Johannes Kymeus: Des Babsts Hercules wider die Deudschen
71
krafft von sich gebe, kein werck, kein f rucht, kein Zeichen. Das
leben were kein leben.
Dermassen redt er im Sermon (vber das wort: Qui facit volun-
tatem patris) also: Gott erkennen vnd durch gute werck nicht
fruchtbar sein, ist nicht gnug. Denn der Glaub on die werck ist 5
tod. Aber dis ist wunderbarlich, spricht er, weil Paulus allenthalben
bezeugt, das der Glaube vnd nicht die werck des Gesetzs gerecht
machen. Aber es ist war, das der glaube, der lebendig ist, der gibt
auch das leben von sich, zu welchem auch die wercke der liebe ge-
hören. Weil aber dis die werck der liebe genent werden, so ge- 10
schehen sollen nach dem willen des Vaters, der im hirnel ist (denn
die liebe ist der Geist vnd wille des vaters), spricht hie Christus:
Wer den willen meines vaters im himel thut, der sol inn das Himel-
reich körnen.
Hie redet er je öffentlich wider die lügen vnser Sophisten, die 15
ein newe Theologiam erfunden haben, heit also: Fides formata f0™®ta
charitate iustificat; das ist so viel gesagt: Der Glaub, der sein
leben nicht an im selbst, sondern von der liebe hat, macht gerecht.
Denn ob wol dieser Cusanus auch pflegt solcher Sophistischer wort
zu brauchen, wil er doch per fidem formatam charitate nicht 20
anders verstanden haben denn ein rechtschaffenen glauben, dem
die liebe folgt, wie gehört ist.
*Item. Im Buch De docta ignorantia spricht er, das vnser *f°l-JiijV
Herr Christus hat alle vnser missethat inn seinem leihe getödtet,
das wir aller Sünde Vergebung inn im vberkomen, also das sein 25
vnschuldiger schmehelicher tod sey vnserer sünde austilgung, genug-
thuung vnd reinigung.
Vnd widerumb. Wir sein inn im beschnitten, inn im sein wir
getaufft, gestorben, aufferstanden, lebendig, vereinigt vnd verklert
worden. Derhalben kommet vnser gerechtigkeit nicht von vns, 30
sondern von Christo. Er ist vnser fülle. Darumb, wenn wir in
haben, so haben wir es alles. Wenn wir inn diesem leben den recht-
schaffenen glauben vberkomen, werden wir nicht anders, denn
durch denselben glauben gerecht. Also viel aus dem Cusano.
3—4. [Matth. 7, 21], 4—14. Excitationes VI, Ex sermone: Qui
facit voluntatem patris, ed. Paris. II, fol. 116y.
7—8. [Rom. 3, 28; Galat. 2, 16],
13—14. [Vgl. Matth. 7, 21]. 16ff. Vgl. DDI III, 6, S. 137 {u. die
dort angeführten T HO MAS-Stellen); DDI III, 11, S. 154.
23—27. DDI III. 6, S. 137. 28—34. DDI III, 6, S. 138.
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krafft von sich gebe, kein werck, kein f rucht, kein Zeichen. Das
leben were kein leben.
Dermassen redt er im Sermon (vber das wort: Qui facit volun-
tatem patris) also: Gott erkennen vnd durch gute werck nicht
fruchtbar sein, ist nicht gnug. Denn der Glaub on die werck ist 5
tod. Aber dis ist wunderbarlich, spricht er, weil Paulus allenthalben
bezeugt, das der Glaube vnd nicht die werck des Gesetzs gerecht
machen. Aber es ist war, das der glaube, der lebendig ist, der gibt
auch das leben von sich, zu welchem auch die wercke der liebe ge-
hören. Weil aber dis die werck der liebe genent werden, so ge- 10
schehen sollen nach dem willen des Vaters, der im hirnel ist (denn
die liebe ist der Geist vnd wille des vaters), spricht hie Christus:
Wer den willen meines vaters im himel thut, der sol inn das Himel-
reich körnen.
Hie redet er je öffentlich wider die lügen vnser Sophisten, die 15
ein newe Theologiam erfunden haben, heit also: Fides formata f0™®ta
charitate iustificat; das ist so viel gesagt: Der Glaub, der sein
leben nicht an im selbst, sondern von der liebe hat, macht gerecht.
Denn ob wol dieser Cusanus auch pflegt solcher Sophistischer wort
zu brauchen, wil er doch per fidem formatam charitate nicht 20
anders verstanden haben denn ein rechtschaffenen glauben, dem
die liebe folgt, wie gehört ist.
*Item. Im Buch De docta ignorantia spricht er, das vnser *f°l-JiijV
Herr Christus hat alle vnser missethat inn seinem leihe getödtet,
das wir aller Sünde Vergebung inn im vberkomen, also das sein 25
vnschuldiger schmehelicher tod sey vnserer sünde austilgung, genug-
thuung vnd reinigung.
Vnd widerumb. Wir sein inn im beschnitten, inn im sein wir
getaufft, gestorben, aufferstanden, lebendig, vereinigt vnd verklert
worden. Derhalben kommet vnser gerechtigkeit nicht von vns, 30
sondern von Christo. Er ist vnser fülle. Darumb, wenn wir in
haben, so haben wir es alles. Wenn wir inn diesem leben den recht-
schaffenen glauben vberkomen, werden wir nicht anders, denn
durch denselben glauben gerecht. Also viel aus dem Cusano.
3—4. [Matth. 7, 21], 4—14. Excitationes VI, Ex sermone: Qui
facit voluntatem patris, ed. Paris. II, fol. 116y.
7—8. [Rom. 3, 28; Galat. 2, 16],
13—14. [Vgl. Matth. 7, 21]. 16ff. Vgl. DDI III, 6, S. 137 {u. die
dort angeführten T HO MAS-Stellen); DDI III, 11, S. 154.
23—27. DDI III. 6, S. 137. 28—34. DDI III, 6, S. 138.