Einführung
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natürlich ebenfalls entlehnt sind, werden für sie dennoch in der
Regel nicht die Quellen angegeben, da sie ja keine Beweiskraft
haben, sondern nur Erläuterungen darstellen. Kymeus kennt dieses
Neben- und Ineinander von argumenten vnd geschickten, wie er sich
ausdrückt, durchaus1. Beim Nennen der beweisenden Autoritäten
geht er recht sorgfältig vor. Dazu hat ihn wohl vor allem die scharfe
und bissige Kritik des Cochlaeus an Luthers „großzügiger“ Art
des Zitierens angehalten2.
Vor allem interessiert nun, wie Kymeus die Autorität und die
Schriften des Nikolaus von Cues benutzt, unter dessen Einfluß
sein Büchlein gänzlich steht. Schon im Titel verrät es, um wessen
Zeugnis die nachfolgenden Ausführungen kreisen werden. Die An-
regung zur Formulierung des Titels, zu der Bezeichnung des Cusa-
ners als Herkules des Papstes wider die Deutschen hat Kymeus
aus der Lektüre der von ihm viel benutzten, von Caspar Hedio
verfaßten Paraleipomena zu Burchard von Ursberg empfangen3,
die hier auf die Geschichte des Basler Konzils des Aeneas Sylvius
Piccolomini zurückgehen. Dort wird Nikolaus als Hercules . . . .
omniurn Eugenianorum charakterisiert4, eine Kennzeichnung, die
in der Folge viel nachgesprochen worden ist. Das Bild des Herakles
als das des heroischen Kämpfers schlechthin ist durch das Mittel-
alter hindurch verbreitet gewesen5 und von den Humanisten neu
belebt worden6. Dem Mittelalter war der griechische Halbgott:
heroum, id est magnorum virorum gloria, wie Johann Ridewall es
1 Siehe u. S. 29.
2 Cochlaeus, Von der Donation a.a.O. Bl. Dr—Dijr. Die Kritik des
Cochlaeus weist überaus treffend die Mängel des damals üblichen metho-
dischen Verfahrens auf.
3 Paraleipomena rerum memorabilium zu Burchards Chronik, Straßburg
1537, S. 411.
4 Aeneae Sylvii libri III de concilio Basileensi, Frankfurt u. Leipzig
1791, S. 11. Andere Teilnehmer des Konzils werden von Aeneas mit Achilles
und Hektor verglichen, vgl. a.a.O. S. 125 (Paraleipomena, S. 414).
5 Sein Bild verbreiteten vor allem die im Mittelalter gebräuchlichen
Handbücher der antiken Mythologie, so etwa die Mitologiae des Fulgentius,
ed. R. Helm, Leipzig 1898.
6 So von Konrad Celtis u. a. Vgl. auch die übertragene Anwendung
des Herkules-Namens auf Kaiser Maximilian durch Celtis im Widmungs-
schreiben vom 28. März 1492: Der Briefwechsel des Konrad Celtis a.a.O.
S.43f. Auch später ist der Herkules-Vergleich häufig. Z. B. wird Willibald
Pirckheimer im 18. Jahrhundert als Hercules Germaniae bezeichnet, J. P.
Roeder, Vita II. G. Ebner, Nürnberg 1753, S. 6.
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natürlich ebenfalls entlehnt sind, werden für sie dennoch in der
Regel nicht die Quellen angegeben, da sie ja keine Beweiskraft
haben, sondern nur Erläuterungen darstellen. Kymeus kennt dieses
Neben- und Ineinander von argumenten vnd geschickten, wie er sich
ausdrückt, durchaus1. Beim Nennen der beweisenden Autoritäten
geht er recht sorgfältig vor. Dazu hat ihn wohl vor allem die scharfe
und bissige Kritik des Cochlaeus an Luthers „großzügiger“ Art
des Zitierens angehalten2.
Vor allem interessiert nun, wie Kymeus die Autorität und die
Schriften des Nikolaus von Cues benutzt, unter dessen Einfluß
sein Büchlein gänzlich steht. Schon im Titel verrät es, um wessen
Zeugnis die nachfolgenden Ausführungen kreisen werden. Die An-
regung zur Formulierung des Titels, zu der Bezeichnung des Cusa-
ners als Herkules des Papstes wider die Deutschen hat Kymeus
aus der Lektüre der von ihm viel benutzten, von Caspar Hedio
verfaßten Paraleipomena zu Burchard von Ursberg empfangen3,
die hier auf die Geschichte des Basler Konzils des Aeneas Sylvius
Piccolomini zurückgehen. Dort wird Nikolaus als Hercules . . . .
omniurn Eugenianorum charakterisiert4, eine Kennzeichnung, die
in der Folge viel nachgesprochen worden ist. Das Bild des Herakles
als das des heroischen Kämpfers schlechthin ist durch das Mittel-
alter hindurch verbreitet gewesen5 und von den Humanisten neu
belebt worden6. Dem Mittelalter war der griechische Halbgott:
heroum, id est magnorum virorum gloria, wie Johann Ridewall es
1 Siehe u. S. 29.
2 Cochlaeus, Von der Donation a.a.O. Bl. Dr—Dijr. Die Kritik des
Cochlaeus weist überaus treffend die Mängel des damals üblichen metho-
dischen Verfahrens auf.
3 Paraleipomena rerum memorabilium zu Burchards Chronik, Straßburg
1537, S. 411.
4 Aeneae Sylvii libri III de concilio Basileensi, Frankfurt u. Leipzig
1791, S. 11. Andere Teilnehmer des Konzils werden von Aeneas mit Achilles
und Hektor verglichen, vgl. a.a.O. S. 125 (Paraleipomena, S. 414).
5 Sein Bild verbreiteten vor allem die im Mittelalter gebräuchlichen
Handbücher der antiken Mythologie, so etwa die Mitologiae des Fulgentius,
ed. R. Helm, Leipzig 1898.
6 So von Konrad Celtis u. a. Vgl. auch die übertragene Anwendung
des Herkules-Namens auf Kaiser Maximilian durch Celtis im Widmungs-
schreiben vom 28. März 1492: Der Briefwechsel des Konrad Celtis a.a.O.
S.43f. Auch später ist der Herkules-Vergleich häufig. Z. B. wird Willibald
Pirckheimer im 18. Jahrhundert als Hercules Germaniae bezeichnet, J. P.
Roeder, Vita II. G. Ebner, Nürnberg 1753, S. 6.