Metadaten

Nikolaus [Hrsg.]; Baur, Ludwig [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 4. Abhandlung): Nicolaus Cusanus und Ps. Dionysius im Lichte der Zitate und Randbemerkunge des Cusanus — Heidelberg, 1941

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42023#0091
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1. Nicolaus Cusanus und Ps. Dionysius im Lichte der Zitate

91

Auf eine Interpretationsregel, einen aus sprachphiloso-
phischen Erkenntnissen abgeleiteten, hermeneutischen Grundsatz,
beruft sich Nicolaus in einer Reflexion über das von ihm öfter
gestreifte Thema über die „vis vocabuli“ in De ven. sap. (1463)
c. 33 (I, 215r). Er sagt hier: daß die Wortbezeichnungen, die die
Dinge durch den ersten Menschen erhielten, infolge des zuge-
hörigen, vom Menschen erfaßten Begriffs nicht präzise Wörter
sind, so daß die Sache nicht etwa durch eine noch präzisere Wortbe-
zeichnung ausgedrückt werden könnte. Denn nicht der vom Men-
schen gebildete Begriff ist der Grund der Wesenheit einer Sache,
die jedem Ding vorangeht. Gäbe es einen Menschen, der einen
bezeichnenden Namen für diesen Wesensgrund erkennen und alles
in diesem eigentlichen Sinn benennen könnte, so würde dieser Mensch
von allem die vollkommenste Wissenschaft besitzen.
In diesem Zusammenhang erinnert er an Plato im VII. Briefe
(an die Verwandten und Freunde des Dion adressiert, nicht wie
Nicolaus sagt, an den Tyrannen Dionysius) über den gemalten
Zirkel, Wort und Begriff des Zirkels über όνομα, λόγος, εΐ'δωλον und
επιστήμη, und beruft sich auf Dionysius Areopagita, der die
Weisung gebe: „Ideo Dionysius Areopagita potius ad intentio-
nem quam ad vim vocabuli adverti mandat, licet ipse in
divinis nominibus, quemadmodum et Plato, multum significato
nominis inhaereat.“ Man wird wohl auf DN IV, 11 verweisen
können und auf CH II, 2. 4.
Zum Schluß erwähnen wir noch einige Zitate, die sich in der
Epistola VII ad Bohemos (vom 11. Oktober 1452) finden. Sie be-
treffen die kirchliche hierarchische Ordnung, ihre Bestellung und
ihre Vollmachten. Das erste Zitat lautet (p III, 21): „Hinc qui
eorum vices succedunt, habent potestatem hoc faciendo eo modo,
quo ipsi et ante eos Christus pontifex novi testamenti fecit, scilicet
constituendi pontifices, qui omnia talia possunt per se et tradendi
potestatem electis sacerdotibus hoc faciendi, scilicet gratias agendi,
benedicendi et accipiendi simul et aliis dignis tradendi, ut elegan-
tissime divinus tradit Dionysius observatum.“
Das zweite Zitat an derselben Stelle lautet: „Alii ut ex Diony-
sio habetur non conveniebant cum sacerdotibus nec videre pote-
rant mysteria et non sine magno mysterio.“
Diese Stellen bringen nicht wörtliche Zitate, sondern nur
allgemeine Ausführungen aus der EH bes. V, 5ff., wobei bemerkt
werden mag, daß auch Clemens von Alexandrien (Stromata 6, 13
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften