1. Xicolaus Cusanus und Ps. Dionysius im Lichte der Zitate
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Auch Nicolaus Cusanus vertritt die Ansicht, daß neben
Augustinus auch schon Ps. Dionysius von dieser docta ignorantia
spreche. Er beruft sich hierfür auf die ep. I ad Gaium: „Dionysius
ad Gaium ignorantiam perfectissimam scientiam affirmat et de
scientia ignorationis multis in locis loquitur; et Augustinus
ait Deum potius ignorantia quam scientia attingi,“ (Apologia 12,
22ff.). Das Original dieser Stelle bei Ps. Dionysius lautet genauer:
,,'H κατά τό κρεΐττον παντελής άγνωσία γνώσίς έστιν του υπέρ πάντα
τά γινοισκόμενα“ (PG 3, 1065b). Träversari: „praestansque illa et
perfecta ignoratio eius vera cognitio est, qui omnibus noscibilibus
eminet.“ Ferner zitiert Nicolaus das ganze Kapitel I, 1 der MTh.
Allein der präzise Ausdruck „docta ignorantia“ findet sich noch
nicht bei Dionysius,wenngleich die Sache deutlich genug hervor-
tritt. Diese docta ignorantia ist nicht im privativen Sinn zu ver-
stehen, sondern „secundum superlationem cognitionis relicta omni
cogitatione rerum externarum“. Sie ist nicht schlechtweg radika-
ler Zweifel oder radikale Negation (Agnostizismus); sie erhebt sich
über die Metaphysik und die Mathematik. Sie ist der einzige Weg,
der zur Erkenntnis Gottes führt; ja ein Wesensstück der mysti-
schen Theologie, das wahre Geist und Herz ernährende Wissen:
„Neque puto hoc (seil, sic Deum esse omnium esse quod tarnen
nullum omnium) aliter, quam in docta percipi posse ignorantia“
(Apologia [1449] S. 17, 13ff.).
Der Begriff caligo. Damit ist weiterhin die Frage gestellt,
was dieser Nebel (caligo, umbra, tenebrae, γνόφος) sei, wovon
Ps. Dionysius MTh I, 1 spricht und den er MTh II, ύπέρφωτος
γνόφος nennt, in Ep. ad Gaium I (σκότος), Ep.V ad Dorotheum (6
θειος γνόφος) und welche Bedeutung er für die mystische Gotteser-
kenntnis habe. Was ist also diese caligo ? Ps. Dionysius behandelt
die Frage in MTh I, 3 und II, wo er sagt, daß nur der in den mysti-
schen Nebel der Unwissenheit (άγνωσία) eintrete, der losgelöst und
befreit unter Ausschluß aller wissenschaftlichen Begriffe und aller
demonstrativen Erkenntnis, mit dem Unerkennbaren nach seinem
besseren Teile vereint ist und eben dadurch, daß er nichts erkennt,
über den Geist hinaus erkennt.
Diese Stelle MTh I, 3 dürfte wohl die Veranlassung gegeben
haben, daß manche der mittelalterlichen Mystiker unter der caligo
einfach die sog. negative Theologie verstanden und in dieser sich
erschöpfen ließen, derzufolge von Gott alles verneint und entfernt
werden müsse, so daß er dem Suchenden eher als ein Nichts, denn
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Auch Nicolaus Cusanus vertritt die Ansicht, daß neben
Augustinus auch schon Ps. Dionysius von dieser docta ignorantia
spreche. Er beruft sich hierfür auf die ep. I ad Gaium: „Dionysius
ad Gaium ignorantiam perfectissimam scientiam affirmat et de
scientia ignorationis multis in locis loquitur; et Augustinus
ait Deum potius ignorantia quam scientia attingi,“ (Apologia 12,
22ff.). Das Original dieser Stelle bei Ps. Dionysius lautet genauer:
,,'H κατά τό κρεΐττον παντελής άγνωσία γνώσίς έστιν του υπέρ πάντα
τά γινοισκόμενα“ (PG 3, 1065b). Träversari: „praestansque illa et
perfecta ignoratio eius vera cognitio est, qui omnibus noscibilibus
eminet.“ Ferner zitiert Nicolaus das ganze Kapitel I, 1 der MTh.
Allein der präzise Ausdruck „docta ignorantia“ findet sich noch
nicht bei Dionysius,wenngleich die Sache deutlich genug hervor-
tritt. Diese docta ignorantia ist nicht im privativen Sinn zu ver-
stehen, sondern „secundum superlationem cognitionis relicta omni
cogitatione rerum externarum“. Sie ist nicht schlechtweg radika-
ler Zweifel oder radikale Negation (Agnostizismus); sie erhebt sich
über die Metaphysik und die Mathematik. Sie ist der einzige Weg,
der zur Erkenntnis Gottes führt; ja ein Wesensstück der mysti-
schen Theologie, das wahre Geist und Herz ernährende Wissen:
„Neque puto hoc (seil, sic Deum esse omnium esse quod tarnen
nullum omnium) aliter, quam in docta percipi posse ignorantia“
(Apologia [1449] S. 17, 13ff.).
Der Begriff caligo. Damit ist weiterhin die Frage gestellt,
was dieser Nebel (caligo, umbra, tenebrae, γνόφος) sei, wovon
Ps. Dionysius MTh I, 1 spricht und den er MTh II, ύπέρφωτος
γνόφος nennt, in Ep. ad Gaium I (σκότος), Ep.V ad Dorotheum (6
θειος γνόφος) und welche Bedeutung er für die mystische Gotteser-
kenntnis habe. Was ist also diese caligo ? Ps. Dionysius behandelt
die Frage in MTh I, 3 und II, wo er sagt, daß nur der in den mysti-
schen Nebel der Unwissenheit (άγνωσία) eintrete, der losgelöst und
befreit unter Ausschluß aller wissenschaftlichen Begriffe und aller
demonstrativen Erkenntnis, mit dem Unerkennbaren nach seinem
besseren Teile vereint ist und eben dadurch, daß er nichts erkennt,
über den Geist hinaus erkennt.
Diese Stelle MTh I, 3 dürfte wohl die Veranlassung gegeben
haben, daß manche der mittelalterlichen Mystiker unter der caligo
einfach die sog. negative Theologie verstanden und in dieser sich
erschöpfen ließen, derzufolge von Gott alles verneint und entfernt
werden müsse, so daß er dem Suchenden eher als ein Nichts, denn