66
Ottokar Menzel
Das inn Sachen, vnser
Justification belangen, der Car-
dinal Cnsanns dem Babst zn wider
vnd an vielen orten vnserm Evangelio
5 gemes geschrieben hat.
Das Vierde Capitel.
Das man im Bapstum gerechtigkeit sucht inn vnserm guten
*foL Huj° ]eben vnd wercken vnd bindet das gewissen an die Ge*set,z der
menschen, als weren sie zur Seligkeit von nöten, wird klerlich von
10 dem Cusano widerfochten, doch mit schlechtem stillem schreiben.
Denn wenn er das vnkraut hett sollen ausgeten, durch welchs seine
lahr bis an vnser zeit vnterdruckt ist, were seiner bald zu wenig worden.
Dieser Cusanus hat ein vberaus grossen misfallen daran gehabt,
das ein itzliche Nation auch mit so vielem blutvergiessen heit, vber
menschen ^ren Traditionibus vnd menschenGesetzen, als stünde vnser heil
gesetzen. vncj seügpeit inn solchen Gesetzen vnd nicht vielmehr inn Christo,
dem verheissenem samen Abrahe. Ist aus hohem verstand vnd
brünstiger liebe des friedes dahin geraten, das er ein Büchlein hat
Ljbefide6i.paCe lassen ausgehen, De pace fidei genennet, darin er einen fürschlag
einfgkeit1 mit gibt, wie das alle völcker auff erden zur einigkeit des glaubens
tomen'mag!1 körnen rnügen. Nemlich also: Weil die gerechtigkeit allein in
Christo vnd nicht inn eusserlichen traditionibus stehet, solt man die
frembden Vngleubigen nicht so zwingen, vnser traditiones anzu-
nemen, solt aber vielmehr die Heiden vnd Jüden berichten, das
25 das heil allein inn Christo, nicht inn iren noch vnsern Ceremonien
stehet. Das man aber eigentlich des Cusani bekentnus innen werde,
wil ich hie seine wort inn deudsch darstellen, ob villeicht die Cardi-
nalische dignitet der warheit bev den Papisten rnüge stete einreumen.
Im buch De pace fidei, da der Tartarus vnd S. Paulus mit
30 einander reden, spricht Paulus also: Man mus hie zulassen, das
Anmerkung zu Seite 65:
39—40. Dies Zitat stammt wahrscheinlich aus einer parodistischen Litanei.
Es klingt an das Karfreitagsgebet an: Oremus et pro perfidis Judaeis . . . Mit
der aus der Reformationszeit stammenden sog. Letaneia Germanorum o. O. o. J.
(wiederabgedruckt in: Patriotisches Archiv für Deutschland, Bd. VII, Mannheim
u. Leipzig 1787, S. 429ff.) hat es nichts zu tun.
Anmerkungen zu Seite 66:
19 ff. De pace fidei, ed. Paris. I, fol. IIP—123T.
30—S. 69, 16. De pace fidei, ed. Paris. I, fol. 121y—1221.
Ottokar Menzel
Das inn Sachen, vnser
Justification belangen, der Car-
dinal Cnsanns dem Babst zn wider
vnd an vielen orten vnserm Evangelio
5 gemes geschrieben hat.
Das Vierde Capitel.
Das man im Bapstum gerechtigkeit sucht inn vnserm guten
*foL Huj° ]eben vnd wercken vnd bindet das gewissen an die Ge*set,z der
menschen, als weren sie zur Seligkeit von nöten, wird klerlich von
10 dem Cusano widerfochten, doch mit schlechtem stillem schreiben.
Denn wenn er das vnkraut hett sollen ausgeten, durch welchs seine
lahr bis an vnser zeit vnterdruckt ist, were seiner bald zu wenig worden.
Dieser Cusanus hat ein vberaus grossen misfallen daran gehabt,
das ein itzliche Nation auch mit so vielem blutvergiessen heit, vber
menschen ^ren Traditionibus vnd menschenGesetzen, als stünde vnser heil
gesetzen. vncj seügpeit inn solchen Gesetzen vnd nicht vielmehr inn Christo,
dem verheissenem samen Abrahe. Ist aus hohem verstand vnd
brünstiger liebe des friedes dahin geraten, das er ein Büchlein hat
Ljbefide6i.paCe lassen ausgehen, De pace fidei genennet, darin er einen fürschlag
einfgkeit1 mit gibt, wie das alle völcker auff erden zur einigkeit des glaubens
tomen'mag!1 körnen rnügen. Nemlich also: Weil die gerechtigkeit allein in
Christo vnd nicht inn eusserlichen traditionibus stehet, solt man die
frembden Vngleubigen nicht so zwingen, vnser traditiones anzu-
nemen, solt aber vielmehr die Heiden vnd Jüden berichten, das
25 das heil allein inn Christo, nicht inn iren noch vnsern Ceremonien
stehet. Das man aber eigentlich des Cusani bekentnus innen werde,
wil ich hie seine wort inn deudsch darstellen, ob villeicht die Cardi-
nalische dignitet der warheit bev den Papisten rnüge stete einreumen.
Im buch De pace fidei, da der Tartarus vnd S. Paulus mit
30 einander reden, spricht Paulus also: Man mus hie zulassen, das
Anmerkung zu Seite 65:
39—40. Dies Zitat stammt wahrscheinlich aus einer parodistischen Litanei.
Es klingt an das Karfreitagsgebet an: Oremus et pro perfidis Judaeis . . . Mit
der aus der Reformationszeit stammenden sog. Letaneia Germanorum o. O. o. J.
(wiederabgedruckt in: Patriotisches Archiv für Deutschland, Bd. VII, Mannheim
u. Leipzig 1787, S. 429ff.) hat es nichts zu tun.
Anmerkungen zu Seite 66:
19 ff. De pace fidei, ed. Paris. I, fol. IIP—123T.
30—S. 69, 16. De pace fidei, ed. Paris. I, fol. 121y—1221.