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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 2. Abhandlung): Rom und die Christen im ersten Jahrhundert — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42027#0047
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Rom und die Christen im ersten Jahrhundert

ginn ihres Weges durch die Trübsal — sonst würde es der bewah-
renden Versiegelung nicht bedürfen. Diese 144000, die nur im
geistigen Sinn als das neue Zwölf-Stämme-Volk bezeichnet werden,
erscheinen in Kapitel 14, lff. wieder, nur jetzt im Himmel und
als Verklärte, „von der Erde losgekauft“, „Opfer für Gott und das
Lamm“. Obwohl ihre Charakteristik von der in Ivap. 7 gegebenen
etwas abweicht, darf man doch im Sinne des Verfassers (vielleicht
nicht der Tradition) die Identität der beiden Gruppen, in Kap. 7
und Kap. 14, festhalten, und darf die endliche Verklärung der Ver-
siegelten in Zusammenhang bringen mit den Ereignissen, die sich
inzwischen, in Kap. 12—13, vollzogen haben.
Drei mythische Ungeheuer sind nacheinander 12; 13; 13, 11
vor dem Blick des Sehers erschienen, ein Drache, ein Tier aus dem
Meere und ein Tier, das aus der Erde aufsteigt. Alle drei werden
ähnlich geschildert, alle drei sind Todfeinde der Christengemeinde.
Immer deutlicher vollzieht sich die Enthüllung ihrer Feindschaft.
Der Drache verfolgt die Mutter des Erlöserkindes wie in einem alten
Mythus; er wird auf die Erde gestürzt und verfolgt das Weib dort.
Aber sie entflieht ihm. Da heißt es 12, 17: „Da ward der Drache
zornig auf das Weib und ging hin, um Krieg zu führen mit den
übrigen von ihrem Samen, die beachten die Gebote Gottes und
bewahren Jesu Zeugnis“. Das Bild ist zerstört, denn andere Kinder
des Weibes gehören nicht hinein, aber die aktuelle Bezeichnung
ist deutlich — was immer auch der Sinn des alten Mythus gewesen
sein mag: der Drache, schon 12, 9 als alte Schlange, Teufel oder
Satan gedeutet, tobt seine Wut auf Erden an den Christen aus.
Dann erscheint in Kap. 13 das Tier aus dem Meer, dem vom
Drachen die gesamte Macht auf Erden übertragen wird, also eine
Art irdischer Stellvertreter des Teufels, der Antichrist, aktuell
gesehen aber offenbar Rom — woher das Bild auch immer stammen
mag. Das Tier fängt Krieg an mit den Heiligen und besiegt sie;
alle aber, die nicht im Lebensbuch des geschlachteten Lammes ge-
schrieben stehen, beten d s Tier an. Die Christen unterscheiden
sich also dadurch von der übrigen Bevölkerung des Römischen
Reiches, daß sie dem Kaiser die kultische Verehrung weigern.
Der Konflikt spitzt sich weiter zu. Ein zweites Tier erscheint
13, 11—18, übrigens ganz im Sinn alter mythischer Überlieferung
von zwei solchen Ungeheuern, von Leviathan und Behemoth. Die
Wirksamkeit dieses Tieres besteht darin, daß es die Bewohner der
Erde zur Anbetung des ersten Tieres treibt. Es läßt sie ein Bild
 
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