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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 2. Abhandlung): Rom und die Christen im ersten Jahrhundert — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42027#0045
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Rom und die Christen im ersten Jahrhundert

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genannten traditionellen Stücken. Dieses dritte Element fällt im
Rahmen des Ganzen häufig dadurch auf, daß es zu seiner Umge-
bung nicht zu passen scheint, die Handlung hemmt, das Bild zer-
stört.
Die Schwierigkeiten, die das Buch der Erklärung bietet, be-
stehen zum großen Teil in der Unsicherheit, in die der Exeget bei
der Frage versetzt wird, welcher der drei Gruppen die einzelnen
Teile angehören. Literarische Hypothesen bieten sich an, sind aber
schwer zu beweisen, da der Verfasser offenbar selbst einander
fremde Elemente zu einem Ganzen gefügt hat. Ihn aber für einen
bloßen Redaktor zu halten, geht auch nicht an, da viele Elemente
der zweiten Gruppe und alle der dritten auf ihn zurückgehen.
Wenn wir in der Apokalypse nach einem eindeutigen Bilde
Roms suchen, so finden wir es in Kap. 17 und 18. Die große Dirne
Babel, deren Untergang dort dargestellt wird, ist Rom. Als sie
gestürzt ist, klagen um sie die Könige der Erde, die Händler, die
Schiffer und die Fischer, denn alle sind reich geworden durch sie.
Das Weib ist „die große Stadt, deren Herrschaft geht über der
Erde Könige“ (17, 18). Getragen wird diese Frau von dem „Tier“,
einer dämonischen Macht, und dieses Tier hat sieben Köpfe, die
gleich danach auf sieben Berge gedeutet werden (17, 9) — die An-
spielung auf Rom ist deutlich1. Ob sie ursprünglich ist, braucht
hier nicht untersucht zu werden2. Für unsere Betrachtung genügt
es, zu sehen, daß ziemlich unvermittelt — daran ist die Gegenwarts-
beziehung zu spüren — an drei Stellen von den Märtyrern gespro-
chen wird. „Und trunken sah ich das Weib vom Blut der Heiligen
und vom Blut der Zeugen Jesu“ (17, 6) heißt es am Ende der ersten
1 Vgl. Schütz, Die Offenbarung des Job. und Kaiser Domitian, 44 ff.
2 Ernst Lohmeyer hat in seinem Kommentar (mit einer unübertrof-
fenen Übersetzung) wie durchgehende so auch für dieses Kapitel jede zeit-
geschichtliche Beziehung abgelehnt und nur die traditionsgeschichtliche Er-
klärung gelten lassen. Aber die von ihm versuchte Ableitung von einer im
Henochbuch und in mandäischen Texten bezeugten Tradition bedeutet, wie
mir scheint, keine Ausschließung jeder zeitgeschichtlichen Beziehung. Zu
deutlich ist die Anspielung auf die 7 Hügel; Henoch 21, 3 ist nicht, wie Loh-
meyer will, eine Parallele dazu, denn dort handelt es sich um 7 Sterne, die
„wie große Berge“ im leeren Raum stehen. Und wenn das Nebeneinander
von Weib und Tier zu der Deutung auf Rom nicht paßt und die Erklärung
der 7 Köpfe und 10 Hörner Schwierigkeiten macht (vgl. aber Lyder Brun,
ZNW 1927, 128ff.), so zeigt das nur, daß eine alte Überlieferung zugrunde
liegt, die noch keine Beziehung auf Rom hatte; der Verf. kann das über-
lieferte Bild deswegen doch in diesem Sinn gedeutet haben.
 
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