoc autem habet ab ipso A; idcirco in ipso
optime relucescit. Si enim A ipsum optime splendescit in aliquo, id
ipsum utique et est et dicitur bonum.“ Ebenfalls in De non aliud
c. 14 (175, 31 ff.) spricht Nicolaus wiederholt unter Anführung ein-
schlägiger DiONYSius-Stellen diese Identität von Güte und Schön-
heit in Gott aus: „Bonum istud ut pulchrum quoque a theologis
sanctis praedicatur“ und: „idem pulchrum esse quod bonum per-
spicuum est.“ Hierher gehört Ps. Dionysius DN IV, 7 (PG 3,
704 a—b).
Die Grundlage dieser Identifizierung von Güte und
Schönheit ist darin zu erkennen, daß beide das miteinander gemein-
sam haben, daß sie Wesensgrund und Strebeziel von allem sind,
beide ziehen alles an sich vereinen alles mit sich und werden von
5 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1940/41 4. Abh.
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mit ,,optime splendesc re“, oder mit ,,bonum perspicuum“, RB 427 f
heißt es: „In pulchro requiritur proportio et claritas; consonantiain
pulchro est ut subiectum, claritas ut essentia.“ Dionysius handelt
über die Schönheit in DN IV, 7 unter Verwendung der einschlägigen
Ausführungen in der Rede der Diotima über das Schöne in Platos
Symposion 211a—b. Gott ist die absolute Schönheit (υπερούσιον
καλόν κάλλος) und die Quelle alles Schönen. Schönheit der geschaffe-
nen Dinge ist Teilnahme an jener höchsten Ursache, die alles Schöne
schön macht. Gott aber heißt Schönheit, weil von ihm jedem
Wesen nach seiner Eigenart Schönheit mitgeteilt wird, weil er
Ursache der harmonischen Ordnung und des Glanzes aller Dinge
ist, weil er alles zu sich ruft (καλεΐ — κάλλος) und weil er alles in
allem in eins zusammenführt. Das Schöne ist als hervorbringende
Ursache, die alles bewegt, Urbeginn von allem, Endabschluß von
allem, Ziel von allem. Es ist die vorbildliche Ursache und das form-
gebende Prinzip für das Formlose, daher identisch mit dem Guten.
Aus ihm ist alle Wesenheit, alles Leben sowohl des Geistes als
der Seele. Aus ihm sind alle Größenverhältnisse der Natur, alle
Maße, die analogen Züge in den Dingen, die Harmonie der Dinge.
Vgl. dazu Plotin Enn. I, 6 und V, 8 und Proclus Plat. Theol.
I, 24 p 59ff. Die von Nicolaus gemeinte Stelle dürfte wohl DN
IV, 7 (PG 3, 704b) sein und sich auf die von Kratylos herstam-
mende Definition beziehen (Plato, Ivratylus 416c).
Die Identität des Guten und Schönen in Gott spricht
Nicolaus Ps. Dionysius folgend an vielen Stellen aus. So läßt
er De non aliud c. 16 (180, 30ff.) den Mitunterredner Ferdinand
sagen: „Bonum sicut est non aliud a pulchro, ut ait Dionysius,
sic nec ab omni existenti hoc autem habet ab ipso A; idcirco in ipso
optime relucescit. Si enim A ipsum optime splendescit in aliquo, id
ipsum utique et est et dicitur bonum.“ Ebenfalls in De non aliud
c. 14 (175, 31 ff.) spricht Nicolaus wiederholt unter Anführung ein-
schlägiger DiONYSius-Stellen diese Identität von Güte und Schön-
heit in Gott aus: „Bonum istud ut pulchrum quoque a theologis
sanctis praedicatur“ und: „idem pulchrum esse quod bonum per-
spicuum est.“ Hierher gehört Ps. Dionysius DN IV, 7 (PG 3,
704 a—b).
Die Grundlage dieser Identifizierung von Güte und
Schönheit ist darin zu erkennen, daß beide das miteinander gemein-
sam haben, daß sie Wesensgrund und Strebeziel von allem sind,
beide ziehen alles an sich vereinen alles mit sich und werden von
5 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1940/41 4. Abh.