58
Ottokar Menzel
Ambrosius
Camal-
dulensis.
10
15
20
*fol. Gijr
25
Calixtus.
30
gionis imponat, que potius est supersticio, licet has virgines sacer-
dotes sanctimonialesque appellent. Vnd widerumb spricht er: Me-
lius merentur scorta et prostibula de genere humano quam sancti-
moniales et continentes.
Aber wir müssen allein die Ketzer sein, so wider die heilige
Keuschheit der Geistlichen reden vnd schreiben.
Es schreyb zur selbigen zeit an den löblichen Keyser Sigis-
mundum Ambrosius Camaldulensis, ein Papist, also:
Es kan Keyserliche Maiestet Gott keinen bessern dienst, auch
der Christen Gemein nicht grossem nutz zufügen, denn das sie den
grewel des Goncilii zu Basel hinweg neme. Hane inquam senten-
ciam ex alto cordis eructo.
Sihe, es wird das Concilium ein grewel genennet, weil es dem
Bapst zuwider vnd für die Deudschen ist. Denn der Bapst mit
sampt den seinen kan nicht leben on der armen Christen verderben.
Lesset man vns Christum, so dürften wir seins Ablas vnd Jar-
marckts gar nichts. Lesset man vns zu die Natürliche vnd Christ-
liche freiheit, so ist sein Begiment, damit er vns wider Gott vnd
recht nötigt, aus. Wir haben einen Keyser, Fürsten vnd Herrn,
so von Gottes wegen pflichtig sein, vns bey vnserm recht zu hand-
haben. Wo solchs geschehe, das wir so bey vnserm*rechten ge-
handhabt würden, wo würde dann der Bapst bleiben ? Es ist aber
Caypha ein newe zunge gewachssen, spricht nu mehr: Es ist besser,
Land vnd Leut leiden an seel vnd leib schaden, verlieren auch
beide, Christliche vnd Natürliche freiheit, denn das der einige Bapst
an seinem Begiment abbruch neme.
Es war vnter Calixto Papa ein Versandung der Geistlichen vnd
weltlichen Stende der Deudschen, schickten ire Oratores an Keyser
Fridrichen, ire sach widder den JBapst auszufüren, ist aber ver-
geblich gewesen, also das ich achte, sein Beich werde für den Welt-
regenten wol stehend bleiben, bis das der alte betagt kömpt, mit
seiner zukunfft inen zu stürtzen. Mitler zeit aber wollen wir vnser
Creutz mit freuden tragen vnd hoffen auff die zeit vnser erlösung,
die durch Christum bald geschehen wird.
2—4. VALLA, a. a. O., fol. 3W. 9—12. AMBROSIUS TRA-
J ERSARIUS, Latinae Epistolae ed. Petrus Cannetus, Florenz 1759,
Nr. 175 (1436), Sp. 237; abgedruckt auch in: AE NE AS SYLV1US PICCO-
LOMINI, Opera omnia, Basel 1551, S. 830, epistola 353. Über TRAVER-
SARI vg\. G. Voigt, Die Wiederbelebung des class. Altertums, Bd. 73, Berlin
1893, S. 314 jf. 23—26. Vgl. Joan. 11, 49—50.
32—33. Vgl. Marc. 8, 34; Luc. 9,23; 14, 27.
33. Vgl. 2 Cor. 1, 10.
Ottokar Menzel
Ambrosius
Camal-
dulensis.
10
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*fol. Gijr
25
Calixtus.
30
gionis imponat, que potius est supersticio, licet has virgines sacer-
dotes sanctimonialesque appellent. Vnd widerumb spricht er: Me-
lius merentur scorta et prostibula de genere humano quam sancti-
moniales et continentes.
Aber wir müssen allein die Ketzer sein, so wider die heilige
Keuschheit der Geistlichen reden vnd schreiben.
Es schreyb zur selbigen zeit an den löblichen Keyser Sigis-
mundum Ambrosius Camaldulensis, ein Papist, also:
Es kan Keyserliche Maiestet Gott keinen bessern dienst, auch
der Christen Gemein nicht grossem nutz zufügen, denn das sie den
grewel des Goncilii zu Basel hinweg neme. Hane inquam senten-
ciam ex alto cordis eructo.
Sihe, es wird das Concilium ein grewel genennet, weil es dem
Bapst zuwider vnd für die Deudschen ist. Denn der Bapst mit
sampt den seinen kan nicht leben on der armen Christen verderben.
Lesset man vns Christum, so dürften wir seins Ablas vnd Jar-
marckts gar nichts. Lesset man vns zu die Natürliche vnd Christ-
liche freiheit, so ist sein Begiment, damit er vns wider Gott vnd
recht nötigt, aus. Wir haben einen Keyser, Fürsten vnd Herrn,
so von Gottes wegen pflichtig sein, vns bey vnserm recht zu hand-
haben. Wo solchs geschehe, das wir so bey vnserm*rechten ge-
handhabt würden, wo würde dann der Bapst bleiben ? Es ist aber
Caypha ein newe zunge gewachssen, spricht nu mehr: Es ist besser,
Land vnd Leut leiden an seel vnd leib schaden, verlieren auch
beide, Christliche vnd Natürliche freiheit, denn das der einige Bapst
an seinem Begiment abbruch neme.
Es war vnter Calixto Papa ein Versandung der Geistlichen vnd
weltlichen Stende der Deudschen, schickten ire Oratores an Keyser
Fridrichen, ire sach widder den JBapst auszufüren, ist aber ver-
geblich gewesen, also das ich achte, sein Beich werde für den Welt-
regenten wol stehend bleiben, bis das der alte betagt kömpt, mit
seiner zukunfft inen zu stürtzen. Mitler zeit aber wollen wir vnser
Creutz mit freuden tragen vnd hoffen auff die zeit vnser erlösung,
die durch Christum bald geschehen wird.
2—4. VALLA, a. a. O., fol. 3W. 9—12. AMBROSIUS TRA-
J ERSARIUS, Latinae Epistolae ed. Petrus Cannetus, Florenz 1759,
Nr. 175 (1436), Sp. 237; abgedruckt auch in: AE NE AS SYLV1US PICCO-
LOMINI, Opera omnia, Basel 1551, S. 830, epistola 353. Über TRAVER-
SARI vg\. G. Voigt, Die Wiederbelebung des class. Altertums, Bd. 73, Berlin
1893, S. 314 jf. 23—26. Vgl. Joan. 11, 49—50.
32—33. Vgl. Marc. 8, 34; Luc. 9,23; 14, 27.
33. Vgl. 2 Cor. 1, 10.