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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0010
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10 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
Quellen zugewiesenen Stücke des Hexateuchs zu beschränken; was
an altem Material in den Büchern Richter, Samuelis und Könige
vorlag, verteilte man auf eine Menge einzelner schriftlicher „Quel-
len“, die als Heldengeschichten, Saulgeschichte, Davidgeschichte,
Salomogeschichte, Prophetengeschichten u. ä. bezeichnet wurden1.
Daß in Wirklichkeit auch hier, wie schon einige ältere Forscher
vermutet hatten, die Quellen J und E zugrunde hegen, zeigte zu-
erst G. H. Cornill2, und nach ihm hat K. Budde durch eindrin-
gende Quellenuntersuchung der Bücher Richter und Samuelis3 den
Einzelnachweis dafür geliefert. Cornill und Budde finden den
Schluß des jahvistischen Werkes in 1. Reg 246. Im weiteren Ver-
lauf haben dann mehrere Forscher die Quellen J und E auch im
Königsbuche nachzuweisen versucht4. Ich selber glaube den Schluß
des jahvistischen Werkes in 1. Reg 12i9 zu erkennen5. Das Pro-
blem, das hier bleibt, ist dieses, ob das dem J zugewiesene Schrift-
tum das einheitliche Werk einer ersten Hand ist. Budde selber
wendet sich gegen diese Auffassung. Nach seiner Ansicht ist das
jahvistische Werk sukzessiv entstanden. Als ältester Teil gilt ihm
die, wie er annimmt, von zeitgenössischer Hand geschriebene Ge-
schichte Sauls und Davids. Angeregt durch diese erste hebräische
Geschichtsschreibung habe sich dann eine „Schule“ gebildet, die
nun rückschreitend zuerst das Heldenzeitalter in Kanaan, dann die
Entstehung des Volkes in Ägypten und die Wüstenwanderung,
weiterhin die Zeit der Väter und zuletzt die Urgeschichte dar-
gestellt habe. So sei eine Reihe einander folgender Geschlechter
an dem Werke tätig gewesen6. Die Ansicht Buddes ruht wesent-
1 Typisch für diese Auffassung ist R. Kittel noch in der letzten Auf-
lage seiner Geschichte des Volkes Israel I5 61923, 1161925 ; vgl. auch C. Steuer-
nagel, Einleitung in das Alte Testament, 1912.
2 G. H. Cornill, Einleitung in die kanonischen Bücher des Alten Testa-
mentes7 1913, wo die weitere Literatur verzeichnet ist.
3 K. Budde, Richter und Samuel, 1890; Das Buch der Richter, KHC
1897; Die Bücher Samuel, KHC 1902; Geschichte der althebräischen Lite-
ratur, 1906, S. 63.
4 So I. Benzinger (Jahvist und Elohist in den Königsbüchern, BWAT
XXVII 1921), der den Jahvisten bei Hiskia, den Elohisten bei Josia enden
läßt. In anderer Weise Smend und Eissfeldt in ihren oben genannten Ar-
beiten.
5 Vgl. meine Untersuchung „Das Buch der Könige, seine Quellen und
seine Redaktion“ in Eucharisterion (GuNKEL-Festschrift) 1923 I, 158—213.
6 Dieser Gedanke hat mehrfach Anklang gefunden. Er wirkt noch nach
bei Joh. Hempel (Die althebräische Literatur und ihr hellenistisch-jüdisches
 
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